Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 140
sonst könnt ihr das auch
so gut! Da könnt ihr das ein bisschen lauter hinausschreien! Das nur zu euch
gesagt! (Beifall bei der ÖVP. - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Jetzt sage ich
gar nichts mehr!)
Aber meine sehr geehrten
Damen und Herren, wir sind hier im Rechnungsabschluss 2006 und wenn ich
mir meine sozialdemokratischen Vorrednerinnen und Vorredner so angehört habe,
dann glaubt man ja, man ist im Schlaraffenland, im Wunderland Wien. Ich bin mir
da nicht ganz sicher, ob wir von ein und derselben Stadt sprechen, nämlich von
Wien. (GR Franz Ekkamp: Gegen Tirol sind wir es!) Boleslav Barlog hat
einmal gesagt, das würde nämlich ganz gut dazupassen: „Eigenlob stinkt, aber es
ist angenehmer Geschmack!" So ähnlich kommt es mir heute vor. Sie wissen
ganz genau, dass wir beim Wirtschaftswachstum auf der Kriechspur sind! Sie
wissen ganz genau, dass Wien dort 2006 die rote Laterne hatte. Wenn man in den
Bundesländern unterwegs ist, dann erntet man Kopfschütteln, Staunen, warum in
Wien nichts weitergeht, warum die Metropole Österreichs, Wien, an letzter
Stelle ist. Mittlerweile hat sogar der große SP-Vorsitzende Gusenbauer erkannt,
dass das Steuerreformpaket der Bundesregierung eigentlich maßgeschneidert für
Wien war. (Beifall bei der ÖVP.)
62 Betriebsansiedlungen
hat die Bundesagentur gemacht. Wie viele hat der Wirtschaftsförderungsfonds in
Wien zu Stande gebracht? Ganze zwölf! Das bedeutet, pro Monat eine! Das finde
ich relativ mager, wenn ich mir anschaue, wie viel Potenzial und wie viele
Chancen in dieser Stadt bestehen würden. (GR Franz Ekkamp: Und wie viele
sind es in Niederösterreich?) Was habt ihr stattdessen gemacht? Die
Gebührenschraube angedreht! Herr Kollege Ekkamp, Sie wissen das! Belasten statt
Entlasten! Das ist das Markenzeichen sozialistischer Politik in Wien! Lothar
Schmidt hat wahrscheinlich an die Wiener SPÖ gedacht, als er formulierte:
„Politiker sparen, indem sie den Gürtel der Bürger enger schnallen."
Während Wien schläft, geht
in Niederösterreich die Post ab. Lhptm Pröll freut sich tagtäglich, dass in
Wien nichts weitergeht, weil damit hat er die besten Chancen, für sein
Bundesland zu reüssieren. Ich erinnere nur an die Prestigeobjekte Maria
Gugging, an die MedAustron in Wiener Neustadt. Wenn ich mir anschaue, was die
ecoplus Agentur in Niederösterreich allein an Wirtschaftsparks rund um Wien
aufgezogen hat, sind das über 15. Ich erinnere nur, Kottingbrunn, Wiener
Neudorf, Tulln, Wolkersdorf, um ein paar hier zu nennen. Dort gibt es eines, es
gibt ein Komplettangebot. Es gibt ein Komplettpaket vom Grundstück über die
Verkehrsanbindung über die Energie bis zu den sonstigen Dienstleistungen.
Und wie passiert es in
Wien? In Wien passiert es so, dass wir fünf, sechs, sieben, acht, neun große
Betriebs- oder Stadtentwicklungsgebiete aufreißen, genau wissend, dass wir alle
miteinander nicht „derblasen“, weil wir es nicht nur finanzieren, weil wir
letztendlich auch die Bauleistungen nicht zusammenbringen. Es gibt natürliche
Grenzen. Was passiert stattdessen in Aspern? Anstatt dass wir einen Leuchtturm
zur Forschung und Entwicklung hinstellen, machen wir lieber Stadtentwicklung,
die primär auf dem Wohnbau beruht! Ja, ich bekenne mich zum Wohnbau, aber es
wird nicht reichen, dass wir eine permanente Stadtentwicklung nur mit dem
Wohnbau machen! (Beifall bei der ÖVP.)
Warum entwickeln wir immer nur städtische Flächen?
Was ist mit den privaten Flächen, die es in dieser Stadt gibt? Ist das zu
mühsam? Ich würde raten, etwas mehr Anstrengung würde dieser Stadt nicht
schaden, vor allem, wenn ich mir dann die Arbeitslosenzahlen der unselbstständig
Beschäftigten und die Entwicklung dieser ansehe. Von 1970 an, und die
SPÖ-Stadtregierung wird sich gerne an dieses Datum zurückerinnern, hat Wien
einzig und allein maximal 25 000 Beschäftigte zu Stande gebracht. Das
sind magere 3,5 Prozent. Das ist im Vergleich zu Österreich mit
800 000 Arbeitsplätzen oder im Vergleich zu Vorarlberg, Salzburg,
Niederösterreich oder Oberösterreich wesentlich weniger.
Frau Vizebürgermeisterin, ich möchte Ihnen diese
Charts hier zeigen, damit Sie auch sehen, dass es stimmt. (Der Redner zeigt eine Graphik her.) Das ist nämlich die Quelle des
Österreichischen Sozialversicherungsträgers. Meine Damen und Herren, schauen
Sie sich diese Zahlen an! Die rote Linie unten ist die rote Laterne Wiens. Da
jetzt zu sprechen, wie toll wir aufgestellt sind und wie super wir sind! Da
würde ich den Damen und Herren der Sozialdemokratie dringend nahe legen, dass
Handlungsbedarf besteht! Eines ist Gott sei Dank schön, diese Zahlen sind
offizielle Zahlen des Sozialversicherungsträgers.
Ich würde mir wünschen, das wäre ein
wirtschaftspolitisches Ziel, Frau Vizebürgermeisterin, dass 2007 die Kurve ganz
nach oben geht, das werden wir eh nicht schaffen, aber dass Wien zumindest in
der Mitte und nicht an letzter Stelle gelegen ist. (GR Friedrich Strobl schüttelt den Kopf.) - Herr Kollege Strobl,
Sie können ruhig den Kopf schütteln, Sie wissen eh ganz genau, wie die Zahlen
ausschauen! (Beifall bei der ÖVP.)
Bei der Erwerbsquote haben wir in etwa dasselbe
Problem. Bei der Erwerbsquote der 15- bis 64-Jährigen haben wir in Wien magere
63,8 Prozent. In Vorarlberg und Salzburg haben wir immerhin über
70 Prozent. (GR Franz Ekkamp: Das
stimmt doch nicht!) - Kollege Ekkamp, bitte die Zahlen lesen, studieren und
dann nachdenken, warum das so ist. Dann kann man vielleicht eine Lösung finden.
Zum Schluss darf ich Ihnen noch
ein Beispiel aus einer anderen Stadt nennen. Ein Beispiel aus Hamburg, wo die
CDU unter Ole von Beust an die Macht kam und mit mehr Kundennähe und mit mehr
Rechten für die Bezirke ganz deutlich reüssieren konnte und kann. (GR Kurt
Wagner: Ein Ausverkauf von Spitälern ist dort!) Sie haben dort soziale
Dienstleistungszentren geschaffen, Herr Kollege Wagner! (GR Kurt Wagner: Ich
war vier Wochen dort drüben!) Herr Kollege Wagner, Sie müssen zuerst
zuhören und dann reden, nicht immer dazwischen hineinreden, zuerst zuhören!
Lassen Sie es mich Ihnen erklären! (GR Kurt Wagner: Sie brauchen mir das
nicht zu erklären! Ich habe es mir selbst angeschaut!) Aber
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