Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 99
wir das für sehr, sehr gut
und auch, wie gesagt, einen Schritt in die richtige Richtung. Danke schön!
Aber wir haben es ja mit
vielfältigen Herausforderungen in dieser Stadt zu tun. Ein Thema ist die
demographische Entwicklung, die angesprochen wurde und die ja hier hinlänglich
bekannt ist. Aber wir haben es natürlich auch mit dem zweiten sehr wichtigen
großstädtischen Phänomen zu tun, nämlich dass ein sehr hoher Anteil der
älteren, betagten Menschen in Wien alleine lebt. Aufgrund dieser
demographischen Entwicklung, aber auch des hohen Anteils an alleinstehenden
Personen liegt es sehr nahe, sich auch über die soziale Integration dieser
Personengruppe Gedanken zu machen.
Vor einigen Jahrzehnten
ging es ja in der Pflege und Betreuung von älteren, betagten Menschen um die
Sicherung der existenziellen Bedürfnisse; das stand sozusagen im Vordergrund.
Doch heute tritt das Recht der älteren und betagten Menschen auf
Selbstbestimmung dazu, aber eben auch auf soziale Integration.
Der Bedarf der älteren
Menschen heute - und das wissen wir aus Umfragen - liegt in dem Wunsch, dass
80 Prozent der älteren Menschen in ihren eigenen vier Wänden älter werden
wollen. Da bedarf es jetzt dieses vielfältigen Angebots, des von mir erwähnten
vielfältigen Angebots, und wir sehen leider noch einen viel zu kleinen Schritt
in die richtige Richtung, die sozialen Dienstleistungen für ältere und betagte
Menschen weiter auszubauen. Wie gesagt, wir wissen aus Umfragen, dass ein sehr
großer Teil, genau 77 Prozent, in ihren eigenen vier Wänden alt werden
wollen, auch wenn sie einen Pflegebedarf haben. Damit wissen wir auch, dass die
Mittel für die ambulante Pflege in dieser Stadt drastisch erhöht werden
müssten.
Lassen sie mich kurz drei
wichtige Bereiche ansprechen, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte,
weil sie schon von meinen Vorrednerinnen erwähnt wurden. Das ist zum Beispiel
der Ausbau der geriatrischen Tageszentren. Wir wissen, dass weitere
Tageszentren geplant sind, und ich denke, das ist eine ganz, ganz sinnvolle
Ergänzung für betagte Menschen, aber vor allem auch für die Angehörigen.
Meine Kollegin Antonov hat
auch die Ausweitung der Tageszeiten der Betreuung angesprochen. Ich denke, es
wird sich vielleicht in der Geriatriekommission die Möglichkeit ergeben, noch
darüber zu diskutieren. Ich selber wurde von einigen Angehörigen angesprochen,
die sich eine Ausweitung der Tagesbetreuungszeiten sehr, sehr wünschen, und ich
freue mich auf die Umfrageergebnisse, die Ihnen vorliegen, die Sie sozusagen
dem Wunsch nicht nachkommen lassen.
Weiters geht es natürlich
um den Ausbau des betreuten Wohnens, das heißt, um den Ausbau der
Seniorenwohngemeinschaften. Die wurden auch heute schon angeführt, deswegen
möchte ich das nur so stehen lassen. Seniorenwohngemeinschaften werden auch von
einem Großteil der betagten Menschen gewünscht. Es ermöglicht einerseits den
privaten Rückzug, die private Rückzugsmöglichkeit, aber andererseits auch die
Gesellschaft anderer Menschen, wenn diese gewünscht wird. Hier gilt es eben,
das ambulante Angebot auszubauen, und ich hoffe und bin guten Mutes, dass wir
das in der Geriatriekommission in den kommenden Sitzungen noch näher besprechen
können.
Aber, meine Damen und
Herren, es geht ja beim Wohnen für ältere oder bedürftige Menschen nicht nur um
ältere Menschen, sondern lassen Sie mich auch ein paar Worte zu den behinderten
Menschen verlieren. (Zwischenruf von GRin Erika Stubenvoll.) Frau
Kollegin Stubenvoll, Sie waren leider bei der Rechnungsabschlussdebatte am
Montag sehr spät am Abend nicht hier. Da habe ich das auch noch einmal erwähnt.
Also: Behinderte Menschen
haben auch ein Angebot. Das ist einerseits das teilbetreute Wohnen,
andererseits das vollbetreute Wohnen, und das wissen wir. Aber leider vermissen
wir hier auch zukunftsweisende und innovative Schritte im Wohnen für behinderte
Menschen. (Beifall bei der ÖVP.) Behinderte Menschen sollen frei wählen
können, und dazu ist auch der Ausbau der teilbetreuten Wohnplätze nötig. (GRin
Erika Stubenvoll: Das haben wir ja vor! Schwerpunktmäßig!)
Genau, also auch ein
kleiner Schritt in die richtige Richtung, der mich auch sehr freut, und das
möchte ich hier anmerken. Aber es ist noch viel zu wenig. Denn zu diesen
teilbetreuten Wohnplätzen, die dann die freie Wahl der behinderten Menschen
ermöglichen, gehört auch ein sehr großer Teil der behinderten Menschen, die
weder in teilbetreuter Wohneinrichtung noch in vollbetreuter Wohneinrichtung
leben wollen. Das sind nämlich die Menschen, die mittels persönlicher Assistenz
in den eigenen vier Wänden ... (Zwischenruf von GRin Erika Stubenvoll.)
Sie können schon fast
mitsprechen, Frau Stubenvoll. Ich muss es leider immer wieder sagen, weil beim
Ausbau der persönlichen Assistenz leider noch nicht der richtige Schritt
erfolgt ist. Sie wissen, wir haben das Modellprojekt.
Es läuft im April 2008
aus und laut einer Anfragebeantwortung von der Frau StRin Wehsely wurde uns
leider diese Studie, die in Auftrag gegeben wurde und aus Mitteln für die
persönliche Assistenz zur Verfügung gestellt wurde - aus Steuermitteln
finanziert - nicht zugänglich gemacht. Das ist natürlich eine große
Verunsicherung für die betroffenen Menschen, das wissen wir, denn wenn sie
selbst erst 2008 erfahren, wie es mit dem Modellprojekt weitergeht, dann
ist es ihnen leider nicht möglich, in die Zukunft zu blicken.
Die Frau Stadträtin und die Frau
Stubenvoll und ich wissen ungefähr, wo und wie wir nächstes Jahr leben werden.
Für die behinderten Menschen und die TeilnehmerInnen am Assistenzprojekt ist
das leider eine große Unsicherheit. Sie wissen nämlich nicht, ob sie noch mit
Hilfe von persönlicher Assistenz in ihren eigenen vier Wänden wohnen werden
können oder ob sie sich nicht vielleicht auch in einer Großeinrichtung
wiederfinden mit Menschen ... (GRin Erika Stubenvoll schüttelt den
Kopf. – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Großeinrichtung?) Darf ich Ihnen
Ihre Anfragebeantwortung zum Sozialtherapeutischen Zentrum Ybbs vorlesen, wo
noch immer
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