Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 94
nicht zusperren
werden, sondern weiterleben lassen werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Nun, ich konnte es davor nicht glauben, dass alle
drei Oppositionsparteien dagegen stimmen. Es ist so.
Wenn sich Kollege Stefan, der immer wieder in
martialischen Uniformen und Outfits als oberster Führer der „Olympia"
auftritt, über einen roten Stern beklagt (GR
Mag Wolfgang Jung:
... Ihr Bürgermeister auch schon!), dann sagt das wohl alles. Damit
brauche ich mich wirklich nicht zu beschäftigen. Hier treten Sie ziemlich zivil
auf, aber ich habe Fotos von Ihnen bei mir im Büro hängen, und da denke ich mir: Die FPÖ musst
du bekämpfen, weil sonst schaust so aus wie der Stefan in Uniform.
Das Zweite ist – und da werden jetzt einige
Kolleginnen und Kollegen verwundert sein –: Manchmal sehne ich mich zurück nach
Peter Marboe und Andreas Salcher, denn bei allen Differenzen, die wir hatten,
muss ich sagen, dass so eine Wortmeldung, wie sie Herr Dr Wolf gerade
getätigt hat, Peter Marboe und Andreas Salcher nicht über die Lippen gekommen
wäre. Es ist wirklich abgrundtief verachtend, was Dr Wolf da von sich
gibt. Er blickt offensichtlich über seinen gut gepflegten Hietzinger-Villen-Gartenzaun
aus dem bürgerlichen Westen nicht hinaus, dass er sagen kann: Volkstheater? Wer
braucht das Volkstheater? Das hat früher der Gewerkschaft gehört oder so
ähnlich, das brauchen wir alles nicht. – Nur so ist es erklärbar, dass er sagt:
Volkstheater zusperren, Volkstheater: keine Erhöhung der Subvention! Wir
brauchen das nicht!
Gott sei Dank gibt es uns Sozialdemokraten in dieser
Stadt, denn sonst würde es das Volkstheater nicht mehr geben. Und um das
Volkstheater wäre es wirklich schade! Die Menschen dort machen total gutes
Theater. Vielleicht sehen Sie das nie, weil Sie nie hingehen! Da kann ich nur
sagen: Das ist Ihr Problem. – Wir sehen das, ich sehe das immer wieder und bin
immer wieder bestätigt darin, was da für hervorragendes, politisch engagiertes
Theater gemacht wird. Ich kann mir schon vorstellen, dass die FPÖ und auch die
ÖVP wahrscheinlich nicht ganz zufrieden sind, dass mit einem Stück über den
Spiegelgrund eröffnet wurde. Sie sind vielleicht auch nicht ganz einverstanden
mit dem sonstigen Spielplan, aber die Wienerinnen und Wiener sind sehr
einverstanden! Es gibt jedes Jahr 655 Vorstellungen vom Volkstheater, und
es gibt täglich knapp 700 Menschen dieser Stadt, die ins Volkstheater
gehen und Karten kaufen! Diese stimmen jeden Tag und jeden Monat darüber ab, ob
sie das Volkstheater wollen oder nicht, und sie haben recht! Im Sinne dieser
Besucherinnen und Besucher des Wiener Volkstheaters werden wir heute der
Subventionserhöhung zustimmen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wenn schon die ÖVP konkret die Chuzpe hat und sagt,
wir brauchen das Volkstheater nicht, wir geben keine Erhöhung, dann muss ich
sagen, man könnte wenigstens als Buchhalter so viel Verständnis haben, dass man
beim Anschauen der nackten Zahlen sagt: Das Volkstheater, das taugt mir zwar
vielleicht nicht, weil es einen roten Stern hat oder weil es
„Volkstheater" heißt, das taugt mir nicht, weil es einen politisch
orientierten Spielplan hat oder einen Schottenberg als Direktor, oder ich weiß
nicht, was einen inhaltlich alles stören kann, aber wenn man diese Zahlen
anschaut, dann müsste man auch als Buchhalter feststellen können, dass das
Volkstheater zu wenig Geld hat, und zwar chronisch
zu wenig Geld!
Ich nenne jetzt nur eine Kennzahl: Das Burgtheater
ist größer, das stimmt – es hat ca 2 000 Plätze, das Volkstheater hat
ca 1 000 Plätze –, an jedem Theater wird aber trotzdem an jedem Abend
eine Vorstellung gespielt, und diese sind durchaus miteinander vergleichbar. Es
heißt ja nicht zufällig: Das eine ist das Burgtheater, das andere ist das
Volkstheater, und das sind die zwei großen Häuser in dieser Stadt. Das
Burgtheater hat ein Budget von 44,7 Millionen EUR – und
wahrscheinlich hat Direktor Bachler durchaus recht, wenn er sagt: Das ist zu
wenig. Er braucht mehr Geld. Er wird auch irgendwann mehr Geld bekommen, und
wahrscheinlich ist es sogar berechtigt. Aber das Burgtheater hat mehr als
viermal so viel Geld wie das Volkstheater! Das heißt, alleine schon die
Kennzahl, das Volkstheater hat insgesamt 11 Millionen EUR zur Verfügung
und das Burgtheater hat 44 Millionen EUR zur Verfügung, könnte Ihnen
als Buchhalter zumindest, wenn
Sie schon von Theater und Kunst keine Ahnung haben, verständlich machen, dass
das Volkstheater chronisch unterdotiert ist.
Und warum ist es chronisch unterdotiert? Deshalb
beschäftige ich mich so intensiv mit der Aussage von Dr Wolf: Die
chronische Unterdotation hängt primär damit zusammen, dass die Bundesregierung
von 2000 bis 2006 – sieben Jahre lang – dem Volkstheater die Subvention gekürzt
hat, und zwar jährlich um 660 000 EUR, das sind um
4,6 Millionen EUR weniger und nicht nur keine Anpassung!
Selbstverständlich müssen die 370 Beschäftigten des Volkstheaters jedes
Jahr die Gehaltserhöhung bekommen. Gott sei Dank! Und wir wissen, das macht
2 Prozent im Jahr aus nach dem Kollektivvertrag. Das heißt nicht nur, dass
es keine Erhöhung gegeben hat, sondern es hat eine Kürzung um
4,6 Millionen EUR durch die Bundesregierung gegeben. Das war die
Schuld Ihrer Bundesregierung.
Das waren der Morak und der Schüssel, Ihr Nachbar in Hietzing, die gesagt
haben: Denen streichen wir 4,6 Millionen EUR, denn die machen so
einen roten Spielplan, und überhaupt heißen sie Volkstheater.
Das ist der Grund, warum die
Bundessubvention gekürzt wurde: Es hat Ihnen politisch nicht gepasst! Das ist
der Grund, warum das Volkstheater zu wenig Geld hat. Es ist Gott sei Dank so,
dass wir jetzt eine Bundesregierung haben, die das auch so sieht und die das
erste Mal mit uns wieder eine gute Zusammenarbeit pflegt. Es ist einfach
sensationell, dass es heute hier einen Antrag gibt, wo eine zusätzliche
Subvention in der Höhe von 613 000 EUR für die laufende Spielsaison
beschlossen wird, wo die Stadt Wien 51 Prozent und die Bundesregierung
49 Prozent beitragen. So schaut Politik aus, wenn es im Bund und in Wien
gute Regierungen gibt. Das ist der Kern dieses Antrages. Es passt Ihnen nicht,
dass wir innerhalb von kürzester Zeit die Probleme gelöst haben,
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