«  1  »

 

Gemeinderat, 19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 71

 

singen, er kann nicht spielen, er hat eine leichte Glatze, aber er kann ein bisserl tanzen. Es handelt sich um Fred Astaire.

 

Und so ähnlich kommt mir die Aussage eines grünen Bezirksrates vor, dem zu den Wiener Sängerknaben nichts anderes einfällt als Buben im Matrosenanzug, die ein bisserl singen. In Analogie könnte man dann vielleicht die Wiener Philharmoniker Pinguine im Frack, die ein bisserl musizieren, nennen.

 

Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen erstaunt und angewidert von so einem Kultur-Pashing, wie man das heutzutage nennt, denn immerhin verdankt Wien seine Spitzenstellung in Sachen Kultur auch seiner Tradition. Das kann ich auch immer wieder als Vorsitzende der Europakommission und als Mitglied der Tourismuskommission im Ausland feststellen.

 

Ich denke, dass es uns sehr gut anstehen würde, Innovation und Erneuerung nicht mit Zeitgeist zu verwechseln. Wir beten nicht die Asche an, aber wir sind auch nicht bereit, alles Traditionelle für ein Strohfeuer in Schutt und Asche zu legen. Auch die künstlerische Freiheit endet immer dort, wo die Freiheit des anderen beschnitten wird, und da sind wir schon beim Augarten mit einer Widmung und zwei Projekten. Im Übrigen hat die Zustimmung zum Projekt Sängerknaben der Herr Burghauptmann Beer in „Treffpunkt Kultur" kundgetan, nur, um das auch einmal klarzulegen.

 

Sie wissen ja alle – und der Herr Bürgermeister hat das ja heute in der Fragestunde schon erwähnt –, dass die der Republik Österreich gehörende Fläche des Augartens, der so genannte Augartenspitz, nur ein Teilbereich der bebaubaren Fläche dieses Parkschutzgebietes ist. Es geht um ziemlich genau 1 200 m², das sind 6 Prozent von den 30 Prozent bebaubarer Fläche, 24 Prozent sind bereits verbaut mit denkmalgeschützten Gebäuden, und auch das Filmarchiv befindet sich dort seit Oktober 1997. Ursprünglich sollte eine Musikschule hinein. Es war damals auch ein Projekt eines Kinosaals mit 200 Plätzen angedacht, das hat aber nichts mit dem jetzigen Projekt zu tun.

 

Aber das alles ist eine Bundeseinrichtung. Die Fläche ist seit fünf Jahren gewidmet. Das Filmarchiv und der Bund hatten fünf Jahre Zeit, sich offensiv um eine Finanzierung oder vielleicht auch Sponsorengelder zu kümmern, und es ist einfach nichts geschehen. Nebenbei bemerkt, nur was Kinosäle und die Versorgung des Bezirks mit Kinos betrifft: In der Lassallestraße steht ein Multiplex mit neun Sälen leer. Das nur am Rande. Ich würde auch ungern im 3. Bezirk das Stadtkino einfach schließen.

 

Die Kosten für das geplante Filmzentrum wurden bereits erwähnt. Das sind knapp 9 Millionen EUR. Dazu kämen noch 500 000 EUR jährlich an Betriebskosten, die wohl die Stadt würde zahlen sollen. Und wenn man jetzt ins Kalkül zieht, dass das Filmarchiv Austria wie auch das Österreichische Filmmuseum – man hört es ja schon an der Namensgebung – Bundeseinrichtungen mit geringer Länderbeteiligung sind, was sich auch in der Dotation ablesen lässt, also Bundessubvention 1 250 000 für das Filmarchiv, dazu kriegen sie noch einen relativ billigen Standort und ein Lager in Niederösterreich, die Stadt Wien steuert in Summe 196 000 EUR bei, das sind der Betrieb Metrokino, Sommerkino.

 

Beim Filmmuseum ist es anders, denn da hat sich der Bund total abgemeldet, sodass Wien ab 2001 eine um 400 Prozent erhöhte Subvention gegeben hat, um den Betrieb sicherzustellen. Also Bundessubvention sind 370 000, Stadt Wien 509 000, und für den Umbau 2003 bis 2007 im Zuge des Albertina-Baus haben der Bund 400 000 und Wien 750 000 gegeben.

 

Wien hat in dem Fall Filmmuseum ausnahmsweise die Ausfälle des Bundes kompensiert. Aber auch das Filmmuseum bräuchte noch ein Depot – Kostenpunkt zirka 5 Millionen EUR – und Variantenstandorte sind in Diskussion.

 

Zurück zum Augarten, weil ich ja auch schon vom Sommerkino geredet habe. Was wollen die Anrainer? Was will der Bezirk? Das ist auch für uns die oberste Prämisse, und da muss man sagen, die Anrainer wünschen sich einen zusätzlichen Eingang in den Park. Das ist bei beiden Projekten nicht vorgesehen und scheitert an der Zustimmung der Bundesgärten. Technisch wäre es möglich, durch Baumschule und Porzellanmanufaktur zu kommen, aber wie gesagt, das war bis jetzt nicht erwünscht. Die Anrainer haben Angst vor einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen, sie haben Angst vor Lärm. Das war eben der Grund, dass schon vor Jahren im Zuge des Sommerkinos, wo es immer wieder Beschwerden über Belästigungen gibt, weil man das sozusagen im Originalton mithört, dass schon Ende der 90er Jahre die Idee eines Kinosaals für 200 Personen aufgekommen ist. Das ist aber, wie gesagt, an der Finanzierung gescheitert. Der Bund hat sich da nicht bereit erklärt, er hat zwar eine Studie erstellt, aber weiter nichts getan.

 

Ich komme zu den Aktivitäten der Stadt Wien als Kinostandort, weil uns ja vorgeworfen wird, wir hätten da kein Konzept. Wir haben eine ganz gezielte Strategie zur Erhaltung der Spielstätten und zum Ausbau des inhaltlichen Angebots. Es ist in den letzten Jahren besonderer Wert auf die Infrastrukturerhaltung und Projektförderungen gelegt worden, zum Beispiel, zusätzlich zum Filmmuseum und zum Filmarchiv, die Kinos Gartenbau, Stadtkino, Metrokino, diverse Sommerkinos, an Festivals die Viennale, „Identities" und andere Festivals, die Jungfilmförderung, die Wiener Kinoförderung und natürlich auch die 8 Millionen für den Filmfonds Wien. Also insgesamt fördert die Stadt Wien film- und kinorelevante Maßnahmen mit 12 Millionen EUR. Und da ist nicht einmal die Bausubvention des Filmmuseums dabei.

 

Im Augarten kann ich ankündigen, dass bereits am 20. April ein erstes Gespräch für die Entwicklung eines Leitbildes stattfinden wird. Unter quasi Federführung der MA 21 treffen sich da Grundeigentümer und Verwaltungen. Das sind die Bundesgärten, das Bundesdenkmalamt, die Burghauptmannschaft, natürlich die Bezirke 2 und 20, das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Initiative Aktionsradius Augarten, Verein Freunde des Augartens, die Gebietsbetreuungen vom

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular