Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 95
ich habe eigentlich hier große Hoffnungen in Sie gesetzt, dass Sie mit Ihrem Amtsantritt als Gesundheitsstadträtin dieses intransparente System ein bisschen aufbrechen, hier ein bisschen offener mit der Information, auch mit der Information für die Opposition, umgehen.
Und was tun Sie, Frau Stadträtin? Sie haben hier
einen Maulkorberlass vorgelegt am 25. Februar, dass die Opposition
überhaupt nicht mehr in die Spitäler hinein darf. Sie haben hier am
25. Februar Ihren Beamten die Weisung gegeben, alle Termine mit der
Opposition zu stornieren, und auf gar keinen Fall neue Termine auszumachen.
Frau Stadträtin, Sie hätten hier die Chance, ein
eigenes Profil zu gewinnen, ein eigenes Profil, indem Sie sich von Ihrer Vorgängerin
ein bisschen absetzen und eine transparentere Vorgangsweise üben. Und wir
bitten Sie daher, überlegen Sie sich das doch noch einmal, und wir fordern Sie
auf, nehmen Sie diesen Erlass doch zurück, nehmen Sie diesen undemokratischen
Maulkorberlass zurück, Frau Stadträtin. (Beifall bei FPÖ und GRÜNEN.)
Also, das ist jetzt das Demokratiemodell der
Sozialisten in Wien, das kennen wir ja, aber es ist ja auch interessant, sich
ein bisschen das Demokratiemodell der ÖVP anzuschauen, das Demokratiemodell der
ÖVP, die ja hier immer das große Wort führt. Aber, meine Damen und Herren, das
Demokratieverständnis der ÖVP zeigt sich ja schon aus der Wahlrechtsdiskussion,
wo von Ihrer Seite ja immer die Vorschläge kommen, ein Mehrheitswahlrecht zu
machen, einfach mit dem Zweck, die kleineren Parteien auszuschalten, Grün und
Blau auszuschalten, und das ist Ihr Demokratieverständnis.
Aber, wie schaut das Demokratieverständnis der ÖVP
anderswo aus, nicht hier im Landtag, wo Sie Forderungen stellen, sondern wo Sie
das Sagen haben. Im Innenministerium etwa, meine Damen und Herren. Da gibt es
ja diese Vorwürfe im Innenministerium um Machtmissbrauch, da gibt es viele
Vorwürfe gegen einen schwarzen Innenminister, dass im Fall Kampusch, da man vor
der Wahl keinen Skandal braucht, nachlässig ermittelt wurde. Da gibt es die
Vorwürfe, dass in der Causa BAWAG speziell gegen die SPÖ ermittelt worden ist,
dass man die Ergebnisse beschleunigen wollte, dass man die Ergebnisse dann
direkt der ÖVP zuspielen wollte und nicht zuerst an den zuständigen Ausschuss
leitet. Da gibt es viele Vorwürfe, meine Damen und Herren.
Und, meine Damen und Herren von der ÖVP, ich meine,
da könnten Sie auch zur Klärung beitragen, nicht nur hier, sondern - und das
schauen wir uns sehr gerne an - wie Sie von der Volkspartei im Bund mit dieser
Transparenz umgehen werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist das Demokratiemodell der ÖVP, und wir haben
ja auch gesehen, wie im Innenministerium seit dem Jahre 2003 eigentlich,
seit dem schwarzen Minister Strasser, ein richtiger ÖVP-Geheimdienst entstanden
ist, nämlich dieses berüchtigte Büro für interne Angelegenheiten, ein
Geheimdienst einer Partei mit 53 Beamten, ein Partei-Stasi auf
Staatskosten, und meine Damen und Herren, wenn gegen die Innenminister dieser Republik
hier schwere Vorwürfe erhoben werden, schwere Vorwürfe, die bis zum
Amtsmissbrauch gehen, dann kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Und es
besteht eben der Verdacht, dass hier in diesem Innenministerium Intervention an
der Tagesordnung ist, Korruption herrscht, ja sogar Amtsmissbrauch begangen
wird. Und, meine Damen und Herren, es ist daher gut, dass es einen
Untersuchungsausschuss geben wird, es ist sehr gut, und wir werden dem gerne am
Montag im Parlament zustimmen, sodass auch auf Bundesebene ein
Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber jetzt noch ein paar Worte zu dem sozialistischen
Demokratiemodell, wo ja auch gegen Andersdenkende vorgegangen wird. Ich möchte
das nur an zwei Beispielen hier in Erinnerung rufen, an einem Beispiel aus dem
Fonds Soziales Wien, wo es damals diesen skandalösen Vorfall gegeben hat, dass
ein Beamter des Fonds vom Arbeitsplatz aus, von seinem Computer aus,
parteipolitisch agitiert hat, wo er gegen andere Parteien agitiert hat. Ich
darf Sie an das skandalöse Mail damals erinnern, wo ein Beamter des Fonds
damals den Freiheitlichen Spitzenkandidaten eigentlich schlecht gemacht hat und
parteipolitisch, und zwar im Sinne der SPÖ, vorgegangen ist.
Oder ein anderes Beispiel, eines aus der
Personalvertretung, und da war ebenfalls auch noch Frau Brauner
Gesundheitsstadträtin: Es hat Frau Brauner damals zugelassen, dass in diesem
Ressort freiheitliche Gewerkschafter eigentlich ausgeschaltet werden, dass man
freiheitliche Gewerkschafter mundtot zu machen versuchte, dass man Druck
ausgeübt hat. Alle Roten haben Dienstfreistellungen, aber man hat die einzige
Dienstfreistellung, die damals eine freiheitliche Gewerkschafterin hatte, ihr
weggenommen, und zwar rechtswidrig weggenommen, sodass sie dann zur
Gemeinderätlichen Personalkommission - Sie wissen das genau - zur
Gemeinderätlichen Personalkommission gegangen ist, und das ist dann aufgehoben
worden.
Meine Damen und Herren, Sie haben ja - der Richtige
sitzt ohnedies gerade da - Sie haben ja sogar versucht, ja, Sie haben damals
sogar versucht, die Gewerkschafter, die Ihnen unlieb sind, aus den Büros zu
kündigen. Das heißt, die Gewerkschaft versucht, hier einen unglaublichen
Gesinnungsdruck gegen Andersdenkende, gegen nicht sozialistische Gewerkschafter,
gegen freiheitlichen Gewerkschafter, auszuüben. Das ist realsozialistische
Demokratie in Wien, und wir erleben das hier eigentlich täglich.
Aber ich frage mich auch hier, wie
schaut das Angebot der ÖVP aus, wie schaut das Angebot unserer Schwarzen aus im
Innenministerium. Und wir haben ja auch am eigenen Leib, meine Damen und
Herren, den Machtmissbrauch dieser Partei eigentlich sehr genau erlebt. Die FPÖ
hat das vor der letzten Wahl erlebt, dass ein schwarzer Bundeskanzler damals ja
überhaupt unsere Partei ausschalten wollte, ausschalten wollte, weil er einfach
mit dem BZÖ dann am liebsten bis zum Sankt Nimmerleinstag weiterregieren
wollte. Und ich darf Sie in diesem Zusammenhang erinnern, dass uns damals der
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