Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 58
sich, ob man nicht die ganze Subventionspraxis überprüfen soll, ob man bei Verfehlungen keine Subventionen mehr geben soll, ob eine personelle Veränderung, ob strukturelle Änderungen zu verlangen sind.
Impulstanz haben Sie, glaube ich, auch erwähnt. Hier
wurde ohnedies vom Kontrollamt diplomatisch festgestellt, ein höheres Augenmerk
auf die Erreichung eines ausgeglichen Budgets zu legen.
Ja, aber das heißt, dass Sie das so nicht können und
dass es offensichtlich ohne Kontrollamt niemanden interessiert, ob das
ausgeglichen ist oder nicht, denn wenn das Geld weg ist, wird halt
nachsubventioniert.
Hinter Thalia Theater steht wortwörtlich: „Was die
eng verflochtene Struktur Geschäftsführer- mit der Eigentümerebene mit zwei
weiteren gesellschaftlich unabhängigen Firmen betraf, so ist in dem Fall eine
dem Kontrollamt erforderlich erscheinende Transparenz der Verwendung der
Fördermittel sowie eine Bereinigung herbeizuführen.“ Für mich ist das ja
ohnedies alles sehr diplomatisch formuliert. In Wirklichkeit heißt es, es gibt
massive Missstände.
Beim Theaterverein Odeon: Enge geschäftliche und
personelle Verknüpfung mit einer dem Obmann in der künstlerischen Direktion
gehörenden Privatfirma, und so weiter und so weiter.
Und sagen Sie mir nicht, das ist alles gelöst, das
gehört jetzt ohnedies nicht mehr denen, oder sonst was. Das ist ja nicht die
Frage. Die Frage ist, dass erst reagiert wird - wenn überhaupt -, wenn ein
Kontrollamtsbericht dasteht. Und das lässt den Rückschluss zu, dass, wenn man
keinen Kontrollamtsbericht macht, gar nicht reagiert wird, und die gleichen
Missstände bei anderen Subventionen auch bestehen.
Das bringt mich ja zur allgemeinen Vergabepraxis der
Wiener Kulturpolitik. Ich sage das ein bisschen überspitzt: Da gibt es einmal
die Förderungen an Freunde.
Wiener Kulturservice, da brauchen wir gar nicht viel
schreiben, das geht einfach so.
Ans Ronacher, da wird eine unserer Meinung nach
sinnlose Renovierung um fast 50 Millionen EUR gemacht. Da nehmen wir
einen Kredit auf für 50 Millionen EUR, damit wir eine Probebühne
haben, die man dann auch als Freilichtbühne verwenden kann.
Adi Hirschal, in Zeiten einer anderen Regierungsform
ein treues Sprachrohr des Herrn Bürgermeister, wird durch eine unkomplizierte
Subvention belohnt.
Birdland, Rabenhof. Das ist mir schon klar, das ist
ja im Gemeindebau drinnen, das hat ja was mit sozialistischer Identität zu tun.
Ist mir klar, dass Sie so kämpfen um den Rabenhof und, wie gesagt, ich sage
auch nichts über die Qualität der jetzt dort stattfindenden Produktionen, aber
dass da massivste Missstände waren, das können Sie nicht wegleugnen.
„k2“, das Selbstverherrlichungsmagazin von Niederösterreich
und Wien, oder Vereine oder Subventionen, die halt unserer Meinung nach
seinerzeit als Sprachrohre gegen die frühere Bundesregierung gedient haben.
Auch die Public Netbase, Depot, IG Kultur und so
weiter, wo ich einmal unterstelle, dass die Subvention nicht in erster Linie
wegen der künstlerischen Qualität, sage ich, sondern in erster Linie schon
wegen der politischen Komponente zur Verfügung gestellt wurde.
Oder Subventionen ohne jede Eigenleistung, wie zum
Beispiel beim Theater des Augenblicks. Die haben die Idee, ein Kompetenzzentrum
für internationale Kulturvernetzung zu machen, in Wirklichkeit gehen aber die
Gelder großteils für die Gehälter drauf, die man da zahlen muss - von Aktionen,
also von der tatsächlichen Vernetzung, ist in der Subvention auch gar nichts
drinnen gestanden - die bekommen 500 000 EUR Subvention mit
44 EUR Eigenleistung. Das ist dann die Praxis.
Oder Subventionen ohne jede Möglichkeit der
Überprüfung, wie bei „Mumbling Fish“ - worüber ich neulich gesprochen habe -,
da haben sie einen handgeschriebenen Zettel, wo drinnen steht, wir spielen
jetzt ein Gruppenstück. Oder irgendetwas mit tomorrow: Wie viele Leute da
mitspielen, was sie tun, keine Ahnung. „Liquid Loft“, wo eine Kommission, ich
nehme an, von Experten, sagt, das ist etwas Wichtiges, das sollte man
subventionieren.
Aber Sie müssen schon verstehen, als Opposition
möchte ich zumindest Parameter haben, die für mich nachvollziehbar sind. Nur, weil
es die Kommission sagt, das ist schön und gut, aber wenn ich überhaupt nicht
mehr kontrollieren kann, wenn da steht Gruppenstück, und dafür gebe ich
120 000 EUR aus, bin ich doch auch meinen Wählern verantwortlich für
das Steuergeld, das hier offensichtlich ohne jede nachfolgende Möglichkeit
einer Kontrolle vergeben wird.
Oder bei „Liquid Loft“, 130 000 EUR. Ich
habe das auch erwähnt, das ist ja nicht eine Frage, dass das nicht geht, weil
man ist ja unkompliziert und man lagert das aus.
Ich habe Ihnen das schon einmal gesagt, in den
Bezirksbudgets haben sie uns einen dreiseitigen Subventionsantrag vorgelegt,
damit sie für ein Pimperlpublikum eine Förderung von 2 000 EUR
bekommen. Also, wenn man will, kann man das schon machen. Man will ja
offensichtlich nicht. Man will nicht jemanden einengen, man will das nicht
kontrollieren und kontrollieren lassen, und von der Opposition will man es
schon gar nicht.
Faktum ist, es gibt keine wirkliche Kontrolle. Die
Kulturschaffenden haben in Wien alle Freiheiten, die sie wollen, sofern sie
sozusagen dem roten Establishment angehören. Und wenn das Geld weg ist, habe
ich schon gesagt, dann gibt es halt einfach eine Nachsubventionierung. Ist ja
egal, die Botschaft kommt in dieser Form rüber: Jeder bekommt, was er will,
ohne dass er wirklich ernsthaft was zu befürchten hat - auch wenn es dann
finanziell schief läuft -, solange er eben politisch funktioniert.
Besonders gestört haben mich aber am Montag zwei Wörter von Herrn
StR Pokorny. Da hat er nämlich gesagt: „In Wien gibt es viele gute
Kunst." Also, ich denke mir, wenn ich jetzt sage, in Wien gibt es viele
gute Kunst, dann sagt er, Freiheitliche haben keine Ahnung und schießt mich
durch Sonn´ und Mond. Ich denke schon, ob eine Kunst gut ist oder nicht gut ist,
ist erstens einmal
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