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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 45 von 95

 

Vorschulklassen hat Kollege Vettermann sehr eindrucksvoll und genau geschildert. Es ist eine Art intensiver und individueller Förderung. Es ist meines Erachtens kein Stigma, sondern eine große Chance. Sie tun ja so, als wären im jetzigen Schulsystem Vorschulkinder gebrandmarkte AußenseiterInnen. Das geht ja völlig an der Realität vorbei. Abgesehen davon, dass gerade durch die verstärkte Förderung, nämlich ein Jahr vorher im Kindergarten, schon einmal viel weniger diesen Förderbedarf haben werden und viel mehr Kinder schulreif sein werden.

 

Also die Schuleinschreibung neu bringt – dank der Bundeskofinanzierung, richtig erwähnt, Kofinanzierung vom Bund, zur Gänze finanziert ist die Frühförderung, vom Bund kofinanziert ist der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und das Personal dazu; also es ist nicht so, dass uns das keinen Euro kostet, sondern das ist eine Kofinanzierung; das ist nur eine kleine Richtigstellung –, dass Kinder individueller und bis zu zwei Jahren speziell gefördert werden können. Es bringt, dass diese Förderung eingebettet in professionelle und ganzheitliche Bildungseinrichtungen, nämlich in den Kindergärten, passieren kann. Es bringt, dass viel mehr Kinder bereits zum regulären Schulbeginn schulreif sind und damit voll und von Anfang an am Unterrichtsgeschehen mitmachen können, und es bringt, dass für die verbleibenden Kinder noch mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Und es bringt natürlich auch – das ist ja impliziert – den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen.

 

Zum Thema Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Wenn Sie hier immer wieder sagen, das Wiener System ist so ein Wahnsinn, und dann noch dazu die zahlreichen Studien zitieren, dann vergleichen Sie zum Beispiel einmal die Zahlen von Krippen. Es gibt drei Bundesländer, da gibt es keine einzige Krippe. Zwei Drittel aller Krippen in Österreich sind in Wien. Studien belegen zum Beispiel, dass in Niederösterreich – in Niederösterreich, wo gerade Wahlkampf ist; von der ÖVP ist derzeit nur eine da; nicht „nur", Entschuldigung – 10 Prozent aller Kindergärten mit dem Berufsleben vereinbar sind. Das sagt die Arbeiterkammer, nicht wir. In Wien sind es 80 Prozent, 100 Prozent bei städtischen Kindergärten. Sie bringen immer wieder diesen Vergleich. Oder die Schließtage. In Tirol sind es elf Schließwochen, in Wien eine oder null.

 

Und dann kommen Sie her und vergleichen die Preise. Sie vergleichen, wie viel kostet eine Zwetschke und wie viel kostetet eine Papaya, und wundern sich, dass die Papaya eine Spur teurer ist. Abgesehen davon, dass es in Wien – das kann man auch nur hundert Mal sagen – gestaffelte Preise gibt, dass ein Drittel der Eltern gar nichts bezahlt, 70 Prozent einen ermäßigten Beitrag. Aber bitte!

 

Ich bin mit Ihnen – das möchte ich hier auch ganz deutlich sagen –, wenn Sie fordern, dass das Ziel sein muss, dass Kindergärten für alle Kinder gratis sind. Aber dann muss man genauso dazusagen, was das bedeutet. Das bedeutet nämlich, dass man den Kindergarten als Bildungseinrichtung sieht, dass man ihn als Bildungseinrichtung auch so wie alle anderen Bildungseinrichtungen, nämlich Schulen, behandelt und dass es bundesweit einfach Mittel dafür gibt. Das schaue ich mir an, wenn nämlich dann Tirol, Vorarlberg – Salzburg auch, keine Frage, sämtliche Bundesländer außer Wien, um ehrlich zu sein – mehr zahlen müssten für das System. Da werden wir uns mit dem Bund irgendwo in der Mitte treffen.

 

Keine Frage: Wenn wir nicht immer nur polemisch wären in dieser Frage, könnten wir wirklich weiterkommen und gemeinsam mit dem Bund darüber verhandeln. Aber ich habe den Eindruck, dass es Ihnen nicht darum geht, gemeinsam mit dem Bund darüber zu verhandeln, sondern immer wieder die gleichen Beispiele zu bringen, die falsch sind – mehrmals belegt –, um Ihr komisches Weltbild, nämlich die Wiener Kindergartenbetreuung ist schlecht, zu untermauern. Da müssten Sie wohl zu sehr über Ihren Schatten springen.

 

Nichtsdestotrotz – ich kürze 3 Minuten und habe 35 Sekunden Zeit für einen Schlusssatz –: Die Schuleinschreibung neu – ich sage es kurz – gibt drei neue Möglichkeiten, wie an der BAKIPÄD in Wien noch mehr PädagogInnen, noch mehr KindergartenassistentInnen und ElementarpädagogInnen ausgebildet werden können. Bis zum Jahr 2011 werden es 540 ElementarpädagogInnen und 120 pädagogische AssistentInnen mehr sein. Das ist auch vorgesehen worden in den letzten Wochen. Es ist schade, dass darüber heute nicht diskutiert wurde, und es ist schade – ich nehme mich gleich selber am Krawattl –, dass ich das nur zum Schluss kurz erwähne, aber diese Sache, genauso wie die Schuleinschreibung neu, genauso wie der Kindergartenausbau, der in Wien stattfindet, der im Burgenland stattfindet – alle anderen Bundesländer nehmen die Mittel der 15a-Vereinbarung leider nicht in Anspruch –, also diese drei Dinge bleiben trotzdem, und das ist ein großer Schritt für die Kinder in unserer Stadt. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem.

 

GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Ich möchte Ihnen zunächst einmal als erste Mitteilung etwas vorlegen von einem interessierten Zuhörer am Internet, weil der Herr Wutzlhofer gemeint hat, ich soll mich dazu äußern. Gerne. Es teilt mir als ein Internetzuhörer mit, und ich schließe mich dem an: „Zu Wutzlhofer gerade: Laut Duden heißt ‚Ghetto' auch Stadtbezirk, in dem diskriminierte Minderheiten zusammenleben. Der soll seine Untergriffe bitte sein lassen."

 

Ich bitte Sie auch darum: Lassen Sie Ihre Untergriffe (Zwischenruf von GR Jürgen Wutzlhofer.) – Moment, lassen Sie mich einmal ausreden –, denn es wird nämlich genau so sein, dass sich ein diskriminierter Teil der Bevölkerung, nämlich ein Teil, der sich aus Kindern zusammensetzt, die garantiert aus sozioökonomisch schwachen Familien kommen, in diesen Ghettoklassen wiederfindet. Andere werden dort nicht sein. Da rede ich jetzt noch nicht darüber, ob das Kinder mit Migrationshintergrund sind oder ohne. Das kann beide betreffen. Der

 

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