Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 112
Jugend der Weg in die Selbstständigkeit, wovon Sie immer so groß sprechen, versperrt. Die Jugend sitzt auf Schulden. Wir lesen tagtäglich in den Zeitungen: „Schulden durch Handy“, „Schulden durch Kredite“. Und ich glaube, dass die Politik der SPÖ-Wien nicht gerade dazu beiträgt, dass die Jugend entschuldet wird. Im Gegenteil: Vielmehr wird der Weg in eine Abhängigkeit weiter geebnet, auf keinen Fall wird aber ein Weg in die Selbstständigkeit ermöglicht.
Natürlich ist eine gewaltige Propaganda notwendig, um
von den Untaten abzulenken. Man braucht Geld für diese Nebeltopfpolitik. Die
Ausgaben der Rathauspropaganda steigen im nächsten Jahr um
9 Millionen EUR oder 26 Prozent, und das Budget des Presse- und
Informationsdienstes wird von 34 Millionen auf 43 Millionen EUR
im nächsten Jahr erhöht. Das heißt, die Gebühren werden erhöht, die Kosten für
die Propaganda werden erhöht. Hingegen spart die SPÖ zum Beispiel die Bezirke
kaputt. Während die Ausgaben in der Stadt in den letzten drei Jahren insgesamt
um 12,3 Prozent angestiegen sind, hat man in den Bezirken nur ein Plus von
4,5 Prozent gesehen.
Das heißt, die Bezirksmittel liegen damit unter der
Inflationsrate, was einer realen Kürzung entspricht, und damit sind wir schon
beim Thema Generalsanierung der Pflichtschulen. – Die Bezirke müssen einen
60-prozentigen Eigenfinanzierungsanteil verkraften, und dieser Eigenfinanzierungsanteil
ist nicht verkraftbar. Ihr Schulfinanzierungsmodell stellt de facto einen neuen
Anschlag der Sozialisten auf die Bezirksfinanzen dar. – So viel zum Thema
Dezentralisierung, und allein deswegen lehnen wir dieses Budget ab. (Beifall
bei der FPÖ.)
Zum Thema Arbeitsmarktpolitik: Wien bleibt auch heuer
Schlusslicht in der österreichischen Arbeitsmarktpolitik. Eine aktuelle
Arbeitslosenstatistik vom Oktober 2007 zeigt, dass die Arbeitslosenquote in
Wien 7,9 Prozent beträgt. Das ist sehr alarmierend auch für die Wiener
Jugend. Zudem sieht man, dass das Beschäftigungswachstum, das in Wien
vielleicht vorhanden ist, überwiegend den Ausländern zugute kommt. Die Anzahl
der ausländischen Beschäftigten ist um 4,3 Prozent gestiegen, die Anzahl
der Inländer mit einem Arbeitsplatz in Wien ist hingegen nur um
0,6 Prozent gestiegen. Das heißt in absoluten Zahlen, dass es 9 300
neue Arbeitsplätze gibt, davon wurden 5 300 mit Ausländern besetzt, und
nur 4 000 Inländer bekamen eine Chance für einen neuen Job.
Dass auf dem Arbeitsmarkt eine bewusst gesteuerte
Ethnomorphose stattfindet, ist eigentlich ein Skandal der höheren Klasse, und
genau das lehnen wir ab. Wir lehnen diesen Austausch des Volkes vor allem auf
dem Arbeitsmarkt ab. – Bevor die Politiker das Volk austauschen, sollte
das Volk die Politiker austauschen, und die nächste Wahl kommt bestimmt, meine
sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Wien ist auch Schlusslicht bei den Lehrstellen, was
ich noch immer nicht verstehe. Wir erwähnen das bei jeder Budgetdebatte: Es
gibt so viele gute Beispiele in anderen Bundesländern, zum Beispiel in
Vorarlberg ein Fondsmodell oder in Oberösterreich die Abschnittslehren. Auf
Grund dieses Modells gab es 3 000 neue Lehrplätze, und in Oberösterreich
gibt es mittlerweile mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende, was eine
sehr positive Bilanz ist. In Wien hingegen entfallen derzeit auf eine offene
Lehrstelle fünf Lehrstellensuchende. Wien ist auch in dieser Frage das
Schlusslicht in Österreich, weil es auch hinsichtlich der Lehrstellen keine
Visionen und keine Kreativität gibt.
Wir von der FPÖ haben heuer schon versucht, einen
gezielten Schwerpunkt für die Lehre zu setzen, nämlich eine Aufwertung der
Lehre. Klarerweise zählt für uns bei der Lehrlingsausbildung auch das Motto
„Zuerst Deutsch, dann Schule". Außerdem wollen wir eine
Führerscheinausbildung in der Berufsschule ab dem 16. Lebensjahr, für
welche ein Anteil von der Gemeinde Wien finanziert werden soll. Zudem sollte
eine volle Schülerfreifahrt für Lehrlinge gewährleistet werden, denn die
Lehrlinge sind die Facharbeiter der Zukunft, und jede Investition lohnt sich.
Wir Freiheitliche werden auch im Jahre 2008 einen Schwerpunkt für Lehrlinge
setzen.
Zum Thema Schulreform, Gesamtschule und neue
Mittelschule: Man hat gesehen, dass angesagte Revolutionen selten stattfinden.
Auch hier gab es eine schwere Schlappe für die Bildungspolitik in Wien, weil
man die Gesamtschule krampfhaft schon im Jahre 2008 einführen wollte. Diese
linke Eintopfschule ist vorerst einmal gescheitert, es gibt aber noch immer
eine gewaltige Unsicherheit bei den Eltern und den Schülern, weil man ja nicht
weiß, was in Zukunft kommen wird. Wird man nach dem Motto handeln: Die Theorie
ist Marx, die Praxis ist Murks? – Niemand
weiß, wie es weitergeht.
Vollkommen klar ist: Sie wollen diese Gesamtschule
einfach in das Wiener Schulsystem hineinpressen, wobei, wenn das kommt, auf
jeden Fall eine Nivellierung nach unten stattfinden wird. Anscheinend ist das
aber den linken Ideologen in Wien vollkommen egal. Sie wollen diese
Gesamtschule beziehungsweise diese gemeinsame Mittelschule im Jahre 2009 hier
durchdrücken.
Wir alle reden von der PISA-Studie. Am 4. Dezember
soll die PISA-Studie auch hier in Österreich wieder veröffentlicht werden. In
den Zeitungen war in den letzten Tagen zu lesen: Die Pisa-Studie ist nicht objektiv. – Es gibt schlechte
Stimmen zur Pisa-Studie, es gibt
gute Argumente für die Pisa-Studie,
auf jeden Fall steht aber fest: Sie ist ein Indikator, auch wenn sie vielleicht
nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Die Pisa-Studie
ist auf jedem Fall ein Indikator, wie es in den Schulen aussieht, und man wird
sehen, wie das Ergebnis am 4. Dezember ausschauen wird.
Wenn wir uns mit der Realität konfrontieren, dass
Deutsch zur Fremdsprache wird, dass jeder fünfte Abgänger einer Pflichtschule
Probleme mit Lesen, Schreiben und Rechnen hat, und wenn wir sehen, dass
Leistung und Disziplin in den Schulen mittlerweile verpönt sind, dann sind wir
alle wirklich schon sehr gespannt auf die PISA-Studie, die im Dezember
veröffentlicht wird! In Wahrheit sind ja die Begriffe Qualität, Leistung und
Disziplin die Zentralbegriffe in der Schuldebatte. Dabei geht
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular