Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 112
schen, dass diese Diskussion teilweise noch deutlicher
wird.
So würde ich mir zum Beispiel wünschen, dass Sie,
lieber Kollege Gudenus, uns das nächste Mal, wenn wir wieder die Gelegenheit
haben, hier über Bildung zu diskutieren, ganz genau erklären, was Sie wirklich
unter „Disziplin und Autorität“ verstehen. Wenn man nämlich solche
hingeworfenen Begriffe hört, dann kann man schnell einmal sagen: Dafür bin ich!
Oder: Dagegen bin ich überhaupt. Allerdings sollte man so allgemein überhaupt
nichts sagen. In der Allgemeinheit liegt nämlich die Gefahr, dass man zum
Beispiel Sie falsch interpretiert und Ihnen in einer Gegenäußerung vielleicht
Unrecht tut, oder dass man Ihnen zustimmt, und Sie interpretieren das dann so,
dass man zu etwas irgendeine Zustimmung gegeben hätte, dem man überhaupt nicht
zustimmen will. – Daher würde ich mir wirklich wünschen – und das ist
ein ernst gemeinter Wunsch –, dass Begriffe genau präzisiert werden, damit
man dann sagen kann, dass es in bestimmten Punkten Gemeinsamkeiten gibt oder
dass es in anderen Punkten absolute und fundamentale Unterschiede gibt.
Dasselbe gilt natürlich auch für alle Bereiche,
welche die ÖVP hier angesprochen hat. Ich kann mir schon vorstellen, wie
schwierig es ist, auf diesem schmalen Grat der Schulpolitik zu wandeln. Da gibt
es das geniale Schulduo Schüssel – Neugebauer auf der einen Seite, und da
finden sich auf der anderen Seite ein fortschrittlicher Bildungspolitiker der
ÖVP wie Wissenschaftsminister Hahn, der Leiter der Arbeitsgruppe Schilcher,
Vertreter der Industriellenvereinigung, Vertreterinnen und Vertreter der
Wirtschaftskammer und vor allem auch Kirchenvertreter. Da wandelt man, wie
gesagt, auf einem schmalen Grat, muss sich aber irgendwann doch darüber klar
werden, welche Entscheidungen man trifft.
Lieber Herr Kollege Aigner! Ich bin mir nicht ganz
sicher, ob das, was Sie hier gesagt haben, und die Anträge, die Sie eingebracht
haben, Auftragsarbeit oder Selbstüberzeugung sind. Auch hiefür würde ich mir
irgendwann einmal eine Klarstellung wünschen, weil das die Diskussion leichter
macht. – Wenn das eine Auftragsarbeit im Sinne der
Schüssel-Neugebauer-Linie ist, dann verstehe ich das voll und ganz. Dann
brauchen wir gar nicht weiter diskutieren, denn diese Position ist uns
hinlänglich klar! Damit kommen wir nicht weiter, da unterscheiden uns Welten in
der Bildungspolitik! Wenn das auch weiterhin Ihre Position bleibt, dann ist
auch vollkommen logisch, dass Sie erwarten, dass der Antrag, so wie er gestellt
und eingebracht wurde, auch abgestimmt wird. – Wie Sie wissen, ist es zu
einem mühsamen Kompromiss auf Bundesebene gekommen. (Zwischenruf von GR
Mag Wolfgang Jung.) Das ist natürlich ein Kompromiss, Herr Kollege Jung!
Ich brauche Ihnen nicht erklären, dass man in einer Bundesregierung, in der
zwei Parteien, die so mehrheitsmäßig ausgestattet sind, wie sie sind,
Kompromisse schließen muss. Glauben Sie mir: Ich würde mir wünschen, dass es
auch auf Bundesebene eine so eindeutige Mehrheit gäbe, dass solche Kompromisse
nicht notwendig sind!
Aber Kompromisse müssen eben geschlossen werden, und
ein solcher Kompromiss wurde auch in Bildungsfragen geschlossen, und jetzt
kommt dieser Antrag, der diesen Kompromiss auf Bundesebene total konterkariert.
Das nehmen wir zur Kenntnis, und Sie werden sich wohl nicht wundern, dass wir
diesen Antrag ablehnen. Irgendwann werden Sie sich aber zwischen dem
Schüssel-Neugebauer-Kurs und dem, was jetzt Kompromiss ist und was es auch in
Wien möglich macht, einen Kompromiss mit Ihnen zu finden, entscheiden müssen!
Wenn Sie das nicht wollen, dann sollten Sie es sagen, aber nicht diesen Weg
gehen, mit dem Sie in Wirklichkeit ausweichen. Ausweichen ist nämlich nicht
einmal für einen Lehrer im zweiten Bildungsweg ein Weg, den ich mir für einen
Kollegen wünsche, der im Wiener Bildungssystem tätig ist! (Beifall bei der
SPÖ.)
Dasselbe gilt für den Bereich der Volksbildung.
Lieber Herr Kollege! Entweder wollen Sie es nicht verstehen, oder Sie haben es
nicht verstanden. Gerade im Kontrollausschussakt wurde mit aller Deutlichkeit
klargestellt, dass jene Beschlussfassung zur Haftungserklärung der Stadt Wien
überhaupt nichts damit zu tun hatte, dass die Volksbildung ausgehungert wurde.
Ganz im Gegenteil! Dadurch wurde die Volksbildung in die Lage versetzt, jene
Rückstellungen, die in den letzten Jahren gebildet wurden, ins Budget zu
nehmen, und dadurch wurde den Einrichtungen die Sicherheit gegeben, dass, wenn
es in bestimmten Fällen notwendig wird – wie übrigens auch bei allen
Vereinen –, die Stadt Wien einspringt und das nötige Geld zur Verfügung
stellt. Das war der Grund. Und selbstverständlich beinhalten die Conclusio und
die Empfehlungen im Kontrollausschussakt genau das, was der Verband in den
letzten Wochen und Monaten wirklich vorbildlich gemacht hat, nämlich die
Vorbereitung einer Organisationsveränderung, die in der Zwischenzeit auch in
allen Gremien der Volksbildung abgestimmt und – wie Ihnen wohl nicht neu
sein wird – einstimmig beschlossen wurde. Das versetzt jetzt wiederum uns
in die Lage, die nötigen Beschlüsse zu fassen und das in die Tat umzusetzen,
was wir auch tun werden. Ob Ihnen das passt oder nicht, hätten Sie uns hier
sagen können. Die Botschaften, die geschickt wurden, sind jedoch, so leid es
mir tut, nicht richtig. Daher bitte ich Sie, sich das im eigenen Bereich
vielleicht noch einmal erklären zu lassen, damit diese Irrtümer rechtzeitig
aufgeklärt werden können.
Zum Schluss möchte ich noch eine Feststellung zu den Anmerkungen der
Rednerinnen von den GRÜNEN machen. Ich sage bewusst Rednerinnen, weil das
Kollegin Smolik und Kollegin Jerusalem betrifft. – Auch Sie werden sich
irgendwann einmal zwischen sachlich-politischer Argumentation und billigem
Populismus entscheiden müssen! Ich kann mit beidem leben, und ich habe auch
kein Problem damit, liebe Frau Kollegin Jerusalem, wenn Sie meine fachliche
Kompetenz in Frage stellen. Man nimmt eben alle Dinge im Leben so hin, wie sie
sind. Aber jeder hat in unserer Demokratie Gott sei Dank das Recht auf
Meinungsäußerung und persönliche Überzeugungskraft, und dieses nehme ich auch
für mich
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