Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 102 von 104
ergab Neugestaltungskosten für die Markthalle in der
Höhe 20 Millionen EUR.
Diese 20 Millionen EUR sind einfach zu
viel! Und die 1,4 Millionen EUR Defizit, die die Markthalle jedes
Jahr die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler kostet, sind auf Dauer untragbar.
Drei Viertel der Betriebskosten müssen aus Steuergeldern aufgebracht werden,
meine Damen und Herren!
Ich frage die Damen und Herren von der ÖVP: Ist das
Ihre Grundüberzeugung von Unternehmertum und Wirtschaften, dass jede Banane und
jeder Deka Faschiertes mit Steuergeldern zusätzlich subventioniert wird, nur
damit er in der Landstraßer Markthalle seinen Käufer findet? Wenn das so ist -
und ich kann das angesichts Ihrer Argumentation gar nicht abstreiten -, dann
lautet Ihr Verständnis von Marktwirtschaft: dauerhaft sinnlos, subventioniert
auf Kosten der SteuerzahlerInnen! (GR Dr
Matthias Tschirf: Das ist unglaublich!) Sie verlangen für jede verkaufte
Banane oder Gurke oder Fleisch, was auch immer, noch eine Markthallenabgabe in
der Höhe von 1,4 Millionen EUR jährlich!
Markthallen benötigen, wie schon erwähnt, nach zirka
30 Jahren Nutzungszeit eine intensive bauliche und technische Sanierung.
Selbst ohne zusätzliche Investitionen in eine neue verkaufstechnische
Gestaltung der Halle würden sich die Kosten für eine solche Sanierung auf rund
10 Millionen EUR belaufen. Manche Bestandteile - das wurde auch schon
erwähnt -, beispielsweise Kühlanlagen und Aufzüge, müssten maßgefertigt werden.
Wollen Sie das?
Ich meine, es gibt ja wirklich auch diverse
Vorbilder. Auch die Ruine in Schönbrunn wurde umfassend saniert, damit sie
wieder wie eine Ruine aussieht. Allerdings steht dieses Bauwerk unter
Denkmalschutz.
Ab dem Frühsommer - es wurde ebenfalls schon erwähnt
- werden Ablöseverhandlungen beginnen. Von Seiten der Stadt haben bereits
Gespräche von StRin Sandra Frauenberger mit der Präsidentin der
Wirtschaftskammer Wien, Frau Kommerzialrätin Jank, hinsichtlich möglicher
Ersatzobjekte stattgefunden.
In diesem Zusammenhang möchte ich den bereits
angekündigten Beschlussantrag meiner Kollegin Silvia Rubik, der Frau GRin
Matiasek und des Herrn GR Madejski einbringen. Er lautet:
„Die Stadt Wien ist in vielen internationalen Studien
über die Lebensqualität stets an den vorderen Plätzen zu finden. Einer der
Gründe für diesen hohen Standard ist die umfassende Nahversorgung der
Konsumentinnen und Konsumenten mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln. Auch
die Unternehmer der Landstraßer Markthalle haben in den vergangenen Jahren
einen wertvollen Beitrag dazu geleistet.
Die Bausubstanz und die technische Infrastruktur der
1979 eröffneten Markthalle ist jedoch aufgrund der langen und intensiven
Nutzung in einem derart überalterten Zustand, dass der Fortbestand unter den
gegebenen Umständen wirtschaftlich nicht mehr vertretbar ist. Die Stadt Wien
wird aber bei den bevorstehenden Verhandlungen ihre Verantwortung und
Wirtschaftskompetenz wahrnehmen, um für alle Beteiligten ein
zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Darüber hinaus ist es ein
vordringliches Anliegen, die hohe Qualität und Warenvielfalt auch für die
Zukunft zu sichern.
Die Stadträtin für Integration, Frauenfragen,
Konsumentenschutz und Personal, Sandra Frauenberger, und die MA 59 werden
ersucht, mit dem neuen Eigentümer der Immobilie Wien-Mitte, der ‚Salima’
Wien-Mitte Projektentwicklung, Gespräche zu führen, um eine faire und tragbare
Lösung für alle am Landstraßer Markt angesiedelten Unternehmer herbeizuführen
und den Konsumentinnen und Konsumenten weiterhin ein kostengünstiges und
umfangreiches Angebot an Frischwaren zu sichern.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt." (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren, vor allem von der
Opposition! Sie tun ja so, als wenn wir hier einen blühenden Markt schließen
würden. (GR Dr Matthias Tschirf: Waren
Sie dort?) Selbstverständlich war ich dort! Ich kenne den Erstzustand, ich
bin im 3. Bezirk aufgewachsen. Gehen Sie jetzt einmal hin! (GR Dr Matthias Tschirf: Ich kenne den
Markt!)
Kollegin Feldmann hat von 300 Arbeitsplätzen
erzählt - stimmt nicht! (GR Dr Matthias
Tschirf: O ja!) Es sind 175 Arbeitsplätze, maximal
200 Arbeitsplätze. Sie hat aber auch nicht von den Standlern erzählt, die
bereits zwischen eins und zwei zusperren, weil die Leute nicht kommen. Das ist
die Wahrheit: Attraktiv ist es nicht! (GR
Dr Matthias Tschirf: Gehen wir gemeinsam hin auf den Markt!) Ich kenne den
Markt wirklich gut: Dorthin verirren sich keine Touristen.
Wir haben wunderschöne Märkte! Wir schauen auch
darauf, es ist uns ein wichtiges Anliegen. (GR Dr Matthias Tschirf: Kann ich
mir nicht vorstellen!) Schauen Sie, es wird zum Schutze der Konsumenten,
zur Zufriedenheit der Konsumenten und zum Schutze der Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler Lösungen geben. Es werden zum Schluss alle zufrieden sein, davon
bin ich überzeugt.
Ich frage mich, wessen Interessen die ÖVP eigentlich
vertritt. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wenn diese Marktwirtschaft, die
Sie bei der Landstraßer Markthalle betreiben, Ihr marktwirtschaftliches Denken
und Handeln widerspiegelt - na, dann ist das sicherlich keine soziale
Marktwirtschaft! Es ist die Frage, ob es sich überhaupt um Marktwirtschaft
handelt.
Im Lexikon steht über Marktwirtschaft - hören wir uns
das vielleicht an -: „Die Marktwirtschaft bezeichnet eine arbeitsteilig
organisierte Wirtschaftsordnung, in der die Koordination von Produktion und
Konsumation über das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage auf Märkten
erfolgt." (GR Dr Matthias Tschirf:
Wie würden Sie das ...?) So steht es im Lexikon. (GR Dr Matthias Tschirf: Im Lexikon! Die Realität ist: Zugesperrt
wird!) Die Betonung liegt auf Angebot und Nachfrage, nicht auf
Subventionierung und auch nicht auf Verschwendung von Steuergeldern! (Beifall
bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Gehen wir gemeinsam hin!)
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