«  1  »

 

Gemeinderat, 17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 78

 

Was die Frage Ihres Konzepts betrifft, so muss man aus Erfahrungen lernen. Das halte ich schon für vernünftig. Ich erinnere Sie etwa an jene Diskussion, die vor nicht allzu langer Zeit in Floridsdorf im Hinblick auf die Akzeptanz einer Park-and-ride-Anlage stattgefunden hat, von der wir alle überzeugt gewesen sind, dass sie in der Tat für all jene, die aus dem Nordwesten nach Wien kommen, großen Sinn macht, dass dort die Autos abgestellt werden und mit der U-Bahn hereingefahren wird. Die Realität hat anderes erwiesen, weil wir zur Kenntnis nehmen mussten, dass diese Park-and-ride-Anlage eben nicht in genügendem Ausmaß angenommen wurde und auf der anderen Seite die dortigen Anrainer erhebliche Probleme mit den rundherum abgestellten Fahrzeugen hatten. Alle Überlegungen bis hin zu einem regionalen Pickerl, das man rund um diese U-Bahn-Station in Erwägung gezogen hat, sind in der Bürgerversammlung besprochen und diskutiert worden und auf keine der Maßnahmen, wie nachvollziehbar, konnte man sich einigen.

 

Ich denke, dass es relativ einfache Lösungen geben wird, wenn man will, dass die Leute auf die Park-and-ride-Anlagen umsteigen. So wird man, nehme ich einmal an, von der Information her, nämlich im Hinblick auf die Vergünstigungen, die Netzkartenbesitzer dort vom Preis her bekommen, aber natürlich auch in anderer Art und Weise, finanziell einen entsprechenden Anreiz setzen müssen. Das ist die einzige Chance, die ich sehe, weil man niemanden zwingen kann, in eine Garage zu fahren, neben natürlich verkehrsordnungspolitischen Maßnahmen im Umfeld dieser U-Bahn-Station.

 

Ich denke, dass wir da durchaus mit Konzepten, die wir erstellt haben, insofern vorsichtig umgehen sollten, dass man reale Erfahrungen, die wir in der Stadt haben, immer wieder in eine Art Valorisierungen einfließen lassen sollte. Das geschieht zur Stunde. Da überlegt man sich einiges. Meinen Überlegungsbeitrag habe ich Ihnen hier offengelegt und deutlich gemacht, das ist sicherlich eine Frage, die man sich finanziell genau anschauen muss und die von der Planung her angeschaut werden muss. Aber grundsätzlich, denke ich, soll es zielorientiert sein, dass wir möglichst viele Leute dazu bringen, dass sie freiwillig ihre Autos in diesen Park-and-ride-Anlagen stehen lassen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hereinkommen beziehungsweise schon wesentlich draußen im Vorland das Auto stehen gelassen wird, um mit dem Zug nach Wien hereinzufahren. Deswegen haben wir kooperativ mit Niederösterreich Park-and-ride-Systeme an der Südbahn, aber auch an der Westbahn entsprechend finanziert.

 

Ich denke, wir handeln da nicht unvernünftig. Wir handeln nachdenklich und sind lernfähig.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster Herr GR Mag Maresch, bitte.

 

GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

 

Keine Frage, die Stadt ist lernfähig. Sie haben die Problematik angesprochen, wenn die Park-and-ride-Anlage nicht genützt wird, muss man andere Lösungen finden.

 

Ein klassisches Beispiel: In der Leopoldau gibt es eine sehr große Park-and-ride-Anlage. Die Endstation und die Verlängerung der U1 haben Sie auch eröffnet. Mittlerweile ist es in dieser Park-and-ride-Anlage so, dass dort nur mehr 11 bis 12 Prozent Auslastung passiert.

 

Deswegen meine Frage: Ist angedacht, dass rund um diese sehr große Anlage in Hütteldorf, die jetzt bereits zu bauen begonnen wird, eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt wird? - Das ist sozusagen der erste Teil. Der zweite Teil der Frage ist, Sie haben gesagt: „Pacta sunt servanda." Die Frage ist nur, es ist in diesen Verträgen ein Passus eingefügt, dass, wenn eine bestimmte Summe der Einnahmen unterschritten wird, keine Rückzahlungen stattfinden. In der Leopoldau würden bei der jetzigen Auslastung keine Rückzahlungen stattfinden. Was werden Sie tun, um die Auslastung in Hütteldorf in Zukunft sicherzustellen?

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Bürgermeister.

 

Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat!

 

Das in Hütteldorf kann ich Ihnen zur Stunde natürlich nicht beantworten, weil Hütteldorf sich in einer völlig anderen Situation befindet. Ohne dass es jetzt Euphorie bei mir auslöst, aber es ist unbestreitbar, dass Rapid ungebrochen mehr Zuschauer als mein Lieblingsverein in Wien hat und daher auch von der Seite her beispielsweise eine entsprechende Zusatznutzung gegeben ist, dass mit Sicherheit die Frage des Parkplatzbedarfs einigermaßen abzuschätzen ist, der eigentlich innerstädtisch herrscht, von dem Wohnbereich, der sich in der Umgebung selbst befindet und wo die Autos heute sehr zum Leidwesen der Anrainer die Parkplätze nutzen, die rund um diesen Bahnhof sind. Ich denke, dass dort eine andere Situation als beispielsweise in der Leopoldau oder beispielsweise im Bereich in Floridsdorf vorzufinden ist. Es ist von Fall zu Fall einzuschätzen und auch in einer gewissen Zeitdimension.

 

Wenn ich an die große Garage im 3. Bezirk, in Erdberg, denke, hatte diese zunächst auch sehr große Schwierigkeiten im Hinblick auf die Auslastung. Heute stellt sie eigentlich eine sehr ordentlich genutzte Parkmöglichkeit dar, um vom Auto in das öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Da denke ich, das ist eine Frage der Werbung, ist letztendlich auch eine Frage der Information. Da wird man der Leopoldau auch eine gewisse Zeit geben müssen.

 

Mir ist es wichtig, bevor man irgendwelche Passagen, die natürlich auch wichtig sind, schlagend werden lässt, zu schauen, dass wir möglichst viele Autos hineinbekommen, dass wir möglichst deutlich machen können, mit der U-Bahn fährt es sich einfach bequemer in die Stadt, man ist schneller darin. Ich sehe das unmittelbar aus der eigenen Erfahrung. Mein Bruder ist Architekt, wohnt in Niederösterreich und fährt mit der Bahn und der U-Bahn in etwa so schnell in den 3. Bezirk wie ich bei entsprechender Verkehrslage von Ottakring ins Rathaus. Da sage ich, wenn man Beispiele vorführt, dass es einfach schneller und bequemer ist, bin ich sicher, man wird das auch akzeptieren.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular