Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 120
Nur ist auch dabei die Frage offen: Was passiert mit den jungen Menschen, die man hierher holen will?
Es ist zwar kurz angerissen worden, dass es
vielleicht auch ein Problem mit dem Wohnungsangebot für ForscherInnen und junge
WissenschaftlerInnen geben wird, die dann zeitweise hier in Wien ihrer
Tätigkeit nachgehen werden, aber es gibt darauf keine Antwort. Was ist jetzt
mit den Wohnungsangeboten? Wo sollen diese Menschen hin? Was bietet man ihnen
an?
Die Startprojekte - es sind viele aufgelistet -
klingen gut, aber auch hier ist zu fragen: Wann werden sie umgesetzt? Mit
welchem Budget können sie rechnen? Beziehungsweise wo wird überhaupt darüber
diskutiert, ob das in der Prioritätensetzung vielleicht wichtig ist oder nicht?
Hier im Gemeinderat offensichtlich nicht; zumindest wurde bis jetzt kein Wort
dazu verloren.
Es werden auch - und das finde ich gut und wichtig -
die Potenziale angeführt, die wir hier in der Stadt mit jungen, talentierten
WissenschafterInnen haben, die eigentlich dazu motiviert werden sollten, ihre
Karrierewege in diesem Bereich auch weiterzugehen. Und es wird gesagt, dass man
hier etwas unternehmen will, damit das auch passiert.
Es gibt, wenn man sich die Universitäten anschaut,
seit Jahren eine Debatte darüber, wie es mit der Karrierechance von jungen WissenschafterInnen
aussieht, und wir haben ja schon gehört, wie viele Universitäten wir in Wien
haben. Ich glaube, dass dieser Bereich vor allem für Wien ganz, ganz wichtig
ist, dass es hier faire Karrieremodelle und einheitliche Modelle gibt.
Es gab ja Verhandlungen mit der Beamtengewerkschaft
und den Universitäten über einen Kollektivvertrag, die eigentlich abgeschlossen
wurden. Nur ist jetzt die Finanzierung wieder in Frage gestellt, und es
passiert eigentlich wieder nichts. Die jungen Forscherinnen und Forscher sind
ob dieser Chancenlosigkeit oder Aussichtslosigkeit, die sie auch im
universitären Betrieb haben, quasi dazu gezwungen, abzuwandern und wieder ins
Ausland zu gehen, weil sie dort einfach mehr Karrieremöglichkeiten, mehr
Chancen haben.
Ich möchte deswegen einen Beschlussantrag einbringen,
dass der Wiener Gemeinderat den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung
auffordert, den zwischen Beamtengewerkschaft und Dachverband der Universitäten
ausverhandelten Kollektivvertrag zwischen Universitätsbediensteten rasch
umzusetzen und für dessen Finanzierung durch den Bund zu sorgen. Wir beantragen
die sofortige Abstimmung.
Wenn man sich, jetzt abgesehen von CENTROPE, an den
jungen Studierenden, die dann nach Wien kommen werden, ansieht, wie es bei
Studierenden in Österreich beziehungsweise vor allem in Wien - weil wir ja an
die 100 000 Studierenden hier in Wien haben - nach der letzten
Sozialerhebung der Studierenden aus dem Jahr 2006 um die finanzielle Situation
der Studierenden aussieht, so ist der Ansatz, der in dieser Strategie gewählt
wurde, gut. Aber er wird vielleicht doch nicht auf fruchtbaren Boden fallen,
wenn die Leute sich ein Studium nicht mehr leisten können beziehungsweise die
Arbeitsmarktsituation für diejenigen, die neben dem Studium arbeiten müssen, so
weitergeht.
Bisher ist es so, dass neben dem Studium bis zu
45 Stunden gearbeitet werden muss. Es ist aus diesen Gründen auch
nachvollziehbar, dass die Studierenden nicht in der so genannten
Mindeststudienzeit fertig werden können, dass das Studium dann trotzdem nicht
diesen Stellenwert hat und dass sich einfach die Rahmenbedingungen für die
Studierenden laufend verschlechtern, vor allem für jene, die berufstätig sind.
Ich möchte auch hier einen Antrag einbringen, dass
der Gemeinderat wieder den zuständigen Bundesminister für Wissenschaft und
Forschung auffordert, Maßnahmen für die bessere Vereinbarkeit von Studium und
Beruf zu setzen. Insbesondere wird der Bundesminister ersucht, eine Novelle des
Studienförderungsgesetzes vorbereiten zu lassen, die die Gewährung von
zusätzlichen Toleranzsemestern für den Studienbeihilfenbezug beinhaltet. Der
Bundesminister wird außerdem ersucht, Maßnahmen für die bessere Vereinbarkeit
von Studium und Berufstätigkeit in die Leistungsvereinbarungen mit den
Universitäten und Fachhochschulen zu integrieren und die zusätzlichen
Ressourcen, die dafür notwendig sind, zur Verfügung zu stellen.
Auch hier beantrage ich die sofortige Abstimmung des
Antrags.
Die SPÖ hat in den letzten Wochen, oder mittlerweile
schon vor einem Monat, den Herrn Bundesminister in Wien sehr breit plakatiert.
Das heißt, eigentlich erwarte ich mir, dass Sie die Anträge, die sich ja an den
von Ihnen kritisierten Minister richten, auch hier unterstützen können. Denn
ich glaube, dass wir nur dann eine wirklich gute Strategie für Wien umsetzen
können, wenn wir den Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten beziehungsweise
studieren, Möglichkeiten geben, dies auch zu tun.
Hier muss es auch - und das ist vorhin in dem Antrag
schon erwähnt worden - die Toleranzsemester für die
StudienbeihilfenempfängerInnen geben, da gibt es einfach ein Problem mit der
jetzigen Regelung. Es gibt viele Studierende, die aus einkommensschwachen
Haushalten kommen, die auf die staatliche Unterstützung angewiesen sind und
denen es nicht mehr möglich ist, ihr Studium in der Mindestzeit zu absolvieren.
Auch hier fordert der Gemeinderat den Bundesminister
für Wissenschaft und Forschung auf, eine Novelle des Studienförderungsgesetzes
vorbereiten zu lassen, um die Ausweitung des Toleranzsemesters für den
Studienbeihilfenbezug auf zwei Semester auszudehnen.
Auch hier beantrage ich die sofortige Abstimmung des
Antrags.
Die Studienbeihilfe war ja erst vor Kurzem in
Debatte. Hier haben wir das Problem, dass sie eigentlich nicht an die Inflation
angepasst wird, sie hat seit einiger Zeit immer die gleiche Höhe. Die Abgeltung
der Inflation würde ungefähr 370 EUR betragen. Das heißt, es würde für die
Studierenden doch einen besseren finanziellen Ausgangspunkt schaffen, wenn wir
die Studienbeihilfe endlich an die Inflation anpassen würden.
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