Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 91
worden. Das ist kaum zu fassen. Es ist traurig. Es
ist tragisch. Ich kann es eigentlich nicht verstehen. Dass es Ihnen bei
0,07 Prozent nicht selbst peinlich ist, sich gleichzeitig
frauenfreundlichste Stadt zu nennen, ist mir schleierhaft! Zu Ihnen, Frau
Kollegin Vana, muss ich sagen, selten so eine Überstimmung mit jemandem von der
Grünen Fraktion gehabt. (GR Franz Ekkamp: Hört! Hört! - GRin Anica
Matzka-Dojder: Das war jetzt aber peinlich!) Es ist unglaublich,
0,07 Prozent, noch dazu, wo ein Großteil des Budgets zweckgebunden ist!
Wir wissen, dass 4,1 Millionen EUR von 7,8 Millionen EUR
für die Frauenhäuser gebunden sind. Das heißt, es bleibt quasi nichts für
Projekte übrig, die dringend notwendig sind, die längst notwendig sind und die
die Frauen in dieser Stadt dringend brauchen.
Zum Bereich Gleichstellung ein paar Worte: Wir haben
schon ausführlich davon gehört. Es ist der Ansatz vom letzten Jahr, in Wien ein
gender-gerechtes Budget zu machen, komplett verschwunden, nicht vorhanden. StR
Rieder hat es angekündigt, davon ist nichts übrig geblieben.
54 Prozent der berufstätigen Frauen haben eine
Vollzeitbeschäftigung, 46 Prozent sind in Teilzeitjobs. Sie werden selbst
gelesen haben, was als Grund angegeben wurde: in erster Linie Kinderbetreuung.
Von diesen 46 Prozent Teilzeitbeschäftigen in Wien würden 12 Prozent
unmittelbar in eine Vollzeitbeschäftigung wechseln, 36 Prozent erst, wenn
es die Lebenssituation zulässt. Ich denke, das muss Ihnen doch irgendwann etwas
sagen! Aber ich kann es Ihnen auseinanderdividieren: Der Hauptgrund für die von
Ihnen so viel kritisierte Teilzeitbeschäftigung ist die mangelnde
Kinderbetreuung in Wien. Sie kritisieren diese Teilzeitbeschäftigung pausenlos.
Ich verstehe nicht, warum Sie nicht verstehen, dass es an der
Kinderbeaufsichtigung liegt, dass die Frauen mit mangelnder Kinderbetreuung
einfach nicht eine Vollzeitbeschäftigung ausüben können. Genau das zeigt Ihnen
diese Studie, wird als erster Grund in erster Linie genannt. Normalerweise
nennt man das in der Psychologie Verdrängung. Ich bitte Sie einfach: Handeln
Sie! Setzen Sie dieser Misere ein Ende!
Die Folgen von Teilzeitbeschäftigung erkennen Sie
nämlich schon. Teilzeitbeschäftigung kann in Altersarmut führen und davon sind
Frauen besonders betroffen. Ich sage jetzt absichtlich, „kann", weil es
nicht sein muss, weil viele Frauen auch freiwillig die Teilzeitbeschäftigung
wählen, weil sie einfach bei den Kindern sein möchten und es sich auch leisten
können. Ich würde Ihnen Folgendes empfehlen, mein Vorschlag, weil Sie immer
gern konkrete Vorschläge haben, ist: Konzentrieren Sie sich einmal auf diese
12 Prozent, die sofort von Teilzeitbeschäftigung in Vollzeitbeschäftigung
wechseln würden. Schauen Sie darauf, dass die Kinder von ihnen betreut sind,
schauen Sie darauf, dass sie einen Vollzeitjob bekommen.
Der zweite Punkt betrifft die Gruppe der
AlleinerzieherInnen. Hier bringe ich gemeinsam mit Dr Ulm und Mag Ekici einen
Antrag ein. Es gab in Wien im Jahr 2005
66 080 AlleinerzieherInnen, 56 800 davon Mütter, der Rest
Väter. Diese AlleinerzieherInnen haben eine besonders belastende finanzielle
Situation und sind oftmals armutsgefährdet. Arbeitssuchende und
WiedereinsteigerInnen haben es besonders schwierig, einen Arbeitsplatz zu
bekommen, der ihrer Ausbildung entspricht. AlleinerzieherInnen sind besonders
betroffen, auch von der Situation, dass ihnen einfach keine weitere Person
tatkräftig zur Seite steht. Die strengen Öffnungszeiten der
Kinderbetreuungseinrichtungen, die mangelnde Kinderbetreuung, vor allem dieser
extreme Mangel an Nachmittagsbetreuung in Pflichtschulen, aber auch die
fehlenden Betreuungsangebote im Krankheitsfall und in den Ferienzeiten machen
extreme Probleme.
Ich fordere Sie hier auf, eine soziale Unterstützung
in Form monatlicher Zuschüsse von der Stadt Wien einzuplanen und einen
überparteilichen Arbeitskreis stattfinden zu lassen.
Wir stellen folgenden Beschlussantrag:
„Die zuständige Stadträtin möge eine monatliche
Zulage für Alleinerzieherinnen und Alleinerzieher ermöglichen sowie einen
überparteilichen Arbeitskreis bilden, der sich mit den erforderlichen
Unterstützungsmaßnahmen befasst." (Beifall bei der ÖVP.)
Ganz kurz noch zur wirtschaftlichen Situation: Die
Frauen in Wien wissen ganz genau, wie wichtig ein Job für sie ist, weil
91 Prozent stimmen dem Satz zu: „Einen Beruf zu haben, ist das beste Mittel
für eine Frau, unabhängig zu sein."
Ich wiederhole es ganz kurz noch einmal, weil wir es
schon gehört haben: 40 Prozent können in Wien nur gut von ihrem Einkommen
leben, Frauen verdienen in Wien drastisch weniger als Männer, im
Arbeiterbereich 50 Prozent weniger, das muss man sich vorstellen, im
Lehrlingsbereich 20 Prozent weniger! Das ist so etwas von ungerecht! Es
sind genug Anträge eingebracht worden. Ich würde sagen, es ist Handlung
angesagt, einfach zu handeln!
Wir wissen, dass sich in Wien die Arbeitslosenrate
von rund 10 Prozent, etwas weniger, für die Frauen besonders dramatisch
auswirkt. Diese Arbeitslosenrate ist nicht notwendig, weil sie entgegen
jeglichem Trend ist. 40 000 Arbeitsplätze sind in den letzten zehn
Jahren verloren gegangen. Dagegen steht ein bundesweites Wachstum. (GR Franz Ekkamp: Das stimmt nicht, Frau
Kollegin!) Wie Sie das zusammenbringen, weiß ich nicht, aber bitte ändern
Sie es, weil das dringend notwendig ist! (GR Godwin Schuster: Sie sollten
versuchen, einen Termin bei der Frau Präsidentin Jank zu erreichen und ihr das
sagen!) - Den vermittle ich Ihnen, wenn Sie mit einem grandiosen Vorschlag
kommen, wie Sie es verändern. (GR Godwin
Schuster: Sie sollten das!) Das verspreche ich Ihnen, den Termin vermittle
ich Ihnen. (GR Godwin Schuster: Diese Rede sollte man ihr zur Kenntnis
bringen, was die ÖVP hier spricht und woanders tut!) Wir diskutieren
später! (GR Franz Ekkamp: Wer schreibt Ihnen das?) - Das schaffe ich
selbst. (GR Godwin Schuster: Das kann es
nicht geben!)
Das Armutsrisiko bei Pensionistinnen ist extrem hoch. Bei
Alleinzieherinnen ist es überhaupt so, dass auch 28 Prozent mit
Erwerbstätigkeit armutsgefährdet sind. (GR
Godwin Schuster: Wer macht eine
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