Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 91
Stadt angewiesen sind, dennoch bei jeder noch so
kleinen Unterstützung zu Bittstellern degradiert werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber auch in der Betreuung hilfsbedürftiger Menschen ist
ein Festhalten an der bisherigen Politik festzustellen. Der Ausbau der mobilen
Betreuung zu Hause für ältere Menschen spiegelt sich in keiner Weise in dem
Voranschlag wider. Der Pflegeheimplan vom ÖBIG zeigt eine dramatische
Entwicklung des Bedarfs der mobilen Betreuung zu Hause, und zwar bis ins
Jahr 2010. Im vorliegenden Voranschlag für 2007 gibt es aber keine Signale
in diese Richtung. Der Kollaps des Systems ist durch die Starre und ideenlose
Fortschreibungspolitik der Stadt Wien vorgezeichnet. Eine aktive Budgetpolitik,
meine Damen und Herren, sieht anders aus. Sie ignorieren die
Bevölkerungsentwicklung und ihre Veränderungen. Es fehlen sowohl ein
Gesundheitsstrukturplan, aber auch ein Geriatrieplan. In diesem Zusammenhang
möchte ich zwei Beschlussanträge betreffend die Erstellung eines Wiener
Gesundheitsplans einbringen:
„Die amtsführende Stadträtin für Gesundheit und
Soziales möge veranlassen, einen Gesundheitsplan mit einer Perspektive von
mindesten zehn Jahren zu erstellen. - In formeller Hinsicht beantragen wir die
Zuweisung.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Der zweite Antrag fordert eine Erstellung eines
Wiener Geriatrieplans.
In formeller Hinsicht wird ebenfalls die Zuweisung an
den Gesundheits- und Sozialausschuss beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Großheime werden weiter
geplant, gebaut, und medial angekündigt - meine Kollegin Ingrid Korosec ist
auch darauf schon näher eingegangen -, doch der künftige Bedarf für das Wohnen
für ältere Menschen in den eigenen vier Wänden wurde in diesem Geschehen nicht
berücksichtigt. Das Budget für ambulante Pflege wurde um
1 Million EUR erhöht. Man weiß aber, dass ein Drittel der
PatientInnen in den stationären Einrichtungen nach Hause entlassen werden
könnte, in die häusliche Pflege, wenn hier mehr Budget vorgesehen werden und
der Ausbau der ambulanten Einrichtungen voranschreiten würde. Es bleibt nur zu
hoffen, dass die Betroffenen die Situation, ein würdevolles Leben in ihren
eigenen vier Wänden führen zu können, noch erleben.
Das Gleiche schreibt sich leider, meine Damen und
Herren, auch in der Politik für behinderte Menschen in dieser Stadt fort.
Leider fehlt hier, das möchte ich auch noch kurz anmerken, ein
Gebärdensprachendolmetsch, denn ich denke, gerade im Geschäftsbereich Gesundheit
und Soziales, der ja behinderte Menschen unmittelbar betrifft, müsste es
möglich sein, dass behinderte Menschen hier auch die Debatte verfolgen können. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, mit Engagement und Elan bin
ich vor einem Jahr hier in die politische Arbeit für behinderte Menschen
eingestiegen. Leider hat sich bei mir - und nicht nur bei mir - nach diesem
einem Jahr eine große Ernüchterung breit gemacht, denn die Ankündigungen warten
auf Umsetzung, und leider sehen wir keine in die Zukunft gerichtete Visionen.
Das zeigt sich zum Beispiel beim Wohnen für
behinderte Menschen. Ein Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik macht auch
ein Umdenken für den Wohnbereich notwendig. Behinderte Menschen mit ihren
unterschiedlichen Bedürfnissen erfordern auch ein breites Spektrum an
unterschiedlichen Angeboten. Auch hier vermissen wir eine zukunftsweisende
Politik. (GRin Erika Stubenvoll: Ich mache eine Führung mit Ihnen!) Ich
habe mir die Einrichtungen angesehen, Frau Präsidentin, auch hier vermissen wir
eine zukunftsweisende Politik für das Wohnen von behinderten Menschen, wir
vermissen neue, innovative Projekte. Die Menschen, die derzeit
Wohnbetreuungseinrichtungen für behinderte Menschen anbieten, machen das voll
Engagement. Ich habe mir die Einrichtungen angesehen, sie leisten Großartiges,
aber wir vermissen einfach zukunftsweisende, andere Projekte.
Der Dienstpostenplan im Voranschlag 2007 enthält
auch 700 volle Bezüge in der Sonderaktion für begünstigte behinderte
Menschen. Erfreulich ist, dass die Stadt etwas zur Einstellung von behinderten
Menschen unternimmt, aber ich stelle noch einmal die Frage, muss denn das im
Rahmen einer Sonderaktion sein? Weshalb stellt denn die Stadt nicht begünstigte
behinderte Menschen zu Bedingungen ein, wie es die Wirtschaft auch tut. Die
Stadt sollte sich ja gerade in diesem Bereich ihrer Vorbildwirkung bewusst
sein. (Beifall bei der ÖVP.) Ja, nur
leider sind behinderte Menschen, die im Rahmen der Sonderaktion eingestellt
sind, Dienstnehmer zweiter Klasse und das wissen Sie! Sie haben keine Chance
auf die Übernahme in ein reguläres Dienstverhältnis. (GR Godwin Schuster:
Was wird die Wirtschaft dazu sagen!) Weshalb brauchen wir dann ein Budget
für eine Sonderaktion, denn allein das Wort Sonderaktion ist ja schon
diskriminierend, (Beifall bei der ÖVP.)
und auf das habe ich auch schon einige Male hingewiesen. Nun, schaffen Sie
reguläre Arbeitsplätze für behinderte Menschen. Kollegin Matzka-Dojder hat
gesagt, es wird sehr viel getan im Ausbau von Beschäftigungstherapie und
Werkstätten für behinderte Menschen. Schöner wäre es, wenn das gleiche Budget
vorhanden wäre, um Menschen ein reguläres Arbeitsverhältnis im Rahmen der Stadt
Wien anzubieten. (Beifall bei der ÖVP.)
Und nun, meine Damen und Herren, noch kurz einige Gedanken zum
Drogenbereich. Auch hier zieht sich die Politik der SPÖ-Mehrheitsfraktion wie
ein roter Faden durch. (GR Kurth-Bodo Blind: Das sind ja auch die Roten!)
Grundsätzlich sind wir als ÖVP-Fraktion in groben Zügen mit den Ansätzen der
Wiener Drogenpolitik einverstanden - nur mit der Umsetzung nicht. Die
Vorgehensweise in der Drogenpolitik entspricht einmal mehr der SPÖ-typischen
Mentalität des „Drüberfahrens“. Die zuständigen Fachgremien des Gemeinderates
und Landtages werden nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden, sondern
werden über Medien informiert. Im Gegenteil - und auf das hat meine Kollegin
Cammerlander bereits hingewiesen -, eine Diskussion über neue Ansätze im
zuständigen Fachgremium im Drogenbeirat wird nicht gewünscht. Durch Pressekonferenzen
und
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