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Gemeinderat, 21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 45 von 105

 

multikonfessionelle Begegnungszentrum erfunden. Das ist wirklich gut, das gefällt mir sehr gut, das ist ein weiterer Schritt der multikulturellen Gesellschaft. Was mich aber sehr frappiert hat: Die SPÖ hat dem eigentlich zugestimmt, nämlich durch Nicken, sie hat nicht dagegen gesprochen, das hat sie so akzeptiert. Offensichtlich ist sie auch dieser Meinung, dass man so ein Zentrum braucht. Das alles unter dem Motto: Alle haben sich lieb, jeder redet mit jedem, jede Religionsgemeinschaft ist mit den anderen so unheimlich d'accord. Das hat heute irgendwer gesagt hier. Wer war es? (Zwischenruf von GR Karl Dampier.) Ja, du warst das. Ich weiß nicht, wieso du das weißt. Vielleicht bist du einer dieser Basisfunktionäre irgendeiner Glaubensgemeinschaft und hast halt mit denen geredet. (GR Karl Dampier: Du nimmst das nicht ernst!)

 

Aber wenn man sich die Welt heute anschaut – das ist ernst –, dann ist es ja nicht so, dass jeder mit jedem gerne redet und dass jeder jeden sehr lieb hat, sondern es gibt schon Unterschiede, die gelebt werden, die durchaus auch notwendig sind, die einer gesellschaftlichen Kultur entsprechen, die dem Raum entsprechen, in dem man aufgewachsen ist, die der jahrhundertealten Tradition entsprechen und die in der Entwicklung in diesem Gebiet durchaus vernünftig sind. Und bei uns ist das einmal die katholische Kirche. Ob einem das passt oder nicht passt, es ist so. Wir sind ein katholisches Land. In Wien ist es noch immer, obwohl unter 50 Prozent – das ist sehr rasant heruntergegangen –, die katholische Kirche, die die Mehrheit an Gläubigen – wenn man will, an eingeschriebenen Mitgliedern – stellt.

 

Meine Damen und Herren! Ich habe mir das überlegt, wie so ein multikonfessionelles Zentrum, wie es sich der Maresch und Teile der SPÖ vorstellen, aussehen könnte. Ich würde Sie jetzt bitten, ich will niemanden beleidigen oder irgendetwas lächerlich machen, das liegt mir nicht, aber wenn man sich einmal so etwas vorstellt, muss man ein bisschen überzeichnen, damit man überhaupt versteht, um was es hier wirklich geht. Das, was ich jetzt hier bringe, ist wirklich überzeichnet, aber Sie werden auf Grund dessen sehen, dass es vielleicht gar nicht so weit herbeigeholt ist.

 

Ich stelle mir so einen Bau vor. Da gibt es zwei Varianten. Das eine ist ein Bau mit einem Turm, wo ich dann oben immer stündlich oder je nach Anteil der Bevölkerung den Stern, den Halbmond, das Kreuz, ein Zeichen für Orthodoxe, für den Tempel und das alles habe. Das bringe ich immer heraus, und dann wissen alle, in diesen Bau dürfen sie jetzt hineingehen, jetzt ist gerade die Betstunde für diese Religionsgemeinschaft.

 

Die zweite Variante ist: Man baut ein sakrales Gebäude, wie StR Schicker gesagt hat. Schöner große Bau, verschiedenen Räumlichkeiten drinnen, vielleicht mit einer großen Drehbühne, wo man ebenfalls, wie im Theater, variieren kann. Da kommt dann das katholische Gotteshaus, dann kommt der Tempel, dann kommt vielleicht das muslimische Gebetshaus. Das kann man noch einrichten, wer halt dann dort ist.

 

Ich habe mir so einen Tagesablauf vorgestellt. In der Früh, da kommen immer die Katholischen. Die Katholischen sind ja sehr zeitig dran, weil sie zeitiger aufstehen, und da gehen sie gerne beichten, damit die anderen nicht sehen, wer beichten geht. Ich kann mir da vorstellen, dass in der Früh diese katholische Plattform mit der Kirche kommt. Da setzt sich dann der Pfarrer bereits in den Beichtstuhl; nennen wir ihn zum besseren Verständnis meinetwegen Aloisius. Der Pfarrer sitzt also da drinnen und wartet auf seine Kundschaft. Man wundert sich nicht, zeitlich in der Früh, damit er nicht gesehen wird, kommt ein Mitglied der Kultusgemeinde, weil er auch einmal wissen will, wie das denn ist, wenn man von den Sünden befreit wird im Beichtstuhl. Das will er auch machen. Er hat sich aber zu lange Zeit gelassen, denn inzwischen ist die Drehbühne weitergegangen, und es ist ein muslimisches Gebetshaus geworden. Da müssen jetzt alle, die in den Beichtstuhl wollen – das ist dort einfach so, das ist einfach Tradition –, die Schuhe ausziehen und dann rennen sie bloßfüßig zu dem Beichtstuhl hin. Kurz, die werden dort befreit von ihren Sünden.

 

In einem anderen Raum – denn dazwischen hat die altkatholische Kirche auch so einen Raum – bereitet sich gerade der altkatholische Geistliche auf einen Vortrag vor für ein Seminar für die Atheisten, und zwar für jene Atheisten, die nach dem Tod trotzdem gern in den Himmel kommen wollen. Da hat er hier so ein richtiges Verkaufsseminar. Nachmittag hat die evangelische Kirche ihren Platz. Da werden auf der Videowall Luther’sche Thesen gebracht. Die werden in einer Podiumsdiskussion ein bisschen neu definiert, dem Zeitgeist entsprechend. Als Leiterin dieser Podiumsdiskussion hat man die schon seit Jahren als verschollen gegoltene Exsuperintendentin Dr Knoll gewinnen können. Die wird dort auch arbeiten. Und am Abend ist halt Maiandacht, denn jetzt haben wir gerade Mai. Und um dieser multikonfessionellen Idee wirklich zum Durchbruch zu verhelfen und damit alle kommen – es werden alle dort eingeladen am Abend –, richtet man die Gebetsbänke nach Osten. Das ist logisch, damit auch Muslime hier am Gesellschaftsleben der Kirche teilnehmen können. Man singt gemeinsam orthodoxe Choräle. Dann wird nach evangelischer Methode öffentlich die Beichte abgenommen, und am Schluss, meine Damen und Herren, wird der Pfarrer nicht mehr Messwein trinken, sondern dem Zeitgeist entsprechend vielleicht Red Bull, und ganz zum Schluss gibt es für alle koschere Kardinalschnitten.

 

Meine Damen und Herren! Das kann ich mir vorstellen. Ich habe jetzt überzeichnet, aber, meine Damen und Herren, im Ernst, so etwas ... (Zwischenruf von GR Karl Dampier.) Vielleicht habe ich gar nicht überzeichnet, vielleicht ist ja das eh alles so geplant von euch. (Zwischenruf von Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker.) Vielleicht ist es ja von euch geplant, über diese Schiene unsere Kultur oder unsere Traditionen ein bisschen zu unterwandern.

 

Das können wir uns nicht bieten lassen, meine Damen und Herren! Daher muss man fordern, dass dort in Aspern eine katholische Kirche hinkommt. Jetzt ist mir ja vollkommen klar, dass du oder ihr nicht beschließen

 

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