Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 104
Maria-Theresien-Schlössels dem Stammvermögen zufällt
und die Erträgnisse daraus dem Maria-Theresien-Schlössel neu zugute kommen. Auf
Basis dessen fällt die Stiftungsbehörde eine Entscheidung. Und obwohl bis zum
Verkauf eindeutig klargestellt ist, dass es sich um Stammvermögen der
Rothschildstiftung handelt, wird schon bei der Bezahlung des Verkaufspreises
versucht, das Geld direkt an den Krankenanstaltenverbund weiterzuleiten. (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist ein Vorwurf der Veruntreuung! Das ist
ungeheuerlich!)
Herr Bürgermeister! Diese Zustände sind
ungeheuerlich! Die Stadt Wien bedient sich einfach an fremdem Vermögen, und ich
glaube allen Ernstes, dass das nicht in Ordnung ist! (Zwischenrufe bei der
SPÖ.)
Warum ergehen bei der Bezahlung des
Maria-Theresien-Schlössels an die Rothschildstiftung sieben unterschiedliche
Verkaufsorder beziehungsweise Order, auf welches Konto überwiesen werden muss?
Warum werden gleichsam fast im Minutentakt neue Order gegeben, bis diese
Versuche am 7.3. tatsächlich eingestellt werden?
Herr Bürgermeister! Sie verlassen jetzt den
Sitzungssaal, aber Sie haben mich de facto quasi aufgefordert, eine
Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft zu richten. Und das werde ich
auch tun! Vielleicht kann die Staatsanwaltschaft tatsächlich die Rechtslage
klären! An der politischen Inkompatibilität, mit der Sie agiert haben, ändert
das aber überhaupt nichts!
Sie weigern sich in der Fragestunde, Antworten auf
ganz klare Fragen zu geben, etwa auf die Frage: Wann hat der Herr Bürgermeister
das entschieden? – Der Bürgermeister weigert sich, wie gesagt, darauf eine
Antwort zu geben. Jetzt könnte man glauben, 2001 ist noch gar nichts geschehen.
Wahrscheinlich hat der Herr Bürgermeister aber schon im Jahr 2001
entschieden, dass das Geld einfach an den Krankenanstaltenverbund durchgereicht
wird. Und die Stiftungsbehörde ist tatsächlich wegen nichts tätig geworden,
denn es handelt sich ja nicht um Stammvermögen. Die Landesregierung beschäftigt
sich mit nichts! Sie beschäftigt ihre Beamten mit nichts! (GR Kurt Wagner:
Das ist eine Frechheit sondergleichen!) So ist es aber! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist
ungeheuerlich!)
Wenn es Stammvermögen ist … (GR Christian
Oxonitsch: Bei uns gibt es ein Minderheitenrecht! Ihr könnt es gern in Anspruch
nehmen!) Kollege Oxonitsch! Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich bringe heute
einen ganz normalen Antrag auf Kontrollamtsprüfung ein! Nutzen Sie die
Möglichkeit, stimmen Sie zu und zeigen Sie, dass ich hier jetzt lauter Unsinn
rede! Nutzen Sie diese Möglichkeit! (Zwischenruf von GR Kurt Wagner. –
Weitere Zwischenrufe von der SPÖ.)
Das heißt: Obwohl all das durch eine Vielzahl von
Dokumenten dargelegt ist, zeigen Sie schon jetzt kein Interesse an der
Kontrolle. Ich nehme das zur Kenntnis.
Wie ist es dann aber mit dem Vermögen der
Rothschildstiftung weitergegangen? (Zwischenruf
von GR Kurt Wagner.) Nein, Kollege Wagner! Ich habe gesagt: Nutzen Sie die
Gelegenheit aufzuzeigen, dass ich Unrecht habe! – Übrigens: Bislang haben
sich die Vorwürfe, die ich hier erhoben habe, immer noch als richtig
herausgestellt! (GR Kurt Wagner: Sie ziehen Vergleiche mit nationalsozialistischen
Methoden!)
Kollege Wagner! Regen Sie sich ein bisschen ab! Wenn
Sie unbedingt einen Bezug zum Nationalsozialismus herstellen wollen, dann ist
das Ihre Sache! Eine Enteignung bleibt es trotzdem. Es handelt sich um die
Enteignung einer jüdischen Stiftung! Das ist es! (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist ungeheuerlich! –
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das
ist es, und wir werden es nachweisen!
Der Zusammenhang, den Sie darstellen, existiert in Ihrem
Kopf, weil Sie glauben, dass es die einzige Verteidigungsstrategie der Stadt
Wien ist, selbst Vorwürfe zu machen! Das ist ungeheuerlich! Setzen Sie sich
lieber mit den Inhalten auseinander!
Es ist bedauerlich, dass die Stadt Wien mit ihrem
jüdischen Erbe so umgeht, dass sie einer Stiftung 6,5 Millionen EUR
einfach entzieht! Das ist empörend! Das gehört untersucht, und das gehört
abgestellt. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Eine ganz konkrete Frage hätte ich in diesem
Zusammenhang an Sie: Für Sie war immer alles klar. Warum ist denn dann im
Jahr 2002 der Verkaufserlös tatsächlich nicht an den KAV geflossen? Warum
nicht im Jahr 2003? Warum fand das nicht im Jahr 2004 statt, sondern
erst im Jahr 2005, und zwar für Ausgaben, die schon im Jahr 2002
beziehungsweise Anfang 2003 getätigt wurden? Warum denn? Weil alles so
klar war? – Im Lichte dessen sind unsere Fragen wohl verständlich!
Warum war es notwendig, dass die Stiftungsverwaltung
von der MA 12 zur MA 15A und von der MA 15A zur MA 15
wandert und dass der ehemalige Verantwortliche der Stiftungsverwaltung und der
ehemalige Abteilungsleiter der MA 12 erst einmal in Pension gehen? Warum
hat sich selbst Peter Hacker von der MA 15A nicht darüber getraut, sondern
wurde das Geld erst überwiesen, als es zur MA 15 gekommen ist? Warum ist
es möglich, dass in einer Behörde, die über Jahre hinweg Bescheide basierend
darauf ausstellt, dass es sich um Stammvermögen handelt, plötzlich ohne einen
einzigen Bescheid festgestellt wird, dass es gar kein Stammvermögen ist? Man hat
diesbezüglich nicht einmal einen Rechtsakt gesetzt, und daher der Vorwurf der
Enteignung! Man wartet so lange, bis Menschen, die damit zu tun haben und das
Stiftungsvermögen wirklich geschützt haben, in Pension gehen, interpretiert die
langjährig gültige Rechtsordnung um und finanziert mit den Mitteln nicht einmal
zusätzliche Errichtungs- und Ausstattungskosten, sondern substituiert vom
Gemeinderat beschlossenes Geld!
Dieser Umgang mit jüdischen Stiftungen ist empörend,
und ich erwarte mir seitens der Sozialdemokratie und seitens des
Bürgermeisters, der letztlich dafür verantwortlich ist, eine
Entschuldigung! – Danke sehr. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Für die weiteren Wortmeldungen
bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur
ein Mal zu
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