Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 95
Aussendung und zweitens diese Wortmeldung jetzt gemacht haben: Entweder Sie haben es nicht verstanden oder Sie wollen bewusst polemisieren. Beides ist bedauerlich.
Daher sage ich Ihnen zuerst einmal sachlich, was in
diesem Artikel drinnen gestanden ist, wiewohl man sagen muss, dass bei der
Interpretationsvielfalt, die Sie uns hier gerade präsentiert haben, die Ihrige
möglich war, weil das der Artikel bei aller Bescheidenheit der Kritik durchaus
zugelassen hat.
Tatsache ist, in der AHS für Berufstätige am
Henriettenplatz findet ein Schulversuch statt – und es wäre gut, wenn Sie
zuhören, Sie könnten etwas lernen! –, der 2005 eingereicht wurde und 2006 vom
Unterrichtsministerium genehmigt wurde – also zu einer Zeit, wo kein
SPÖ-Minister im Unterrichtsministerium war! –, dass in der Muttersprache Türkisch
sowie in vielen anderen Sprachen, wo das schon lange möglich ist – in
Ungarisch, in Slowakisch, in Russisch, in Englisch, in Französisch –, auch die
Matura abgelegt werden kann. Die klitzekleine Kleinigkeit, die Sie bewusst oder
unbewusst übersehen haben, ist, dass natürlich die Unterrichtssprache in allen
Gegenständen am Henriettenplatz Deutsch ist und dass natürlich jeder Maturant,
der als lebende Fremdsprache Türkisch wählt und dort eine Matura ablegt, in
Mathematik, in Geschichte, in Biologie, wo immer er sonst maturiert, in Deutsch
maturiert. Entweder Sie nehmen es nicht zur Kenntnis oder Sie wollen es bewusst
missinterpretieren, um das zu machen, was Sie mit Vorliebe machen, nämlich
aufzuhetzen. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.)
Und das, Herr Kollege, haben Sie schon bei der
letzten Wahl angekündigt, dass auf Grund Ihrer Hetzerei die Wienerinnen und
Wiener sich gegen die SPÖ entscheiden und den Freiheitlichen zusprechen werden.
Ich bin lange genug in diesem Haus, um zu wissen, wie sich die Anzahl der
freiheitlichen Abgeordneten verändert hat. Mehr sind Sie nicht geworden bei der
letzten Wahl! Vielleicht sollte Ihnen auch das zu denken geben. (Beifall bei
der SPÖ.)
Ein zweiter Punkt sei klargestellt: Natürlich ist es
sinnvoll und richtig, wenn ein österreichischer Lehrplan für jede Sprache, die
maturabel gemacht werden soll, vorliegt, dass das dann auch Österreich-weit
möglich ist, genauso wie es in vielen Sprachen schon möglich ist. Daher ist
diese Frage eine, die im Schulalltag eine ist, die sich immer wieder gestellt
hat und noch stellen wird, ist das eine, die entschieden werden muss, wenn ein
dementsprechender Schulversuch sich bewährt hat und dann unter Umständen in das
Regelschulwesen übergeht – immer unter der Voraussetzung, dass eine zusätzliche
Sprache in den Sprachenkanon aufgenommen wird. Das gilt auch für alle anderen
Vermutungen, die hier natürlich blitzschnell pressemäßig in die Maschine
getippt wurden. Natürlich geht es nur darum, und alles andere ist nicht erwähnt
worden, daher eine Fehlinterpretation und zurückzuweisen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Ich sage Ihnen noch etwas: Solange Sie Ihre Sprache –
und damit komme ich zum zweiten Punkt, den ich noch anmerken möchte – und das,
wie Sie sich ausdrücken in Pressemeldungen, nicht dem unterordnen, was einem
Miteinander in einer Demokratie würdig ist (GR Mag Wolfgang Jung:
... aber nicht unterordnen!), und sich, wenn auch parteipolitisch
unterschiedliche Ansichten vertreten werden, nicht einem Sprachgebrauch
annähern, der auch durchaus unserer Demokratie würdig ist, wird es nicht
möglich sein, mit Ihnen auch Gespräche zu führen, die auf einer sachlichen
Basis geführt werden. Solange Sie sich nicht dafür entschuldigen, die
Unterstellungen, die falsch sind, mir gegenüber als durchgeknallt zu
bezeichnen, ist dieser Zustand für mich auch nicht hergestellt. (Beifall bei
der SPÖ.)
Damit komme ich auch schon zu dem zweiten Punkt, den
Sie angesprochen haben und der sicherlich hier noch ausführlich diskutiert wird.
Nur ganz kurz zusammengefasst auch hier eine Klarstellung: Bei dem, was wir
vorschlagen und was mit dem ersten Teil der Schuleinschreibung Ende April,
Anfang Mai dieses Jahres für jene Jahrgänge, die im nächsten Jahr
schulpflichtig werden, passieren wird, ist die Voraussetzung und die
Zielsetzung die höchstmögliche Förderung aller Kinder, die im nächsten Jahr und
in den Folgejahren in die Schule eintreten werden. Es geht darum, dass hier die
Förderung in allen Kompetenzen ansetzt, die Voraussetzung sind, um auch die
Schulreife zu erlangen und einen optimalen Bildungsweg vorzubereiten. Da
gehören viele Kompetenzen dazu: unter anderem die soziale Kompetenz, die ich
Ihnen in dem von mir angesprochenen Fall aber komplett abspreche, weil zur
sozialen Kompetenz auch das Miteinander gehört – ein Miteinander in
Anerkennung, ein Miteinander in Würde und ein Miteinander, das jedenfalls nicht
von Hass, von Feindlichkeit und von dem geprägt ist, was Sie hier tun, nämlich
gegen besseres Wissen Menschen gegeneinander aufzuhetzen und auszuspielen.
Dagegen verwehre ich mich, dagegen verwehrt sich die Sozialdemokratie und, wie
ich hoffe, alle anderen Parteien, die hier im Hause vertreten sind! (Beifall
bei der SPÖ.)
Daher sind alle Maßnahmen, die wir setzen, mitnichten
Umsetzungen von Forderungen der FPÖ, weil alle Forderungen der FPÖ – vor allem
im bildungspolitischen Bereich, aber das gilt auch für andere Bereiche – viel
zu kurz gegriffen sind, weil Sie sich immer nur auf einen Parameter orientieren
und dabei außer Acht lassen, wie wichtig die Erfassung der Gesamtpersönlichkeit
ist. Solange Sie das nicht anerkennen können oder wollen, würde ich Sie
ersuchen, dass Sie auch darauf verzichten, sich bei uns zu bedanken (Ironische
Heiterkeit bei der FPÖ.), denn diese Forderungen der FPÖ sind keine, die wir
auch nur im Ansatz umzusetzen versuchen. (GR Mag Wolfgang Jung: Fast
wörtlich!) Ganz im Gegensatz! Ganz im Gegensatz! Das, was wir tun, ist eine
ganzheitliche Förderung der Kinder. Und das ist auch der Ansatz, dass vieles dazu
gehört, was für Sie von null Bedeutung ist. Und in diesem Sinne bedanke ich
mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag Thomas Reindl
in Richtung FPÖ: Sie sollten sich schämen für Ihre Ausführungen von der FPÖ!
Sie sind das Letzte!)
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