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Gemeinderat, 18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 104

 

haben, in Schulklassen. Es gibt ja heute auch einen Subventionsakt zugunsten der Vereinigung türkischer Eltern in Österreich. Und, liebe Kollegen und Kolleginnen, Sie werden sich alle erinnern, dass ich vor einem halben Jahr hier gestanden bin und wie nach unserer Pressekonferenz die SPÖ und die Grünen so polemisiert haben und so unsere Maßnahmenforderung in ein Eck gestellt haben, dass sich die Obfrau dieser Vereinigung von österreichisch-türkischen Eltern gezwungen sah, eine Pressekonferenz beziehungsweise eine Presseaussendung zu machen und eine Stellungnahme abzugeben. Und eines möchte ich vor allem sagen, nämlich, das ist eine sinnvolle Maßnahmen, das ist eine Maßnahme, die hergehört. Und, Frau Kollegin Jerusalem, wenn Sie mir Ausländerhetze vorwerfen, bleibt mir die Sprache weg, weil ich die Letzte bin, der man Ausländerhetze vorwerfen kann.

 

Ich glaube, wichtige Maßnahmen, Maßnahmen, die darauf abzielen, Migrantenkinder, die Sprachförderbedarf haben, zu unterstützen und die Klassen zu entlasten, die Lehrer zu entlasten, das ist – glaube ich – wichtig und sinnvoll. Denn wenn wir uns die Zahlen anschauen, meine sehr geehrten Damen und Herren, so erkennen wir, dass es in diesem Schuljahr einen Prozentsatz an Migrantenkindern gibt, die in der Hauptstadt mit der Volksschule begonnen haben, die unabhängig von der Herkunftssprache akute Sprachdefizite aufweisen. Etwa 50 Prozent der SchülerInnen mit Migrationshintergrund sind akut gefährdet, auf Grund der Sprachdefizite in einer Sonderschule zu landen, und das vielleicht vollkommen zu Unrecht und nur deshalb, weil die Sprachbarriere den Blick auf ihre anderen Kompetenzen und Fähigkeiten verstellt. Das sind Zahlen von heute, die auf den Fehlern von gestern und vorgestern begründet sind, durch eine falsche Wohnungs- und Planungspolitik, durch Fehler bei der Integration vor allem zum Thema Spracherwerb, die vor 20 Jahren, 30 Jahren, 40 Jahren gemacht wurden. Dadurch haben Sie heute eine Situation, wo in einigen wenigen Bezirken Leute mit Migrationshintergrund fast zusammengepfercht zusammenleben müssen. Und in diesen Bezirken ist in den Pflichtschulen ein Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund mit 80, 90 Prozent gegeben, die in vielen Fällen auch ein Sprachproblem haben. Also, es nützt niemandem, glaube ich, wenn wir das alles verschweigen, nicht ansprechen, und nur Maßnahmen fordern.

 

Ich finde das nicht lustig, weder für die betroffenen Schüler noch für die Lehrer noch für die Eltern, und da befinden wir uns in einem Teufelskreis, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das Image von Schulstandorten leidet, Schüler, Eltern und Lehrer haben keine Erfolgserlebnisse, und Illusionen mit allen negativen Folgen machen sich breit. Das haben wir ja, das können wir alles nicht verschweigen.

 

Meine Damen und Herren, natürlich können wir jetzt nicht ad hoc die Fehler von gestern und vorgestern rückgängig machen. Aber fest steht, dass wir heute die Verpflichtung gegenüber allen Schülern und Schülerinnen und Lehrern und Lehrerinnen haben, ihnen die bestmöglichen Lern- und Lehrbedingungen zu ermöglichen. Und um genau dieses Ziel zu erreichen, müssen wir bei der Verteilung von Schülern mit Migrationshintergrund, die über Sprachdefizite verfügen, in Hinkunft stärker steuernd eingreifen. Deswegen unsere Forderung nach einer Beschränkung des Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund, die Sprachförderbedarf haben, auf 30 Prozent in allen neu zu schaffenden Klassen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, mir ist es auch wichtig zu betonen, dass dies sozial verträglich zu geschehen hat und dass es hier an der politischen Führung des Wiener Schulmanagements liegt, auch steuernd einzugreifen, denn wenn wir nämlich wollen, dass gerade diese Schüler mit Sprachproblemen Erfolgserlebnisse in der Schule haben und ihren Weg gehen, müssen wir auch gleichzeitig diverse Sachen fordern.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, vielleicht ein Bereich noch, den ich gerne in diesem Zusammenhang ansprechen möchte: Das ist die aktive Elternarbeit, die mir auch in der Debatte untergeht. Ich denke, dass die ernstliche Elternarbeit auch der Schlüssel zum Bildungserfolg der Kinder ist, denn viele Eltern, das ist ja bekannt, beherrschen die deutsche Sprache ungenügend und sind damit nicht in der Lage, die schulische Arbeit der Kinder zu begleiten und zu unterstützen. Es fehlt in der Integrationsarbeit wahrlich die Elternarbeit, die Aufklärung der Eltern über den Zusammenhang von Sprachkenntnissen, abgeschlossener Schulbildung und künftige Berufschancen. Das muss effizienter gestaltet werden. All dies sind Hindernisse für die Bewältigung von Lernschwierigkeiten, die von Seiten der Stadt Wien angesprochen werden müssen.

 

Deswegen möchte ich nochmals unsere Forderungen darstellen, von denen gerade Kinder mit Sprachdefiziten und Migrationshintergrund besonders profitieren würden: Einführung eines von sämtlichen Gebühren befreiten letzten Kindergartenjahres, Schuleinschreibung schon im Herbst vor Schuleintritt, flächendeckende Nachmittagsbetreuung, Senkung der Klassenschülerzahl auf 22 und das Bildungssystem muss streng nach dem Motto, nach dem Grundsatz „jedes Kinder ist wichtig, keines bleibe zurück“ handeln und laufen.

 

Man muss Verantwortung für jedes einzelne Kind im Bildungsprozess übernehmen und wir müssen uns auch klar werden, wenn wir diese Maßnahmen heute nicht setzen, haben wir morgen ein Riesenproblem, weil eine große Anzahl von Migrantenkindern heranwächst, und wenn denen nicht eine Perspektive eröffnet und gegeben wird, entstehen auch Spannungspotenziale, die letztendlich dann auf uns alle zurückfallen werden, gesellschaftspolitisch und auch finanziell.

 

Heute bringe ich gemeinsam mit meinen Kollegen von der ÖVP, Wolfgang Aigner und Ines Anger-Koch, einen Antrag ein, betreffend Beschränkung des Anteils von SchülerInnen, die auf Grund ihres Migrationshintergrundes einen spezifischen Sprachförderbedarf haben, auf maximal 30 Prozent in einer Klasse.

 

Wir wollten ursprüngliche eine sofortige Abstimmung haben, aber es geht uns um die Sache, deswegen

 

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