Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 140
hinein schreien! (Beifall und Heiterkeit bei der
SPÖ.)
Mitbestimmung findet jedenfalls statt, so viel steht
fest. Mitbestimmung gibt es zum Beispiel auch im Kinder- und Jugendparlament in
Wien. Das ist keine leere Worthülse. Wir haben mittlerweile in 19 Bezirken
Kinder- und Jugendparlamente, in denen sich die Jugendlichen mit den
Verantwortlichen in ihrer Schule und in den Bezirken, mit den ExpertInnen der
Dienststellen der MA 42 und so weiter zusammensetzen und gemeinsam ihr
Lebensumfeld, ihre Schule und ihren Bezirk besprechen, und das findet auch
tatsächlich Umsetzung mit den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern
und natürlich mit den ExpertInnen der Fachdienststellen. Bitte vergessen Sie
Letztere nicht, denn diese leisten einen ganz erklecklichen Anteil der Arbeit,
die sich die Bürgerinnen und Bürger und auch die Kleinen und Jungen wünschen
und zu Recht einfordern.
Es gibt
also 19 Wiener Bezirke mit Jugendparlamenten, und da sage ich: Hut ab! (Zwischenruf
von GR Mag Wolfgang Jung.) Ja, genau! Das heißt „Parti. im
Bau“! Vielleicht haben Sie auch davon schon einmal gehört, das kann sein, ich
weiß es nicht genau, vielleicht auch nicht. – Das steht in Zusammenhang
mit der Vernetzung, die es insbesondere zwischen der Geschäftsgruppe Jugend und
den anderen Geschäftsgruppen gibt. Das ist ein ganz hervorragendes Projekt, das
2005 und 2006 gelaufen ist: Jugendzentren, Gebietsbetreuung und Stadtratsbüro
haben sich gemeinsam Gedanken darüber gemacht, wie man die Bestimmung im
Mietermitbestimmungsstatut von Wiener Wohnen in § 13 – wenn ich nicht
irre – umsetzten kann, gemäß welcher explizit ein zu wählender
Jugendvertreter vorgesehen ist. Das ist mit dem Projekt „Parti. im Bau“,
also Partizipation im Gemeindebau, tatsächlich geschehen. Wir haben es zumindest
einmal in zwei großen Gemeindebauten geschafft, die Erwachsenen, die
Mieterbeiräte und die Jugendlichen zusammen zu bringen und sie gemeinsam
Modelle für ihr gemeinsames gutes Auskommen im Gemeindebau erarbeiten zu
lassen. Das geht manchmal so weit, dass die Jugendsprechstunden dieser
Jugendmieterbeiräte in den einzelnen Jugendeinrichtungen stattfinden, denn dort
trauen sich die Jugendlichen hinzugehen. Dorthin können sie gemeinsam gehen.
Man muss nämlich auch darauf Bedacht nehmen, wie Jugendliche drauf sind, wie
sie sich austauschen wollen und wie ihr Gruppenempfinden ist. Und wenn man
ernsthaft mit Jugendlichen in Kontakt treten will, dann muss man das einfach so
annehmen und dann muss man die Modelle und Projekte darauf ausrichten, dass man
möglichst viele Jugendliche erreicht.
Es ist
dies – wie gesagt – ein ganz hervorragendes Projekt. Es schien
übrigens auch in der UN-Habitat
Best Practices-Datenbank weltweit auf. (GR Mag Wolfgang Jung:
Warum sind wir so schlecht in der PISA-Studie, wenn ohnedies alles so gut ist?
Sagen Sie mir das!)
Außerdem
finden in dieser Stadt sozusagen auch Medien statt. Besonders erwähnen möchte
ich da natürlich unseren partizipativen, nicht kommerziellen Stadtsender Okto.
Wir sind sehr stolz auf Okto. Mittlerweile gibt es 75 verschiedene zivilgesellschaftliche
Gruppierungen in dieser Stadt, die regelmäßig Programme in Okto gestalten,
mitmachen und sich einbringen. Und das ist kein reiner Selbstzweck, sondern all
das hat Mehrwert. Die Jugendlichen und Kinder produzieren ihre eigenen
TV-Shows. Was lernen sie dabei? – Sie lernen Medienstrukturen kennen. Und
sie lernen auch, wie manipulativ Medien sein können. Sie lernen selbst drehen,
sie lernen selbst schneiden, sie lernen, selbst ein TV-Programm zu machen, und
sie sehen sich selbst im Fernsehen. Das ist natürlich, nachdem Fernsehen in der
Medienwelt auch für Jugendliche sehr viel Bedeutung hat, eine ganz
hervorragende Geschichte.
Daher
werden wir gerade die Jugendprogramme und die Projekte für Okto noch
verstärken. Schauen Sie sich das einfach einmal an! Legen Sie Ihre Vorurteile
ab! Schauen Sie auch einmal dort vorbei! Wenn man mit den Leuten vor Ort redet,
dann bekommt man nämlich ein bisschen mehr mit, als wenn man nur über mehrere
Ecken davon hört! Das ist wirklich eine ganz tolle Sache, nämlich ein immenser
Schritt in Richtung Medienkompetenz. Das, was wir heute zu bieten haben, gab es
zu meiner Jugendzeit – und auch zu Ihrer, wie ich annehme – noch
nicht! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich
entschuldige mich schon jetzt bei den vielen Magistratsabteilungen, die im
Rahmen dieses Rechnungsabschlusses nicht präsentiert werden konnten! Man könnte
ja über die Leistungen jeder Abteilung mehr als 25 Minuten sprechen, aber das
ist leider hier nicht möglich.
Kolleginnen
und Kollegen von der ÖVP! Ich komme jetzt zu Ihrem Antrag betreffend Jugend und
Alkohol, konkret über die „Konzeptionierung und Umsetzung einer
Informationskampagne über die Folgen und Risiken von Komatrinken“. – Sie
verlangen Berichte über das in Mode kommende Komatrinken. Da frage ich Sie: Wo
sind Sie eigentlich zu Hause? Ich sage Ihnen: Ich habe bis zu meinem 19.
Lebensjahr keinen Tropfen Alkohol getrunken, und als komisch galt da ich und
nicht die anderen. Alkohol und der Umgang mit Alkohol werden in der Jugend eben
ausprobiert, weil es da um eine Grenzerfahrung geht. Stellen Sie das nun nicht
so dar, als ob das etwas Neues und eine jetzt in Mode kommende Geschichte wäre!
Das ist nämlich einfach nicht wahr! Da frage ich mich, wo Sie leben! Das ist
einfach unglaublich!
Natürlich
arbeiten auch wir daran, aber wir machen das nicht marktschreierisch. Wir
fordern die Jugendlichen nicht auch noch über die Medien auf. Wir sagen nicht:
Bitte sauft, beginnt mit Komatrinken, denn sonst gehört ihr nicht dazu! –
Das kann nicht die Wahrheit sein. Vielmehr betreiben wir selbstverständlich
Prävention. Diese ist kostspielig, aber das leisten wir uns. Das ist allerdings
nichts, womit man großartig werben kann. Denn was bedeutet Prävention? –
Prävention bedeutet, dass nichts oder nichts Schlimmes passiert, weil viel
getan wird. Das ist Prävention. Und das betreiben wir natürlich unentwegt und
dauernd. (Beifall bei der SPÖ.)
Es wäre schön, wenn Sie einmal
hinschauen und das zur Kenntnis nehmen! Wir betreiben in der Jugendarbeit
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