Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 71
angeführt und dass das geplante Hochhaus nicht nur
das höchste Bürogebäude, sondern zweifellos das durch seine architektonische
Ausprägung spektakulärste und bedeutendste Österreichs ist. (GR Karl Dampier: Das ist es auch!)
Diese schon großspurige Anpreisung eines Projekts,
Herr Kollege, erinnert aber viele Wiener und Wienerinnen an ähnliche Projekte,
wo sich dann, als die Medienpräsenz erschöpft war, die Politiker ihrer Verantwortung
entzogen und die Betroffenen allein im Regen stehen gelassen haben.
In den 70er Jahren waren die Hochhäuser die
Avantgarde der Architektur, und später wollte kaum noch jemand freiwillig darin
wohnen. Sie haben bis heute zum Teil einen schlechten Ruf und gelten als
monotone Wohnsilos, in denen kaum ein Nachbar den anderen kennt. Außerdem - und
da muss ich auch Kollegen Dampier ansprechen, weil er von seinen Projekten so
überzeugt ist - haben die wuchtigen Gebäude eine enorme Präsenz, und die Form
der Hochhäuser erinnert an eine gewaltige Staumauer, was in den Menschen
durchaus gemischte Gefühle auslösen kann.
Aber im Zusammenhang mit dem Projekt Donau City
ergeben sich für uns vor allem in Bezug auf die Familienfreundlichkeit eine
Fülle von Fragen, und da hoffen wir jetzt - der Herr Stadtrat steht dort hinten
-, auch noch eine Antwort zu bekommen. Und zwar: Wie werden Sie hier Einfluss
nehmen auf die Planung der Objekte im Hinblick auf diese Familienfreundlichkeit
und auf die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und letztlich auch Senioren,
arbeitenden und kranken Menschen?
Werden Sie, Herr StR Schicker, bei den Vorgaben für
die Wettbewerbsausschreibung und bei der Detailplanung diesmal mehr darauf
achten, dass die Familien im Vordergrund stehen? - Damit man nicht im
Nachhinein feststellen muss, dass es nicht genügend Kinderbetreuungsplätze
gibt, und zwar sowohl für jene Kinder, deren Mütter in diesen Bürokomplexen
vielleicht Arbeit finden, aber auch jene, die sich lange Fahrwege zu den nächsten
Kinderbetreuungsplätzen ersparen wollen, wenn es die Möglichkeit gibt, dies
innerhalb des Gesamtkomplexes einzurichten.
Genauso wichtig wie diese Kinderbetreuungsplätze sind
auch die anschließenden Grundschulen. Leider werden diese Schulen oft viel zu
spät errichtet, und in der Zwischenzeit - wir kennen ja solche Projekte auch
aus naher Vergangenheit - müssen dann die Kinder in Containern untergebracht
werden, was im Sommer ja besonders lustig ist.
Ebenso spielt es eine wesentliche Rolle - und das ist
sowohl für die Bewohner als Einzelpersonen als auch für Familien mit
Kleinkindern und älteren Menschen ganz besonders wichtig -, dass man die Lokale
nicht im unmittelbaren Zentralraum einrichtet, sodass sich dann alle wegen der
Lärmbelästigung die ganze Nacht gestört fühlen, weil einfach keine Ruhe
eintritt. Wir haben das am Wienerberg, aber auch bei anderen Wohnprojekten zur
Genüge.
Wird vielleicht auch hier einmal mehr der § 69
herhalten müssen, damit man auf Kinderspielplätze trotz aller Ankündigungen
unter Umständen großzügig verzichten kann und die Kinder dann gezwungen werden,
in Ausweichräumen zu spielen, die zu klein und angeräumt sind und nicht den
Sicherheitsvorkehrungen entsprechen, anstatt in der freien Natur? Oder liegen
die Kleinkinderspielplätze etwa so wie hier auf diesem Bild (Die Rednerin
hält eine Abbildung in die Höhe.), dass Kinder dann - wie es am Wienerberg
der Fall ist - Schwimmflügel brauchen, damit man die Plätze einen Tag nach dem
Regen auch noch benutzen kann?
Ich meine, wir alle kennen das ja schon zur Genüge.
Die Projekte sind noch nicht vor so langer Zeit errichtet worden, dass man
sagt: Es war einmal. Nein, es ist so, und es wird wahrscheinlich auch
hier nicht viel anders werden.
Herr Stadtrat! Welche Maßnahmen werden Sie bereits im
Zuge der Planung ergreifen, dass die Mütter nicht Gefahr laufen, wenn sie mit
dem Kinderwagen während eines Sturmes unterwegs sind - aber gerade bei der
Donau City reicht hier auch schon der normale Alltag -, dass sie sich massiv
gegen den Wind stemmen müssen und dass dabei etwas passiert? Halten überhaupt
die Fenster, die dort geplant sind, diesen Windverhältnissen stand? Denn wir
haben hier schon Probleme bei viel weniger Wind.
Ist dort vielleicht vorgesehen, im Zusammenhang mit
dem viel zitierten Klimaschutz einen Baumgürtel zu errichten? Das wäre nämlich
auch eine sinnvolle Maßnahme, dass man erstens die Wohnqualität hebt, aber auch
die Winddurchlässigkeit dadurch, dass sie gebrochen wird, senkt. Es wären dies
ein paar wertvolle Beiträge, vor allem, weil sie ja auch Schattenspender sind -
um noch einmal auf die Wienerberg-City zurückzugreifen, wo man auch zwei große
Plätze geschaffen, aber keine Bäume gepflanzt hat, sodass dort die Sonne den
ganzen Tag einfach nur hinbrennt.
Auf der Homepage von Dominique Perrault steht:
Dominique Perrault bezieht immer stadtplanerische Überlegungen in seine
Architekturentwürfe ein. - Welche waren es konkret im Zusammenhang mit der
Überlegung zur Verbauung dieses Gebietes? Das konnte man dort nämlich nicht
lesen. Allein dass es ein markantes Stadttor für die Wiener Donau City bilden
soll, wird es ja wohl nicht sein.
Dann steht weiters zu lesen: Zwischen den auseinander
geschobenen Blöcken soll sich ein neuer öffentlicher Platz auftun. - Auch hier
ist es die Frage, ob nicht an einem so windgebeutelten Ort, wie er es dort bei
der Donau City ist, ein öffentlicher, das heißt, auch ein offener Platz genau
das Verkehrte ist. Wie will man dem dort begegnen? Ist wenigstens vorgesehen,
ihn auch zu bepflanzen? Oder ist es so, wie es in den letzten Jahren, ja fast
schon Jahrzehnten üblich geworden ist, dass lediglich Pflastersteine als
Innovation gelten?
Wird - auch im Sinne von Familie -
darauf geachtet werden, dass dort ausreichend Ärzte zur Verfügung stehen und man
nicht lange Wegzeiten in Kauf nehmen muss, um dann, wenn man Kleinkinder hat -
oder auch
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