Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 112
wohnwirtschaftlichen Tagung der gemeinnützigen Wohnbauträger konnte man hinsichtlich des jährlichen Neubaubedarfs bis 2015 von einem Anstieg von rund 8 500 auf etwa 12 500 Wohneinheiten hören. Das entspricht einem Plus von 48 Prozent.
Auf diese Frage ist uns der Herr Stadtrat aber eine
Antwort schuldig geblieben. Vielleicht machen sich einzelne Beamte der Stadt
Wien Gedanken. Vom Herrn Stadtrat haben wir bisher in diese Richtung aber noch
nichts gehört. Das Budget der Stadt Wien im Bereich Wohnbau ist eine
phantasielose Fortschreibung der Vergangenheit. Mit diesem Budget verspielt Wien
seine Zukunft.
Es gibt zu wenige Sanierungsprojekte für den Gürtel,
obwohl uns jedes Sanierungsprojekt des Gürtels als Großtat der Stadt Wien im
Wohnbau stolz verkündet wird. Wie viele Einzelpresseaussendungen hat es nicht
schon zu diesen Projekten gegeben? Am Gürtel und in unmittelbarer Nähe des
Gürtels gibt es allerdings auch heute noch eine ganze Reihe von Wohnbauten, die
seit 1910 mehr oder weniger nicht mehr renoviert wurden. Zwar ist der Anteil an
Substandardwohnungen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, trotzdem
gibt es in Wien noch rund 7,5 Prozent C- und D-Wohnungen, in welchen viele
Menschen unter erbarmungswürdigen Umständen leben: Überbelag, Klo auf dem Gang
und Kriminalität sind auch dort ein Problem.
Statt dass man ein Konzept erarbeitet, das viele
Wohnobjekte entlang des Gürtels einbezieht, die oft auch privaten Hausbesitzern
gehören, hat man zu diesem Übelstand in unserer Stadt keine wirklichen
Antworten.
Ein negatives Beispiel für die innere Stadterneuerung
ist für mich der Verkauf von hochwertigen KAV-Gründen, wie das zum Teil in
Hietzing beim Geriatriezentrum am Wienerwald oder in Penzing bei den
Steinhof-Gründen geschieht. Meist erfolgen die Ausschreibung und die
Projektbetreuung durch die Wien Holding, die sich zum größten
Spekulationsunternehmen der Stadt mausert.
Auch auf die Energieproblematik gibt es derzeit nur
zögerliche Antworten. Während die Stadt selbst durch die Wien Energie kräftig
an den Energiekosten beteiligt ist und mit jeder Erhöhung kräftig verdient, hat
sie keine wirkliche Antwort auf die steigenden Energiepreise. So könnten
beispielsweise die durch die Tariferhöhung zusätzlich verdienten Millionen in
eine Stadtsanierungsinitiative gesteckt werden, um so den Mieterinnen und
Mietern zumindest einen Teil der Heizkosten zu ersparen. Durch eine thermische
Vollsanierung könnte der Energiebedarf um bis zu 90 Prozent vom
ursprünglichen Verbrauch reduziert werden.
Auch im Zusammenhang mit dem Eigentum geschieht nicht
wirklich etwas: Diese Stadtregierung fördert kaum Projekte im Eigentum. Nur
knapp 160 Projekte wurden gefördert, und das ist viel zu wenig. Das passt
wohl nicht in das ideologische Konzept dieser Stadt! Hier ist man der Meinung,
dass Miete die beste Lösung ist, denn so kann man die Menschen in Abhängigkeit
halten, und sagt: Pfui, Eigentum!
Meine Kollegin Gretner hat zur Bauordnung schon
etliches gesagt. Ich möchte einige Punkte trotzdem teilweise wiederholen und
auf diese hinweisen. – Für mich ist das größte Problem für die Bezirke der
§ 69. Es gibt zwar einerseits ein Verständnis für den
Interpretationsspielraum der Behörde. Dass aber praktisch bei geringfügigen
Überschreitungen der Bauordnung bereits ein Rechtsanspruch geschaffen wird und
somit die Bauentscheidung in erster Instanz den Bezirksbauausschüssen entzogen
wird, ist nicht akzeptabel. Auch die anderen Punkte betreffend
Dachgeschoßausbauten, die Lösung für den § 84.1, ob trapezförmig oder
dreiecksförmig, beziehungsweise die relativ neue Erdbebennormklasse 8 und
die Durchführung mittels Kataster scheinen mir persönlich noch nicht ausgegoren
zu sein.
Die Sicherheit im Bauverfahren und bei der
Baudurchführung – in diesem Zusammenhang haben wir heute schon von der
Schönlaterngasse gehört – ist für mich auch noch nicht gelöst. Die
MA 37 beziehungsweise der Herr Stadtrat sind hier sicherlich gefordert.
Der vierstöckige Ausbau und Aufbau ist widerrechtlich. Ich meine, hier muss
mehr mit dem Krisenmanagement der Stadt gemacht werden.
Kommen wir nun wieder zum Thema Wiener Wohnen und zur
diesbezüglichen Endlosgeschichte: Wir hören von Problemfällen, von
Organisationsproblemen, wir kennen die Ausreden wegen der Hausbesorger und die
Schwäche in der Kontrolle.
Zuerst geht es mir einmal um das Budget von Wiener
Wohnen: Der Abgang 2006 betrug 70 Millionen EUR, der Abgang 2007
betrug 100 Millionen EUR. 181 Millionen EUR Neuaufnahme
wurden budgetiert, real wurden es dann noch einmal 11,3 Millionen EUR
mehr. Heuer wird es einen Abgang von 133 Millionen EUR bei 205 Millionen EUR
Neuverschuldung geben. Die Gesamtschulden betragen somit
2,4 Milliarden EUR.
Über die Werkbundsiedlung haben wir schon sehr oft
diskutiert. Das ist eine fast unendliche Geschichte! Bis heute konnte man kein
Konzept für die Werkbundsiedlung mit ihren rund 64 Häusern anbieten.
Bereits seit 2000 ist bekannt, dass diese Sanierung ansteht, bis heute ist aber
nicht wirklich etwas geschehen. Für dieses architektonische Juwel aus der
Zwischenkriegszeit, das 1932 gebaut wurde, gibt es bislang keine Lösungen. Ich
erwarte mir trotzdem Lösungsvorschläge für das nächste Jahr.
Es gibt viele Einzelprobleme bei Wiener Wohnen wie
die Fernwärme-Abrechnung oder die sich in die Länge ziehenden Termine für
Wohnungsinstandsetzungen. Diese Probleme belasten Wiener Wohnen zusätzlich,
weil somit die Wiedervermietung oft in weite Ferne rückt.
Weiters erwähne ich zum Beispiel die unnötigen
Werbekosten. Sie alle kennen sicherlich die Beilage von heute. Es ist dies
bestimmt wieder eine Jubelpostille, wie toll und schön es bei Wiener Wohnen
ist. Die Kosten muss natürlich Wiener Wohnen zahlen, und wir jubeln mit.
(Beifall bei der ÖVP.)
Kommen
wir bei Wiener Wohnen auch zur Kontrolle: Bis heute kennen wir kein
funktionierendes Kontrollsystem für die Abrechnungen der Gewerbetreibenden.
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