Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 140
ganz im Gegenteil eben auf Grund der Tatsache, dass aus Steuermitteln Geld zugeschossen wird, eine hervorragende Einrichtung. Viele Wienerinnen und Wiener nutzen gerade die Bäder, die letzten Tage und Wochen haben bewiesen, wie sehr diese Einrichtung angenommen wird.
Eines auch noch dazu: Wären wir in einer Stadt, wo es
nur möglich wäre, in städtischen Bädern zu baden - oder auch in privaten, das
ist ja vollkommen wurscht -, dann würde ich verstehen, dass man sagt: Na gut,
eigentlich sollten sie noch länger offen haben. Zeitig in der Früh schon
aufsperren für die, die vielleicht Frühsport machen - was ich sehr begrüße -,
und spät am Abend für die, die berufstätig sind.
Nun, wir leben in einer Stadt, wo wir 42 km
Strand haben. Wir leben in einer Stadt mit vielen Gewässern, die frei
zugänglich sind. Wir leben in einer Stadt, die von so hoher Lebens- und
Freizeitqualität ist, unabhängig von den Bädern. Die Wienerinnen und Wiener
wissen das und nutzen es auch. Dementsprechend sind wir froh und stolz auf
unsere Bäder, aber gleichzeitig auch froh und stolz auf die anderen Freizeit-
und Grünräumlichkeiten, die wir in der Stadt haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Besonders interessant waren die Hinweise zum Thema
Schule. Es ist jetzt nicht die Zeit - aber wir werden sie uns nehmen -, um
tatsächlich inhaltlich auf alle Fragen der Schule einzugehen, weil ich es so
schade finde, wenn wir uns wieder in einer so wichtigen Debatte in
Gemeinplätzen bewegen, die uns nicht wirklich weiterbringen. Ich sage das
vollkommen ernst meinend, denn ich meine, wir sind es unseren Kindern und
Jugendlichen, aber auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung schuldig, dass
wir dieses Thema nicht in Plastiktüten abhandeln, sondern uns ernsthaft damit
auseinander setzen, einmal unabhängig von der Zielsetzung, die hier von
Einzelnen ganz deutlich formuliert wurde.
Wenn wir eine inhaltliche Debatte wirklich ernst
meinen und ernst führen, dann kommen wir weiter. Wenn wir uns so weiterbewegen,
mit jenen Aussagen, die heute getätigt worden sind, dann wird es schwierig
werden.
Wenn zum Beispiel behauptet wurde, dass die
Einführung einer Gesamtschule eine Flucht in die Privatschulen bedeuten würde,
dann sage ich: Leider Gottes das Thema verfehlt! Denn was würde eine
Veränderung des österreichischen Schulsystems bedeuten? Dies würde bedeuten,
dass Schulgesetze verändert werden müssen, Schulorganisationsgesetze, und die
gelten in diesem Land natürlich auch für Privatschulen! Das heißt, es würde
sich gar nicht mehr auszahlen, irgendwohin zu flüchten - außer jene, die jetzt
bewusst Privatschulen wählen, die bereits ein anderes System haben. Da sei zum
Beispiel das Lycée erwähnt, oder es seien auch alle amerikanischen Schulmodelle
erwähnt, die es in Wien gibt. Die haben bereits jenes Modell, das wir
versuchen, gemeinsam mit vielen Expertinnen und Experten auf eine breitere
Basis zu stellen.
Glauben Sie mir, ich bin lange genug im Schulwesen
und kämpfe lange genug um eine Schule, die kind- und weltgerechter ist als das,
was wir an Selektion zur Zeit haben. Es wird noch lange dauern - es hat in
allen Ländern lange gedauert -, bis diese Prozesse abgeschlossen sind. Trotzdem
wird es nur einen ernst gemeinten Veränderungsprozess geben, wenn wir uns
inhaltlich der Sache nähern, so wie es viele glücklicherweise schon tun.
Interessant habe ich die Aussage gefunden, dass
Ganztagsschulen individuelle Nachhilfe geben können. Ich halte grundsätzlich
nichts von Nachhilfe, weil Nachhilfe bedeutet, dass man jemandem helfen muss,
das aufzuholen, was das grundsätzliche System versäumt hat. Ich bin davon
überzeugt, dass Sie es nicht so gemeint haben; ich bitte Sie nur, dass wir
sozusagen auch von der Diktion her aufpassen, gerade in einer Zeit, wo wir mit
viel, viel Mühe versuchen, inhaltliche Debatten zu führen, und uns nicht in
Systemen bewegen sollen, die wir eigentlich mit einer Veränderung im
Schulsystem ad acta legen wollen.
Dass die Gesamtschule eine „Nebelgranate" ist,
finde ich besonders spannend, noch dazu von einem, der in einer solchen
unterrichtet. Denn die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sind
Gesamtschulen, und Sie, lieber Herr Kollege, unterrichten in einer solchen. Das
System als „Nebelgranate" zu bezeichnen, halte ich für spannend,
interessant - nicht für originell (GR Mag Wolfgang Jung: Das sind dann
Blindgänger ...!), denn das ist sozusagen eine Verunglimpfung eines
Systems, in dem Sie selbst tätig sind. (GR Mag Thomas Reindl: Das war eine
Selbsteinschätzung!)
Was sicherlich zeigt, wie sehr die Bildungsdebatte
noch zu führen ist, ist die Tatsache, dass festgestellt wurde: Alle Kinder mit
Migrationshintergrund haben ein Sprachproblem. Das ist tatsächlich eine
Aussage, die sofort, als sie draußen war, auch schon wieder falsch war, und das
zeigt, in welche Gefahr wir uns begeben, wenn wir in solchen Plattitüden
diskutieren.
Eines finde ich besonders spannend, nämlich dass das
Notensystem aufs Assessment-Verfahren vorbereitet. Ich meine, jeder, der in der
Personalberatung tätig ist, würde das höchst spannend finden, wenn jemand, der
durch das Notensystem gegangen ist, deswegen aufs Assessment-Verfahren
vorbereitet ist. Da muss man ehrlicherweise zugeben und sagen: Wir sind für ein
selektives System - dann kann man sagen: Okay, setzen wir uns damit auseinander
-, aber nicht so tun, als wäre ein System, das Menschen in Skalen von eins bis
fünf unterscheidet, die beste Vorbereitung aufs Leben. Es ist einfach falsch,
das wissen Sie auch, und daher sollte man auch nicht so diskutieren. (Beifall
bei der SPÖ.)
Etwas, was ich total spannend
finde, werde ich aufgreifen und weiterleiten - das wird auch Herrn Neugebauer
freuen -, nämlich die Aussage, dass DirektorInnen in die Klassen gehören. Dem
kann ich etwas abgewinnen! (Heiterkeit bei der SPÖ.) Wenn man Systeme
überlegt, wie man Menschen, die eine Ausbildung für Administration haben, in
dieser einsetzt, und Menschen, die eine Ausbildung im pädagogischen Bereich
haben, mehr dort einsetzt, wo sie die Ausbildung haben, nämlich im
pädagogischen Bereich, um durchaus auch nicht den
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