Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 99
314 000 Menschen
sein. Auch die Zahl jener, die älter als 75 und 85 Jahre sind, steigt
stetig und signifikant an. Dadurch wird auch im Bereich der Pflege und der
Betreuungseinrichtungen einiges verlangt.
Sie, Frau Stadträtin, kann
ich natürlich für nichts in dieser Sache - im Moment noch, sage ich -
verantwortlich machen, weil diese Versäumnisse (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: ... da vorn?), die heute da sind, ja nicht seit Monaten oder
seit zwei Jahren da sind. Die gibt es schon seit 10 bis 20 Jahren, und ich
glaube, diese demographische Entwicklung, das alles hat man ja schon damals
gewusst. Nur hat man es eben nicht wahrhaben wollen, oder man hat es
weggeleugnet; das sage ich. Sie, muss ich sagen, geben sich wirklich in diesem
Bereich Mühe, das kann ich nur sagen, und ich hoffe - Sie haben das Ressort
noch nicht so lange, aber ich hoffe es -, es wird sich bis 2015 einiges ändern.
Nur weiß ich - das ist nun
auch ein Kritikpunkt -, es ist natürlich auch zu wenig. Denn wenn ich es mir
hernehme: Allein wenn man das Geriatriezentrum Lainz oder Wienerwald schließt -
dort gab es 2000 noch 15 600 Betten, und heute haben wir 8 500
-, wenn man das aufrechnet, wird es bei Weitem zu wenig zu sein. Zwar machen
Sie jetzt auch sechs neue Geriatriezentren, aber das ist in Anbetracht der
Entwicklung, die auf uns zukommt, zu wenig.
Aber nochmals: Ich mache
Ihnen hier keinen Vorwurf. Das muss man in dem Bereich vorantreiben, und es
kann sicher nicht sein, dass man jetzt die Menschen, die wirklich jahrelang
einbezahlt haben - vielleicht soll man es so sagen: Sie können auch in dem
Bereich nichts dafür, denn wenn ich jetzt Herrn Sozialminister Buchinger
hernehme, der eine Zwei-Klassen-Medizin oder eine Zwei-Klassen-Pflege einführen
wird - die eine ist für mich persönlich eine Reichenpflege, sage ich jetzt, für
diejenigen, die über 5 000 EUR haben -, dann gibt es bald diese
Armenpflege, die unter 5 000 EUR liegt. Ich glaube, wenn man sich das
vorstellt, dann kann es das ja, bitte, nicht sein!
Frau Stadträtin! Ich
glaube, gerade in diesem Bereich geht das nicht. Ich will mir jetzt nicht
vorstellen, dass man das vielleicht auch noch auf Pflegeheime umlegt, sodass es
in diesen Heimen vielleicht irgendwann einmal auch eine Zwei-Klassen-Pflege
gibt. Das kann ich mir und will ich mir auch nicht vorstellen. Aber ich sehe es
an Ihrer Mimik: Sie werden das sicher nicht zulassen. Darum sage ich Ihnen
auch, dem Sozialminister Buchinger sollten Sie wirklich einmal Folgendes sagen:
Lieber Parteifreund, das kann es nicht sein! Wir verabschieden uns hier von
einem sozialen Weg, wir sind dann wirklich keine Sozialpartei mehr.
Ich weiß nicht, was Sie
dann sind. Sie haben wirklich sehr viel aufgeben. Ich will jetzt nicht auf die
Bundesregierung eingehen, ich möchte hier in Wien bleiben, aber das alles ist
es, was Sie in diesem Bereich von den Versprechungen schon aufgegeben haben.
Jetzt werden genau diese Leute mit diesen 5 000 EUR verunsichert,
wobei ich sage, zum Beispiel in Niederösterreich gehen sie jetzt schon auf
10 000 EUR. Dann kommen vielleicht auch noch Salzburg, Graz oder ein
anderer, und sie lizitieren sich gegenseitig in die Höhe. Bitte, das kann es ja
nicht sein!
Wir sind ein sozialer
Staat. So viel soziale Wärme wollen Sie ja geben, also sprechen Sie dann bitte
auch mit Buchinger und Freunden, dass das, bitte, in den nächsten Wochen vom
Tisch ist. Denn Sie verunsichern wirklich nur Menschen, die Pflege brauchen,
für die nächste Zeit.
Ich glaube, wir alle werden
vielleicht irgendwann einmal irgendwo eine Hilfe benötigen, und ich muss
ehrlich sagen, ich möchte hier schon in den nächsten Jahren einen guten Weg
gehen, damit wir dieses System auch erfolgreich weiterführen können.
Auch dem Fonds Soziales
Wien möchte ich das sagen: Die Pflege - ich weiß es von meinen Eltern her - ist
etwas Gutes, vor allem in Wien, auch wenn man dann gewisse Fälle hernimmt, wo
es nicht so klappt; es gibt eben immer irgendetwas zu kritisieren. Das verstehe
ich auch, ich meine, wo Menschen arbeiten, passieren Fehler, das gebe ich auch
zu.
Aber ich sage auch eines
für die Zukunft: Wir brauchen weitaus mehr Pflegeplätze als die vorgesehenen
10 000 bis 2015. Ich sage auch, man muss natürlich auch die privaten
Anbieter forcieren. Es ist ganz wichtig, dass man hergeht und zu den Privaten
sagt: Wir werden euch auch unterstützen. Ich glaube, hier hat man ein
Potenzial, das man auch für die nächsten Jahre finanzieren sollte und wofür man
Budget freisetzen kann.
Wir haben auch einiges
vorgeschlagen, oder eines vorgeschlagen, wobei ich sehr darauf poche, dass das
hoffentlich auch irgendwann passiert. Es muss einmal das Recht auf Pflege in
der Verfassung verankert werden! Das ist mir persönlich ganz wichtig. Ich
glaube, wenn man das einmal verankern würde, dann fällt natürlich sehr viel
weg. Denn dann sagen die Pflegebedürftigen, man hat hier wenigstens das Recht
auf Pflege, und sie werden durch die ständigen Aussagen, sage ich jetzt einmal,
nicht immer verunsichert. Das wäre mir sehr wichtig, dass man vielleicht das
einmal in diesem Bereich verankern sollte.
Was dieses
24-Stunden-Pflegemodell betrifft, das jetzt kommen soll, sage ich jetzt noch
einmal: Sie müssen etwas dagegen machen! Es darf nicht so weitergehen, dass
diese Menschen hier so weit verunsichert werden.
Nun zur häuslichen Pflege:
Auch die Menschen zu Hause, die Angehörigen, die gepflegt werden, sind ja sehr
verunsichert. Denn wenn die Frau pflegt, oder vielleicht noch ein Elternteil,
dann sind die ja nicht einmal rechtlich abgesichert. Ich glaube, hier sollte
man auch eingreifen und sagen, man sollte sie sozialversichern und ihnen auch
einen Pensionsanteil anrechnen. Das wäre auch sehr wichtig, dass das in Zukunft
einmal vonstatten geht.
Dann
gibt es diese so genannte Kurzzeitpflege. Das ist auch ein wichtiger Aspekt in
diesem ganzen Spektrum. Hier sollte es mehr Angebote geben. Zum Beispiel kann
ich das von Floridsdorf sagen: Wir haben mit
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