Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 105
sind Schlusslicht bei den thermischen Solaranlagen.
Positiv stimmt, dass wir auch im Vergleich eine nicht schlechte Förderung
haben. Betreffend das, was nachgefragt wird, ist Wien jedoch Schlusslicht.
Daher sollte man darüber nachdenken, ob man da nicht mehr tun kann! Irgendwie
kommt mir das so vor, als ob der kleine Burli sagt: Was wollt ihr? Ich habe
ohnedies schon viel gelernt! – Das heißt: Es wurde viel gemacht,
offensichtlich war es aber nicht ausreichend. Wien ist in diesem Bereich Schlusslicht.
Und es schmerzt regelrecht an einem Tag wie heute, dass die Leute, wenn sie
sich duschen, Gas von Putin verbrennen müssen! Und das ist der Regelfall! (Bgm
Dr Michael Häupl: Hör doch auf!) Lachen Sie nicht, Herr Bürgermeister!
Ich höre sicherlich nicht auf! Ich tu hier weiter! (Bgm Dr Michael
Häupl: Jetzt auch noch auf der Putin-Welle daher zu fahren, ist deiner nicht
würdig!)
Ich fahre nicht auf der Putin-Welle! Wollen wir jetzt
ernsthaft darüber reden, dass es ein politisches Ziel ist, Herr Bürgermeister,
in der Europäischen Union und in Österreich nicht abhängig zu sein? Österreich
importiert speziell sehr viel aus Russland, und das dient nicht der
Versorgungssicherheit bei der Energieversorgung. Russland ist nämlich ein
politisch sehr instabiles Land, sodass die Gasversorgung sehr anfällig sein
kann und voraussichtlich große Preissprünge bevorstehen, weswegen wir dann
wieder im Nachhinein Heizkostenzuschüsse beschließen müssen, weil der Gaspreis
wiederum gestiegen ist! Und alles deutet darauf hin – schauen wir uns nur
den amerikanischen Markt an! –, dass die Gaspreise weiter steigen werden.
Ich frage Sie noch einmal: Warum muss an einem Tag
wie heute, wenn man sich heiß duscht, Gas verwendet werden? – Dafür gibt
es keinen Grund! (Beifall bei den GRÜNEN. – GR Kurth-Bodo Blind:
Kalt duschen täte dir ohnedies gut!)
Kalt duschen wäre gut für mich! Wunderbar! –
Manchmal ist es ein Glück, dass so wenige Zuhörer hier sind! Sonst müssten sie
sich nämlich wirklich fragen, wie man Gemeinderat bei der FPÖ wird! (Beifall
und Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
In Anbetracht der korrigierten aktuellen Zahl hat es
geheißen, dass wir ohnedies schon gut sind: Wien hat bereits etwa
13 Prozent, und es steigt weiter. Ich ziehe den Umkehrschluss, rechne
jetzt schnell Kopf und sage: Zu 87 Prozent sind wir fossil. Puh! Es ist
zwar schon einiges erreicht, aber da haben wir letztlich noch einen sehr weiten
Weg vor uns, Herr Bürgermeister!
Ganz nebensächlich ist die Frage 11 auch nicht,
denn auch diese zeigt Ihnen, was wichtig ist: Es geht um den durchschnittlichen
CO2-Ausstoß der Dienstwägen. Das Auto von Van der Bellen ist ein
Privatauto. Ihre Dienstwägen hingegen … (Zwischenruf von Bgm
Dr Michael Häupl.) Ich polemisiere nicht! Am Anfang haben wir uns ganz
grundsätzlich gegen Dienstwägen ausgesprochen. Jetzt halte ich fest: Wenn schon
mit öffentlichen Mitteln signifikante Autos angeschafft werden, dann sollte bei
deren Anschaffung auch umweltbewusst vorgegangen werden. Die Dienstwägen stehen
ja immer im Hof, und daher ist das auch beobachtbar: Der in der EU vorgegebene
durchschnittliche CO2-Ausstoß beträgt 120 Milligramm pro
Normkubikmeter, und ich schätze, bei den Dienstwägen ist dieser Wert mindestens
doppelt so hoch! Ich nehme jetzt lobend die Frau Umweltstadträtin aus, die es
mit Gas versucht und somit einen deutlich geringeren Bedarf hat.
Ich stelle jetzt die Frage in den Raum: Ist man als
Politiker oder als Politikerin wirklich nur dann ein richtiger Mann, wenn man
allen zeigt, dass man ein möglichst dickes Auto hat, das hinten doppelt so viel
hinaus stößt als das, was die EU vorgibt? Das verstehe ich nicht! (Bgm
Dr Michael Häupl: Wir haben aber mehr Frauen!) Das betrifft Stadträte
und Stadträtinnen! (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist jetzt wieder die
übliche Dienstwagen-Polemik!)
Das ist keine Polemik! Ich meine,
da geht es auch um eine Vorbildfrage, und ich erwähne jetzt noch einmal
anerkennend die Frau Umweltstadträtin! Könnten wir nicht beim nächsten Mal
wieder darüber nachdenken, was diesbezüglich getan werden kann? Damit rettet
man nicht das Klima, aber man zeigt, was einem wichtig ist und worauf man Wert
legt! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich frage mich, ob das in diesem Kontext nicht eine
entsprechende Wichtigkeit hat. Man sollte sich die neuen Entwicklungen
anschauen, ob es da nicht vielleicht etwas anderes gibt. Ich meine nämlich, es
gibt inzwischen einiges anderes, was über Taxi und Straßenbahn hinausgeht.
Ich möchte in aller Kürze noch zwei Dinge
beantworten. Ich habe genau zugehört und möchte sagen, dass wir das ganz
einfach anders sehen.
Zur Stromrechnung: Stellen Sie einmal in Ihrer
Bekanntschaft ganz geschwind eine einzige Frage! Fragen Sie irgendjemanden: Wie
viel Strom verbrauchst du eigentlich im Jahr? Und dann schauen Sie, welche
Antworten Sie bekommen! Ich habe nämlich den Eindruck, ich lebe in einem
vollkommen ignoranten Umfeld! Ich stelle manchmal die Frage, ob jemand weiß,
wie viel Strom er ungefähr verbraucht. Und ich stelle fest, dass neun von zehn
keine Ahnung haben! Ich sage: Schätz einmal: Sind es 1 000, 5 000
oder 20 000 Kilowattstunden? Ich will keine genauen Zahlen, nur ungefähre
Werte. – Darauf bekomme ich meist die Antwort: Ich weiß in etwa, wie viel
ich für Strom und Gas zahle, aber ich habe keine Ahnung, wie viel ich
verbrauche. Und es weiß auch niemand, wie viel ein Wiener Haushalt
durchschnittlich verbraucht.
Etwas anderes habe ich auch schon manchmal gemacht.
Ich lege jemandem eine Stromrechnung vor und sage: Du hast jetzt zehn Sekunden
Zeit – und das ist eine lange Zeit –, schau Dir die Rechnung an und
sag mir nachher, wie hoch da der Verbrauch ist! – Auch das schafft niemand
in zehn Sekunden! (GR Kurth-Bodo Blind: Geh hör auf!)
Nein, ich höre nicht auf, Blind! (Weiterer Zwischenruf von
GR Kurth-Bodo Blind.) Nichts ist zu ändern, weil das Gesetz ist! Das
muss man so machen!
Übrigens: Der
Durchschnittshaushalt in Wien
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular