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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 104 von 108

 

rufen. Woche für Woche kommen viele Zuhörerinnen und Zuhörer zu wissenschaftlichen Vorlesungen. Die Wiener Vorlesungen sind auch im internationalen Vergleich ein großes und nachhaltiges Wissenschaftsprojekt und bilden eine breite Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher und urbaner Öffentlichkeit. Sie haben eine klare Programmatik, und zwar Aufklärung statt Vernebelung, Tiefenschärfe statt Oberflächenpolitur, Differenzierung statt Vereinfachung, Analyse statt Infotainment, Auseinandersetzung statt Belehrung. Die Referentenliste der letzten 20 Jahre setzt sich aus bedeutenden Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, Schriftstellern und auch Politikern der ganzen Welt zusammen.

 

Auch im Jahr 2007 wird es wieder spannende Vorträge bedeutender Referentinnen und Referenten geben. Wen erwarten wir unter den Vortragenden für das nächste Jahr? Zum Beispiel den in Wien geborenen Mediziner Eric Kandel, den Nobelpreisträger für Medizin 2000, den deutschen Physiker Wolfgang Ketterle, den Nobelpreisträger für Physik 2001, den scharfzüngigen Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler, den deutschen Soziologen Ulrich Beck und Lorraine Daston vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Ausstellungen zu Wiener Vorlesungen werden 2007 die Beiträge dieses Projekts dokumentieren und die Buchreihe der Wiener Vorlesungen wird im Jahr 2007 um 15 Bände erweitert.

 

Heuer fand das erste Seminar der Nobelpreisträger mit Vorträgen des französischen Physikers Claude Cohen-Tannoudji, des aus Wien stammenden Chemikers Walter Kohn, des amerikanischen Physikers Roy Glauber und des in China geborenen Physikers Chen Ning Yang statt. Nach dem großen Erfolg wird es natürlich auch 2007 im Frühsommer ein Nobelpreisträgerseminar der Wiener Vorlesungen geben. Das wird sicher wieder spannend sein und zeigen, Wien hat internationales Flair und alle kommen gerne zu uns.

 

Es gibt noch ein Jubiläum in der Wissenschaftsabteilung, etwas versteckt. Die Wiener Vierteltouren haben Jubiläum. Sie finden 2007 zum zehnten Mal statt. Für alle, die es nicht wissen, die Vierteltouren sind ziemlich kulinarische, historisch relevante literarische Reisen durch die Wiener Volkskultur gegen den Strich des kitschigen Wienklischees. Die Wiener Vierteltour 2007 setzt sich mit Muslimen in Wien auseinander und möchte mit dem Hinweis auf vielfältige Leistungen, die von muslimischen Gruppen erbracht wurden, das Vertrauen zwischen den Religionsgemeinschaften fördern.

 

Auch der Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat sich mit Migration auseinandergesetzt, und zwar mit Migration im naturwissenschaftlichen Bereich. Zum Beispiel wurde eine Förderung für die Arbeit „Migration der Pappelarten im Wiener Raum" zuerkannt. Im Jahr 2007 werden die Mittel des Jubiläumsfonds zum Thema „Confusional Science" ausgeschrieben.

 

Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Wissenschaftsförderung der Stadt ist der Fonds der Stadt für innovative interdisziplinäre Krebsforschung. Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Forschungsfonds. Es kann uns alle treffen. Er fördert Forschungsvorhaben, die einen Fortschritt in Verständnis, Diagnostik oder Therapie bösartiger Erkrankungen erwachen lassen. Er dient auch dazu, Leadership in Zentraleuropa zu zeigen und vergibt den Großen Zentraleuropäischen Preis für interdisziplinäre Krebsforschung. Die Preisträgerin 2005 war Frau Univ-Prof Erika Jensen-Jarolim vom Institut der Pathophysiologie der Medizinischen Universität. Ich finde es auch bemerkenswert, dass die Förderungspreise für qualifizierte Medizinerinnen und Mediziner bis 40 Jahre im vergangenen Jahr ausschließlich an Frauen vergeben werden konnten. (Beifall bei der SPÖ. - GRin Mag Marie Ringler: Es ist Zeit!)

 

Wissenschaft, Wirtschaft und Stadt Wien arbeiten daran, Wien als zentraleuropäische Forschungs- und Wissenschaftshauptstadt zu etablieren. Der Herr VBgm Rieder hat das heute schon kurz angesprochen. Der Strategieplan „Viennovation" wird im kommenden Jahr erstellt und gilt für zwei Legislaturperioden.

 

Dabei sollen folgende Ziele erreicht werden, ich möchte das kurz anführen, weil ich das ganz wichtig finde:

 

Die Forschungsgruppe in Wien soll von 3,6 Prozent auf 4 Prozent erhöht werden.

 

22 000 Beschäftigte sind im Bereich Forschung und Entwicklung angestrebt.

 

Verdoppelung der Forschungs- und Entwicklungsunternehmen.

 

Die Akademikerquote soll von derzeit 16 Prozent auf 20 Prozent gesteigert werden.

 

Die Verdoppelung des Frauenanteils in der betrieblichen Forschung wird angestrebt.

 

Mehr als 60 hochrangige Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Einrichtungen der Stadt Wien arbeiten an diesem Strategiekonzept. Mit der Konferenz „WienDenktZukunft - Wissen schafft Innovation" wurde im Herbst der Beginn gegeben und im Herbst 2007 wird die Wiener Forschungstechnologie-Informationsstrategie präsentiert werden. Im Rahmen dieses Prozesses soll eine Bestandsaufnahme der Stärken- und Schwächenstrukturen und -entwicklungen, Entwicklungspotenziale, aber auch der blinden Flecken erarbeitet werden. Die Wissenschaftsabteilung wird die Betreuung des Bereichs Wissenschaft und Gesellschaft übernehmen.

 

Meine Fraktion ist sich der Verantwortung für die Zukunft der Stadt bewusst, denn wie schon Benjamin Franklin sagte: „Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen." (GR Godwin Schuster setzt zu Beifall an.) - Gleich. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Ich wollte das ein bisschen abkürzen. - Bitte. (Beifall bei der SPÖ.)

 

In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zum vorliegenden Budget (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) und bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft für die gute Zusammenarbeit, weil die sind diejenigen, die dieses Budget exekutieren müssen. (GR Mag Rüdiger

 

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