Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 120
Topforschungsmetropole in Österreich zu machen, um unsere F- & E-Quote auf 4 Prozent zu heben. Die liegt übrigens jetzt schon bei 3,14 Prozent, also das Lissabon-Ziel ist bei Weitem erreicht worden. 2008 werden in der Höhe von 14 Millionen EUR die ersten konkreten Projekte der FTI-Strategie starten.
Das bedeutet auch eine Veränderung der
Rahmenbedingungen, aber das wird übermorgen in der Debatte zu den neuen
Förderrichtlinien „ZIT 08 plus" besprochen werden, die es ermöglichen
werden, genau darauf, nämlich auf eine Verstärkung des Dienstleistungsbereichs
einzugehen, die es ermöglichen werden, die Zielgruppe zu erweitern, die es
ermöglichen werden, übrigens auch verstärkt Frauen zu fördern.
Und damit bin ich bei dem eigentlichen zentralen
Thema für den Bereich Wissenschaft und Forschung, das sind die Humanressourcen.
Hier – das stimmt – gibt es einiges an Arbeit. In Österreich sind
6 Prozent der Professorinnen und Professoren Frauen, in der betrieblichen
Forschung sind es 11 Prozent. Der Frauenanteil ist daher – wenn man so
will auf Wienerisch – „unterm Hund", und eine Situation, die zum Beispiel
mit der höheren und bevorzugten Förderung von Projekten mit Frauen in
Führungspositionen durch das Zentrum für Innovation und Technologie
aufgegriffen wird. Übrigens gilt das auch generell für das ganze Budget durch
das Gender Budgeting, das Standard in unserem Budget ist. Das bedeutet nämlich,
dass alle 189 Ansätze – und nicht nur irgendein Kapitel – nach dem Prinzip
der Geschlechtergerechtigkeit durchleuchtet sind. Damit ist Wien nicht nur im
österreichischen Vergleich, Wien ist im internationalen Vergleich ein
Benchmark. (Beifall bei der SPÖ.)
Zurück zu den Humanressourcen: Es wurde immer wieder
der Bund genannt. Jetzt hänge ich mir einmal ein virtuelles rot-weiß-rotes
Krawatterl um und blicke auf die Universitätsabsolventen, die im
internationalen Vergleich wirklich sehr gering sind. Wir haben mit
19,6 Prozent den OECD-Schnitt lange nicht erreicht, und was die Nutzung
von den Humanressourcen betrifft, ist das ein wirkliches Problem. Und deshalb
werden wir nicht aufhören, auf Bundesebene
dafür zu kämpfen, dass unsere Unis vernünftig ausgestattet werden und allen
zugänglich sind und nicht, wie es die Politik des Wiener ÖVP-Obmanns in seiner
Funktion als Wissenschaftsminister ist, Zugangsbeschränkungen eingeführt und
fortgeführt werden; das ist der falsche Weg.
Ja, einen deutlichen Impuls für eine dynamische
Wirtschaft hätten wir auch mit einer Erhöhung der Wirtschaftsförderungsmittel
auf 164,9 Millionen EUR im nächsten Jahr. Das ist nicht nichts! Und
wenn wir in der nächsten Woche 25 Jahre WWFF, Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds, feiern, dann feiern wir auch
90 000 geschaffene oder gesicherte Arbeitsplätze, 3,7 Milliarden
ausgelöste Invests und 1 200 angesiedelte Betriebe, wie zum Beispiel
im letzten Jahr Bombardier. Mit den unterschiedlichen Werkzeugen der
Wirtschaftsförderung gelingt es uns, sehr zielgenau an gesellschaftlichen und
technologischen Entwicklungen anzusetzen. Dabei ist Richtschnur immer
Innovation, Kommunikation, Kreativität.
Das trifft zum Beispiel auch auf den Medienbereich
zu. Auch da passiert 2008 Großes. Die jetzigen 2 200 m² in
St Marx, an sich schon ein Medienstandort von beträchtlichem Ausmaß,
werden 2008 und 2009 um weitere 20 000 m² Studioflächen, Büroflächen,
Produktionsflächen erweitert. Es ist so, dass jetzt schon bereits zwei Drittel
aller Medienunternehmen in Wien sind, und durch Konzentration, Kooperation,
schlicht und einfach durch die kritische Masse in St Marx als
Mediencluster wird das eine weitere dynamische Entwicklung des Standortes sein.
Eine wesentliche andere Herausforderung, um bei der
Metapher der Herausforderungen zu bleiben, auf die wir eingehen, ist die
Bevölkerungsentwicklung. Wien wird aller Voraussicht nach, allen Prognosen nach
im Jahr 2020 1,8 Millionen Einwohner und spätestens 2035 – also in
weniger als 30 Jahren – 2 Millionen Einwohner haben. Wenn man sich
das veranschaulicht: Das ist so viel, wie Salzburg hat, noch dazu bis zum
Jahr 2020. Das bedeutet eine Fülle an Aufgaben für unsere Politik, eine
Fülle an Aufgaben, die wir gerne annehmen und gerne lösen möchten. Das bedeutet
eine Erhöhung der geförderten Wohnbauleistung von 5 500 auf
7 500 Wohnungen, mehr Schulen, mehr Gesundheitseinrichtungen, ein
ausgeweitetes öffentliches Verkehrsnetz und, und, und.
Wir SozialdemokratInnen warten nicht, bis diese
Entwicklung über uns herschwappt, wir finden sie auch nicht schlecht, wir
arbeiten nur jetzt bereits daran, Antworten auf diese Herausforderungen zu
finden.
Eine Herausforderung und eine Chance stellt der
Bevölkerungszuwachs naturgemäß für unsere Integrationspolitik dar. Das betrifft
eine Vielzahl an Bereichen: zum Beispiel Sprachförderung, interkulturelle
Kompetenz in allen Bereichen der Gesellschaft, aber natürlich vor allem in
Kindergarten und Schule, Chancengleichheit im Bildungssystem, Integration im
Arbeitsmarkt, das Wahrnehmen der Qualifikation der Leute, die nach Österreich
kommen. Während andere Städte in den nächsten Jahrzehnten krankschrumpfen, wird
sich Wien dynamisch nach vorne bewegen. Und während das zum Beispiel von der
FPÖ zum Anlass genommen wird, Hass und Angst zu schüren, machen wir unsere
Hausaufgaben. Im Integrationsbereich allein stehen dafür
32 Millionen EUR zur Verfügung. Diversität ist nämlich Normalität in
einer weltoffenen und pulsierenden Stadt und Chance. Daher braucht es nicht
xenophobische Rülpser, sondern eine verantwortungsvolle Politik. (Beifall bei
der SPÖ.)
Eine zentrale Herausforderung der Zukunft – und nicht
nur für Wien, sondern global – ist der Klimawandel. Das ist mittlerweile wohl
unbestrittene Realität auch für die letzten Zweifler oder für fast die letzten
Zweifler. Die Frage ist weniger, ob er stattfindet – das ist unbestritten –,
sondern wie stark, mit welchen Herausforderungen wir es schaffen, das Ganze
noch einzudämmen. Da ist Österreich nicht gerade Musterschüler – man muss
Probleme beim Namen nennen. Wir erreichen das Kyoto-Ziel bei Weitem nicht.
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