Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 140
arbeiten – für ihren wirklich tagtäglichen Einsatz in
diesem Bereich. (Beifall bei der SPÖ.)
Es wird viel über Betroffene gesprochen, das ist
wichtig und richtig, aber hier geht es vor allem um meist Frauen, die dieser
Beschäftigung nachgehen, die sicherlich eine der schwersten ist. Ich glaube,
die dürfen wir nicht vergessen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein Punkt ist mir in der Diskussion auch noch
wichtig, vor allem in der aktuellen Diskussion, so unter dem Motto: Was ist den
Menschen zumutbar? Wien ist schon lange eines der ganz, ganz wenigen
Bundesländer in diesem Land, welches keinen Regress hat. Darauf sind wir stolz,
und das wollte ich einfach von dieser Stelle aus noch einmal betonen, weil ich
denke, dass es in der aktuellen Diskussion auch ganz, ganz wichtig ist.
Lassen Sie mich noch zu einem Themenbereich kommen,
der mir persönlich auch ganz wichtig ist, denn auch hier sind wir Modellregion.
Das ist kein kleiner Bereich, der so als Randthema vielleicht noch mitzunehmen
ist, sondern ein ganz, ganz wichtiger Bereich. Vor allem, wenn man sich die
Fallzahlen auch zum Thema Sicherheit anschaut, wenn man sich anschaut, wo denn
eigentlich die Gewaltverbrechen vorkommen, dann ist das das Thema Gewalt in der
Familie. Sie wissen, ich habe einfach durch meine ehrenamtliche Arbeit in den
letzten Jahren in einem Frauenhaus persönlich einen Einblick.
Gerade in den letzten Wochen und Monaten war es
wieder großes Thema, weil wir zehn Jahre Gewaltschutzgesetz in Österreich –
unter Anführungszeichen – feiern konnten. Im Jahr 1997 ist es uns gelungen,
hier ein ganz, ganz tolles, international anerkanntes Gesetz in Österreich zu
schaffen, das Gewaltschutzgesetz. Heuer haben wir zehn Jahre, und anlässlich
dieser zehn Jahre ist es wieder ganz klar geworden und wir haben uns schon
gefreut darüber, dass Wien hier einzigartig ist, auch im europäischen Vergleich.
Wien hat es immer schon als Selbstverständlichkeit
angesehen, das Thema Gewaltschutz in das Budget der Stadt Wien zu integrieren.
Wir haben es geschafft, dass Wien - einer EU-Richtlinie entsprechend, dass es
pro 10 000 EinwohnerInnen einen Platz in einem Frauenhaus geben
sollte - eine der wenigen Millionenstädte ist, die das erfüllt. Darauf sind wir
stolz, aber wir lehnen uns nicht zurück, sondern wir bauen weiter aus. Neben
den vier Frauenhäusern in Wien, der Beratungsstelle, dem 24-Stunden-Notruf gibt
es immer wieder viele Projekte, die vorangetrieben werden, wie zum Beispiel
jetzt der Ausbau der Nachbetreuungswohnungen. Für von Gewalt betroffene Frauen,
die nicht mehr den großen Schutz eines Frauenhauses benötigen, aber auch noch
nicht die Möglichkeit haben, eigenständig zu leben, bauen wir gerade die
Nachbetreuungswohnungen aus.
Ein großes Problem in diesem Bereich in den letzten
Jahren – das ist, glaube ich, von dieser Stelle aus schon mehrfach gesagt worden
–, weil es nämlich um das Sicherheitsgefühl von vielen Wienerinnen und vor
allem auch von vielen Kindern gegangen ist, waren die Interventionsstellen, die
ja ein ganz wesentlicher Teil des Gewaltschutzgesetzes sind. Auf Grund dessen,
dass das Gewaltschutzgesetz so gut gegriffen hat, dass gerade in Wien sehr
viele Wegweisungen und Betretungsverbote ausgesprochen wurden, kam es zu der
Situation, dass natürlich auch die Stelle, die Frauen und Kinder betreut,
nachdem der Mann weggewiesen wird – meistens ist es der Mann, muss man
dazusagen –, hier einfach nicht genug Geld zur Verfügung gestellt bekommen hat,
um tatsächlich dem gesetzlichen Auftrag nachzukommen, was dazu geführt hatte,
dass es sogar Zeiten in Wien gab, wo acht Wiener Bezirke nicht durch die
Interventionsstelle betreut werden konnten. Tatsache ist, dass das Anfang
dieses Jahres immer noch vier Bezirke waren und sind.
Ich war sehr froh und glücklich darüber, als die neue
Bundesregierung angelobt wurde, dass es gleich auch eine der ersten Taten der
Frauenministerin war, sich dafür einzusetzen, dass die Interventionsstellen
genug Budgetmittel zur Verfügung gestellt bekommen, um tatsächlich auch dieser
Aufgabe mit hoher Qualität nachkommen zu können, und den Interventionsstellen –
und jetzt können Sie sich vorstellen, wie die Versäumnisse der letzten Jahre
waren – ein Plus von 60 Prozent an Budgetmitteln zur Verfügung gestellt
worden ist. Ich kann daher mit Freude heute hier sagen, dass auch in Wien
derzeit der Aufbau wieder begonnen hat. Mitarbeiterinnen werden gerade
aufgenommen, Räumlichkeiten werden gesucht, sind vielleicht schon gefunden, und
man kann davon ausgehen, dass mit der zweiten Jahreshälfte beziehungsweise Ende
des Jahres wir wieder so weit sind, dass auch in Wien wieder alle Wiener
Bezirke von der Interventionsstelle betreut sind und Frauen und Kinder nicht
mehr die Angst haben müssen und sich allein gelassen fühlen, wenn der Vater,
der Mann weggewiesen wird, und plötzlich steht man alleine da. Das muss man
sich einmal vorstellen. Das wird Gott sei Dank in Wien bald nicht mehr der Fall
sein. Dafür danke ich auch im Namen der Frauen und Kinder und freue mich schon,
wenn wir auch in Wien wieder unser Netz ganz, ganz dicht geschlossen haben, was
den Gewaltschutz betrifft. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte noch ganz kurz auf zwei Themen eingehen,
weil ich glaube, das ist natürlich zum Thema Bildung die klare Fortsetzung. Zum
einen Modellregion Wien, was das Thema Forschung und Entwicklung betrifft. Das
WIFO ist heute schon angesprochen worden. Das Weißbuch des WIFO besagt eben,
dass Investitionen in Forschung und Entwicklung der Schlüssel für
Marktchancen der nächsten Generation sind. Das erzählen wir uns immer alle, die
Frage ist nur: Was tun wir dann mit dieser Erkenntnis?
Es freut mich daher sehr, dass Wien in diesem Bereich
der Technologie und Hochtechnologie in den letzten Jahren einen sehr
konsequenten Weg gegangen ist und auch in Zukunft gehen wird. Die
Forschungsquote – wir haben es heute schon gehört – liegt bereits jetzt über der
EU-Vorgabe, und wir uns aber noch ein höheres Ziel gesteckt haben, nämlich
4 Prozent.
Ich denke, auch das zeigt wieder,
dass Wien
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