Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 120
hinterfragen? Kann sie ein interessantes Leo für all jene anbieten, die so wie ich sich nicht für Fußball interessieren und trotzdem in dieser Stadt sein werden?
Wir haben das Thema des Films. Der Film hat in den
letzten Jahren keine Erhöhungen bekommen. 8 Millionen EUR waren es
die letzten Jahre, und wenn ich das Budget richtig interpretiert habe, wird es
auch dieses Jahr 8 Millionen EUR geben, auch wenn es anders im Budget
steht. Aber klar ist, dass natürlich ein Fortschreiben im Bereich des Filmes
mit steigenden Kollektivverträgen und steigenden Kosten für Personal – und der
Film ist nun einmal sehr kostenintensiv – de facto eine ganz massive Kürzung
bedeuten, so wie es im Übrigen allen anderen Kulturinstitutionen natürlich auch
geht. Wir werden die Frage der Inflationsanpassungen und Valorisierungen noch
einmal bei der Novellierung des Museumsgesetzes im Landtag diskutieren. Aber
tatsächlich braucht der Film mehr, er braucht mehr Geld, er braucht mehr
Unterstützung. Da sind so Projekte wie die Vienna Filmcommission, die jetzt
tatsächlich umgesetzt werden sollen, sicherlich der richtige Schritt. Und das
unterstützen wir sehr.
Ich möchte noch auf einen Punkt zu sprechen kommen,
der nicht ganz direkt in der Wiener Kompetenz liegt, der aber umso brennender
ist und gerade für die Kulturschaffenden umso brennender ist, nämlich auf die
Frage der sozialen Situation von Kunst- und Kulturschaffenden in unserer Stadt.
All jene, die viel mit Kunst und Kultur zu tun haben, wissen, wie unendlich
schwierig es ist, von Kunst zu leben, und wie schwierig es natürlich auch unter
begrenzten budgetären Mitteln der Kulturpolitik ist, ausreichend Mittel zur
Verfügung zu stellen, dass aber die Chance auch nicht genutzt wurde, auf
Bundesebene das Künstler-Sozialversicherungsgesetz in einer Weise zu
novellieren, die tatsächlich einen quantitativen Sprung für die soziale
Situation der Kulturschaffenden gebracht hätte.
Ich glaube, dass uns dieses Thema in den nächsten
Jahren immer mehr beschäftigen wird und dass wir es nicht als Bundesthema zur
Seite schieben können, sondern hier auch mit einem sehr offenen Blick uns
Modelle überlegen müssen, wie wir Kunstschaffende in schwierigen sozialen
Situationen unterstützen können und wie es möglich sein kann, auch mit
begrenzten Mitteln Kulturschaffende so auszustatten, dass sie tatsächlich von
ihrer Kunst und von ihrem Kulturschaffen leben können, dass sie damit auch im
Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten arbeiten können. Es ist ein Faktum, dass
in der Kulturlandschaft viel zu oft arbeitsrechtliche Vorgaben umgangen werden
müssen, weil die budgetären Mittel gar nicht ausreichen würden, um Leute
anzustellen. Das ist aber keine Situation, von der wir GRÜNE glauben, dass man
sie fortschreiben darf – ganz im Gegenteil: Wir glauben, dass hier auch von
Seiten der Stadt unbedingt Geld in die Hand genommen werden muss, um
Kulturschaffenden ein menschenwürdiges, ein kulturwürdiges Leben zu
ermöglichen.
Ein Letztes lassen sie mich noch ansprechen: Der Herr
Stefan redet immer über das Publikum, und er hat natürlich in einem Punkt
recht. Kultur ganz ohne Publikum ist nicht vorstellbar und auch nicht
wünschenswert, und auch wenn wir nicht auf Quoten schielen und es gar nicht
schlimm finden, wenn hin und wieder eine Ausstellung nicht ausverkauft ist oder
vielleicht ein Projekt tatsächlich darauf angelegt ist, gar nicht großartig mit
Publikum zu tun zu haben, sondern eher im Bereich Entwicklung angesiedelt ist,
so gibt es doch einen ganz wichtigen Auftrag, nämlich Menschen dafür zu
interessieren, ihnen die Möglichkeit zu geben, zu wissen, dass diese
Veranstaltungen stattfinden.
Nunmehr hat sich eine Entwicklung in dieser Stadt
verfestigt, die wir sehr problematisch finden, nämlich die zunehmende
Monopolisierung auch der Möglichkeit zu Plakatieren in dieser Stadt. Sie haben
es wahrscheinlich den Medien entnommen, dass es jetzt eine neu gegründete
GesmbH zwischen Gewista und den Betreibern des Lokals Planet gibt, die jetzt
große angelegte Flächen von der Stadt Wien zur Verfügung gestellt bekommen haben,
übrigens ohne dass die Bezirke mitreden konnten und sehr zum Ärgernis vieler
Bezirke, damit sie dort um nicht wenig Geld Kulturplakate affichieren – unter
der Androhung, dass alles andere, was in der Stadt an Plakatierung passiert,
angezeigt werden wird und Prozesse durchgefochten werden.
Ich halte diese Monopolisierung und
Kommerzialisierung für ganz problematisch und glaube, dass das durchaus ein
kulturpolitisches Thema ist, dessen sich der Herr Stadtrat annehmen sollte. Ich
weiß, dass es hier einen gewissen Interessenskonflikt gibt, was die Profiteure
von höheren Einnahmen der Gewista und auch der Firma Kulturplakat
schlussendlich und der SPÖ betrifft. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass er den
Mumm hat, hier auch kulturpolitisch ein Auge darauf zu werfen. Es ist sowohl
Kulturpolitik sicherzustellen, dass man die Stadt informieren kann, als auch,
dass nicht die ganze Stadt zugekleistert ist. Und das ist eine andere
Entwicklung, die die Gewista gerade zusammen mit den Wiener Linien vollführt.
Ich weiß nicht, Herr Stadtrat, wie oft sie mit der U-Bahn fahren, aber die
Vorstellung, dass die gesamte U2 ein EM-Rasen mit Getränkewerbungen auf den
Sitzen und Wölkchen von irgendwelchen Waschmittelwerbungen im Fenster ist, ist
eine Horrorvision. Ich wünsche mir sehr, dass der öffentliche Raum in Wien
nicht noch weiter von Werbeplakaten und Werbebotschaften verstellt wird.
In diesem Sinne: Wir freuen uns, dass es mehr Geld
gibt, und wir hoffen, dass es nicht nur die Großen bekommen, sondern auch die
Kleinen und dass der Herr Stadtrat im nächsten Jahr weise und transparent
entscheiden wird und sich unsere Kritik, was die Vergabemechanismen bei der
Theaterreform betrifft, zu Herzen nehmen wird. Dort, wo wir mitentscheiden
können, werden wir mitentscheiden, dort, wo Rahmenbeträge die
Entscheidungsmöglichkeiten der Opposition beschneiden, werden wir
kontrollieren. Wir richtigen mahnende Worte an die regierende SPÖ, sie möge
sich das zu Herzen nehmen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster
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