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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 95

 

Problemlösungen einfordern – und zwar Problemlösungen, die im Interesse dieser Kinder sind und die sicherstellen, dass diese Kinder nicht stigmatisiert werden und gleich zu Beginn ihrer Schulkarriere als diejenigen abgestellt werden, die zu blöd, zu wenig schulreif sind, um in die erste Klasse zu kommen.

 

Sie haben uns ja noch gar nicht gesagt, und das würde mich interessieren - wenn vielleicht einer der nächsten Rednerinnen oder Redner darauf hinweisen könnte -: Steht das dann auch die nächsten 80 Jahre in der Bildungsdokumentation drinnen, dass diese Kinder ihre Schulkarriere in einer Vorschulklasse begonnen haben, weil sie die notwendige Schulreife nicht hatten? Steht das dann da drinnen? Gilt der Stempel für die nächsten 80 Jahre? Auch das würde mich interessieren.

 

Sie machen keine Vorschule für alle Kinder, sie machen eine Vorschule für die Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien und nur für diese. Sie suchen gar nicht nach einer integrativen Lösung! Sie haben eine Lösung gesucht und gefunden, die absolut integrationsfeindlich ist.

 

Ich habe in der Sitzung des Stadtschulrats nachgefragt, ob diese schwächsten und am meisten benachteiligten Kinder der ganzen Stadt - mit rund 3 000 wird angeblich gerechnet - nur in der Vorschule beisammen bleiben oder ob sie dann auch in der ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse Volksschule noch gemeinsam die Schulbank drücken werden oder ob man dann zu einem integrativen Modell übergeht. Diese Frage konnte nicht einmal beantwortet werden. Wissen Sie, was mir die Frau Präsidentin Brandsteidl gesagt hat, der Herr GR Vettermann war ja dabei: „Darüber haben wir uns noch gar nicht den Kopf zerbrochen, darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht.“ Na, wie gibt es denn so was? Vielleicht sollte einmal jetzt jemand anfangen zu denken. Das ist wieder der Punkt, wo ich sage ... (VBgmin Grete Laska: Ist das von der Frau Präsidentin richtig zitiert? Sie hat nur gesagt, welche ins Kollegium gehören und welche nicht ins Kollegium gehören!) Bravo, jetzt wissen Sie, die Sie nicht im Kollegium bei der Sitzung waren, besser, was dort geredet worden ist als ich, die ich dort war, die Frage gestellt habe und bei der Beantwortung mitgeschrieben habe. Na wunderbar, hellseherische Fähigkeiten gibt es auch noch. (VBgmin Grete Laska: Ja, Information ist das.) So.

 

Meine Damen und Herren! Die Frau Präsidentin hat gesagt, und das wurde mit einem Nicken des Abteilungsleiters bestätigt, dass man sich darüber noch keine Gedanken gemacht hat und dass man noch nicht weiß, wie es dann weitergeht. So, das war ihre Antwort. Sie hat einiges anderes auch noch dazu gesagt, aber bezüglich dieser Frage war das die Antwort. Und da sage ich, wenn man so ein Modell angeht, dann muss man schon wissen, wie man weiter vorgeht und wie man wieder auf einen integrativen Weg zurückkommt. Das ist notwendig und das muss man jetzt planen und wissen und es kann nicht so sein, dass es dann in zwei Jahren wieder so ist, dass es halt passiert, wie es passiert oder dass die einzelnen Schuldirektoren und Schuldirektorinnen tun, wie es ihnen durch den Kopf schießt, weil es für die vielleicht ganz praktisch ist, wenn die schwächsten Kinder alle in einer Klasse beisammen sind. Das will ich nicht. Darüber verlange ich, dass Sie jetzt nachdenken und jetzt sagen, wie die Sache laufen wird.

 

Aus diesen Gründen habe ich diese Klassen als Ghetto-Klassen bezeichnet, weil dort nur die Schwächsten hingehen und die anderen nicht hingehen, vor allem aber auch deswegen, weil es eine andere, bessere Lösung gäbe und Sie wissen es auch, denn Sie handeln meiner Meinung nach auch wider besseren Wissens. Sie wissen so gut wie die GRÜNEN, dass drei Jahre Kindergarten von drei bis sechs Jahren eine wesentlich bessere Lösung wäre, eine wesentlich integrativere oder besser gesagt, die einzig integrative Lösung wäre, dass in diesem Alter die Kinder mit einem sozial sehr, sehr schwachen Hintergrund, viele davon mit einem Migrationshintergrund, spielerisch Deutsch, soziales Verhalten, Motorik und alles lernen könnten, wie man eben im Kindergarten sehr positiv spielerisch lernen kann. Dazu müsste der Kindergarten kostenlos sein.

 

Das ist einmal die erste Forderung. Dazu müsste im Kindergartenbereich ein wesentlich höherer Personaleinsatz der Fall sein, damit es dort auch kleinere Gruppen gibt. Weil Sie aber genau das nicht finanzieren wollen, wählen Sie eine Notlösung, die der Bund bezahlt. Das ist der einzige Grund! Ja, Sie sind ja alle in den Aussendungen und in den Unterlagen der Pressekonferenz sehr stolz gewesen, dass die Vorschullösung Wien keinen Groschen Geld kostet. Na ja sicher, Wien steht vor der Alternative, entweder ein integratives Kindergartenmodell auf drei Jahre und alles wäre wunderbar prächtig, das kostet viel Geld. Diese Alternative wählt man nicht, sondern man wählt die Alternative, die der Bund finanziert. Leider ist sie halt der Integration in keiner Weise verpflichtet und hat Ghetto-Klassen zur Folge.

 

Wenn das inhaltlich nicht richtig ist, dann werden Sie es ja hier gleich sagen und dann können wir uns darüber auseinandersetzen und können genau darüber reden. Ich werde mir erlauben, mir Redezeit aufzuheben, um darauf noch etwas sagen zu können. Es würde mich freuen.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man sieht an vielen weiteren Beispielen, dass der Sozialdemokratie die Schulpolitik nur einfach passiert. Während es bei der Sprachförderung die Freiheitlichen sind, die Ihnen die Schulpolitik diktieren (GR Heinz Vettermann. Überhaupt nicht!), ist es andererseits, wenn es um die Modellschulen – Sie erinnern sich: Gesamtschuldebatte und so weiter, lange her. Sie waren immer auf der Gesamtschulseite. So, jetzt gibt es die Neue Mittelschule. Was ist Ihnen denn da passiert? Sie wollten in der Sekundar... Entschuldigung, was ist denn der Sozialdemokratie da passiert? (Aufregung bei GRin Barbara Novak.) Denen da oben, ja natürlich. Ihnen, Frau Novak, möchte ich das auch gar nicht in die Schuhe schieben. Sie wollten in der Sekundarstufe 1 aus der Unterstufe der AHS, aus der Hauptschule und aus der Sonderschule, also aus drei Schularten, eine machen. Was ist passiert? Sie haben

 

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