Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 95
aufzulösen und auf andere Krankenhäuser aufzuteilen. Das Areal sei zu weitläufig, die Bauten aus der Jahrhundertwende seien zu alt. Auch die Anstalt im niederösterreichischen Gugging sei aufgelöst worden. Pittermann: ‚Diesen Mikrokosmos dort habe ich nie für gut gehalten.’“
Frau StRin Brauner! Sie hätten schon seinerzeit
handeln können! Sie hätten vieles tun können, damit wir heute nicht vor diesem
Dilemma stehen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Frau Stadträtin! Da gibt es Fragen über Fragen. Die
Untersuchungskommission wird hoffentlich alles zutage bringen.
Meine Damen und Herren! Abschließend möchte ich noch
erwähnen: Wenn die Untersuchungskommission dazu beitragen kann, dass in Zukunft
die von mir angesprochenen Missstände und auch andere unverständliche Dinge
abgeschafft werden und am Ende des Tages eine Reform des 21. Jahrhunderts
im Raum steht, dann werden wir Freiheitlichen natürlich auch unseren Beitrag
dazu leisten. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Praniess-Kastner.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtinnen! Meine Damen und Herren!
Wir sprechen heute über die Einsetzung einer
Untersuchungskommission betreffend die gravierenden Missstände in der
Psychiatrie in der Stadt Wien. – Meine Damen und Herren! Was im
Zusammenhang mit der Versorgung von psychiatrischen PatientInnen in Wien an den
Tag getreten ist, ist ein Beweis dafür, dass sich die SPÖ vollkommen von den
Bedürfnissen der PatientInnen und des Pflegepersonals verabschiedet hat. Das
zeigt, dass die Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich
für die SPÖ nicht mehr das Maß der politischen Arbeit sind.
Meine Damen und Herren! Die letzte
Untersuchungskommission in Wien zu den Vorkommnissen in Lainz hat gezeigt, dass
die SPÖ Missstände erst ignoriert, sie dann leugnet und erst dann langsam
reagiert, wenn der politische Druck lange Zeit groß genug ist. – Ich
möchte Ihnen das gerne anhand eines Beispieles präsentieren. 2004 sagte Bgm Häupl in der Untersuchungskommission
Lainz: „Wenn man allerdings die Diskussion von einem Zimmer mit sieben Leuten
im Geriatriezentrum Am Wienerwald betrachtet, wo diese sieben Leute einfach
sagen, sie wollen nicht in Zwei-Bett-Zimmer, sondern sie wollen dort
beieinander bleiben, dann denke ich, dass man diesen Wünschen auch Rechnung
tragen sollte.“ – Ich denke, dass Herr Bgm Häupl, wenn man ihn heute
fragt, anderer Ansicht sein wird!
Auch die Planung neuer Geriatriezentren durch die
Stadt spricht eine andere Sprache. – Hier noch ein Zitat von StRin
Pittermann: „Wir sollen auch nicht den Fehler machen, dass wir jetzt sagen:
Alles ist okay! Was jetzt ist, ist unmenschlich. Wir wollen nur mehr Ein- und
Zwei-Bett-Zimmer.“ – Wie gesagt: Mir hat es zu denken gegeben, dass die
Leute gesagt haben sollen: Ich bin ja extra dorthin gegangen, weil ich
eigentlich viele Menschen um mich haben wollte.
Meine Damen und Herren! Ich bin überzeugt, dass wir
ohne diese Untersuchungskommission betreffend Lainz heute ähnliche Einsichten
und Ansichten der heutigen VerantwortungsträgerInnen hören würden und die
Realitätsverweigerung im Sozial- und Gesundheitsbereich in dieser Stadt noch
immer gleich argumentiert werden würde!
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Sie wurden nicht
dafür gewählt, um langsam zu reagieren, Missstände zu leugnen und zu
ignorieren, sondern Sie wurden gewählt, um zu agieren, und zwar für die Zukunft
der Patientinnen und Patienten in dieser Stadt.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich einige Aussagen
von StRin Wehsely zur aktuellen Untersuchungskommission kommentieren. –
Frau Mag Wehsely hat in einer Presseaussendung gegenüber der
Rathauskorrespondenz gesagt: „Verbesserungen im Gesundheitswesen sind mir
grundsätzlich ein Anliegen. Ich sage immer, das Bessere ist der größte Feind
des Guten.“ – Meine Vorrednerin, Frau Kollegin Vassilakou, hat dieses
Zitat schon aufgegriffen und anhand dieses Zitates ein Buch präsentiert, das
die Missstände und sozusagen „das Gute“ eingehend beschreibt. An und für sich
hat das Sprichwort ja seine Berechtigung, wenn man wirklich von Gutem spricht.
Wenn Sie aber, Frau Stadträtin, die Fälle, die bekannt wurden, als „gut“
bezeichnen, dann ist das ein Hohn für alle Patientinnen und Patienten dieser
Stadt, die in der Psychiatrie im Otto-Wagner-Spital behandelt wurden! (Beifall
bei der ÖVP.)
Weiter heißt es in der Presseaussendung: „Das Recht
unserer PatientInnen bei psychiatrischen Diagnosen auf Intimität und darauf, in
Ruhe genesen zu können, ist für uns alle zu respektieren“. – Meine Damen
und Herren! Auch wir respektieren PatientInnenrechte und zwar nicht erst seit
heute. Und deswegen waren wir besonders verwundert, Frau Stadträtin, dass Sie
vor Weihnachten die Presse eingeladen haben, mit Ihnen das Otto-Wagner-Spital
zu besuchen, denn wie Sie heute in der Fragestunde gesagt haben und wie vor
allem auch vom Herrn Bürgermeister betont wurde, soll die Presse genauso wie
die GemeinderätInnen und Landtagsabgeordneten dieses Hauses behandelt werden.
Wir sind also sehr verwundert, dass einerseits festgestellt wird, dass Ihnen
die Intimität der PatientInnen Ihnen so wichtig ist, andererseits aber die
Presse mit Fotoapparaten im Otto-Wagner-Spital ein- und ausgeht.
Zur behaupteten Transparenz im
Gesundheitsbereich, die Sie in dieser Presseaussendung auch anführen, möchte
ich gerne wiederum die Lainzer Untersuchungskommission als Beispiel dafür
heranziehen, wie transparent der Gesundheitsbereich in dieser Stadt gehandelt
wird. – Da wurde eine Korrespondenz bekannt, die lautete: „Sehr geehrte
MitarbeiterInnen! Es wird Ihnen mitgeteilt, dass Besuche von Herrn Dr Vogt
an die Interne Revision und an die Direktion des GZW zu melden sind. Mit
freundlichen Grüßen: Die Verwaltungsdirektion.“ – Ich glaube, Transparenz
in diesem
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