Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 112
Wirklichkeit nicht, weil diese ja wiederum der Umwelt zweckgewidmet sein müsste. Das ist es natürlich nicht, und damit gibt es einen enormen Überschuss aus dem Umweltbudget, der abermals ins allgemeine Budget fließt, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber ganz allgemein ist festzuhalten, dass Ihr Budget
nicht durch eigene Leistung, sondern durch die drei – wie ich sie nennen
möchte – „hohen B“ zustande kommt, nämlich durch den Bund, durch die
Bezirke und natürlich durch die Bürger. (Beifall bei der ÖVP.)
Gestern wurde wörtlich erwähnt, dass der Bund und
namentlich Finanzminister Molterer nur seine Pflicht getan hätten. – So
ist es bei Weitem nicht! Vielmehr war das ein Tribut, den der Herr
Finanzminister dem budgetär notleidenden Wien gezollt und damit ein klares
Signal gesetzt hat. Was aber haben Sie gemacht? Anstatt diesen budgetären
Rückenwind aufzunehmen, hungern Sie die Bezirke aus, und auf der anderen Seite
erhöhen Sie Gebühren. So kann man Budgetpolitik nicht machen! (Beifall bei der
ÖVP.)
Gerade der Umweltbereich trägt durch die Erhöhung der
Müllgebühren und der Abwassergebühren ganz besonders zum Budget bei. Was hier
geschieht, ist eine reine Abzocke und hat mit ordentlicher Budgetpolitik
wirklich nichts zu tun, und eine solche Budgetpolitik können und wollen wir
nicht mittragen!
Allerdings ist der Überschuss im
Dienstleistungsbereich – das sei hier auch positiv erwähnt –
offensichtlich dank unserer beharrlichen Oppositionskritik im Jahr 2007 um
36,9 Millionen EUR zurückgegangen. Nichtsdestotrotz beträgt dieser
Überschuss nach wie vor über 100 Millionen EUR, und dieser wird
natürlich nicht zweckgebunden für die Umwelt eingesetzt, sondern versickert irgendwo
im allgemeinen Budget, weil andere Ineffizienzen damit abgedeckt werden müssen,
sehr geehrte Damen und Herren.
Lassen Sie mich Ihnen deshalb – abermals
wiederholend – einen kleinen Vorschlag machen, wie wir diese
100 Millionen EUR wirklich sinnvoll und zweckwidmungsgerecht
einsetzen können: Gründen wir einen Klimafonds, der in dieser Stadt wirklich
klimaschutzrelevante Energieerzeugungs-Projekte und im Zusammenhang damit eine
Effizienzsteigerung finanziert. Damit würden Sie nämlich die Umweltsteuer, die
Sie einheben, den Bürgerinnen und Bürgern, vor allem auch den Unternehmern und
Unternehmerinnen und insbesondere den Klein- und Mittelbetrieben wieder in Form
sinnvoller und nützlicher Investitionen zurückgeben, sehr geehrte Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Damit bin ich bei einem der wesentlichsten Punkte der
Umweltpolitik, nämlich beim Klimaschutz. Leider muss ich den Vorwurf an die
Frau Stadträtin hier wiederholen, dass sie nämlich Umweltpolitik in dieser
Stadt mit der Arbeit einer Werbeagentur verwechselt: Wenn sie die
Klimaschutzpolitik in dieser Stadt im Wesentlichen darauf zu beschränken
versucht, sich dabei PR-mäßig an die Abhaltung eines sicherlich wichtigen
Pop-Events anzuhängen, und im Vorfeld dieses Pop-Events dann noch wörtlich in einer
Zeitung über ihre Kochpraktiken berichtet, sehr geehrte Damen und Herren, dann
ist das sicherlich nicht die Klimaschutzpolitik, die Wien benötigt und Wien
weiterbringt! (Beifall bei der ÖVP.)
Leider verfehlt man aber auch die selbst gesteckten
Ziele. Das Klimaschutzprogramm sagt ein Minus von 13 Prozent beim CO2-Ausstoß
voraus, derzeit halten wir bei einem Plus von 17 Prozent, und bis 2010 ist
nicht mehr viel Zeit. Sie haben punktuell einige Maßnahmen gesetzt wie die
Umstellung der kalorischen Kraftwerke von Öl- auf Gasbetrieb, also von einem
nicht erneuerbaren Energieträger zu einem anderen kalorischen Energieträger.
Das bringt natürlich ein bisserl etwas, weil Gas etwas sauberer als Öl ist,
aber wirklich nachhaltig ist eine solche Umrüstung nicht!
Wenn wir dann noch hinzufügen, dass Sie auch beim
Verkehr tatenlos zusehen, dann braucht man kein großer Prophet zu sein, um zu
sehen, dass es in Wien in Zukunft mit dem CO2-Ausstoß wirklich
weiter bergauf gehen wird.
Auch haben Sie es nicht geschafft, das Wirtschafts-
und Wohlstandswachstum vom Energiewachstum zu entkoppeln. Auch das ist in
entwickelten Städten durchaus gang und gäbe, in Wien steigt der
Energieverbrauch jedoch Jahr für Jahr zwischen 1 und 2 Prozent. Und das
ist natürlich kein Beitrag zur Entkoppelung.
Wenn wir so weitertun, dann wird der CO2-Ausstoß
immer weiter steigen. Dann werden Sie sich wieder hinstellen – und das ist
besonders ärgerlich – und den Bund dafür verantwortlich machen, dass die
Kyoto-Ziele nicht eingehalten werden. In Wirklichkeit hat der Bund, wenn Wien
die Klimaschutzziele nicht erreicht, gar keine Chance, diese zu erreichen. Sie
sind dafür verantwortlich, dass das Kyoto-Protokoll in Österreich nicht
eingehalten wird, werte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber wir können zumindest rasch symbolische Aktionen
setzen. (GR Erich Valentin: Nennen Sie uns die Bundeswerte, Kollege Stiftner!)
Lieber Kollege! Ich mache Ihnen gerade jetzt einen Vorschlag. Es ist wunderbar,
dass hier die von Deutschland ausgehende Aktion „Licht aus für unser Klima“
über die Zeitung „Heute“ initiiert wurde. Diese symbolische Aktion soll am
8. Dezember um 20 Uhr abgehalten werden, und es soll für fünf Minuten
das Licht in Wien ausgeschaltet werden. (GRin Sonja Kato: Auch in den Spitälern?)
Ich denke, dass es eine gute Sache wäre, wenn sich
die Stadt dieser Aktion anschließen könnte, und daher bringe ich gemeinsam mit
meinen Kollegen Robert Parzer und Franz Ferdinand Wolf einen Beschlussantrag
ein, dass die zuständige Stadträtin dafür Sorge tragen soll, dass diese
Maßnahme „Fünf Minuten Licht aus“ am 8. Dezember als symbolische Option im
Rahmen der Einrichtungen und Institutionen der Stadt Wien auch umgesetzt werden
soll. – In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung.
(Beifall bei der ÖVP. – GR Siegi Lindenmayr: Soll das auch im
Operationssaal geschehen?)
Selbstverständlich soll das nur
dort geschehen, wo
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