Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 95
Geschäftsstücken diverse Subventionsanträge enthalten sind, die inhaltlich im Wesentlichen zusammenhängen.
Wenn ich die Poststücke 1 bis 19 durchgehend
betrachte, finde ich insgesamt 19 Subventionsanträge, die sich im
Wesentlichen mit dem Integrationsthema beschäftigen, ein kleiner Teil davon
auch mit Frauenförderung. Mit diesen 19 Subventionsanträgen sollen für das
Jahr 2008 knapp 3,4 Millionen EUR vergeben werden, und dann noch
einmal ungefähr 354 600 EUR für die Folgejahre.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben das
Thema Integration und Spracherwerb heute schon breit diskutiert, und ich möchte
hier anschließen. Die Wiener Integrationspolitik wird von Ihrer Seite als
äußerst erfolgreich bewertet. Wenn ich mir aber anschaue, dass wir nach vielen
Jahren noch immer so viel investieren müssen, um der Integration der vielen Zuwanderer
sozusagen auf die Sprünge zu helfen, dann muss ich feststellen, dass die
Integration im Sinne von Anpassung und eines gedeihlichen Spracherwerbs sowohl
der Kinder als auch der erwachsenen Zuwanderer in Wien meines Erachtens nicht
funktioniert. Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ! Daher werden
wir Ihren Anträge, diese Integrationsvereine zu subventionieren, auch heute
wieder nicht zustimmen. Solange Sie keine Wende in der Integrationspolitik
einleiten, werden wir solchen Anträgen nicht zustimmen.
Es wurde heute schon ein Pressedienst von Frau
Vorsitzender Yilmaz veröffentlicht, in dem sie vier Schwerpunkte der Wiener
Integrationspolitik darstellt: die Sprache, die Verbesserung der
Arbeitsmarktchancen, die Förderung des Zusammenlebens und die Messbarkeit der
Integration. – Ich würde gerne näher erläutert bekommen, wie Sie das
messen wollen! Wir messen gelungene Integration danach, wie gut die
Sprachvermittlung, aber auch die Anpassung der Zuwanderer an die hiesigen
Lebensgewohnheiten und an unsere Werte gelungen ist. Wir beurteilen die
Integration danach, inwiefern es gelungen ist, unsere gesellschaftlichen Normen
zu vermitteln und ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit der hiesigen
Bevölkerung zustande zu bringen. – Ich weiß nicht, wie Sie Ihre Messlatte
hier anlegen, ich kann aber jedenfalls nicht feststellen, dass man hier
besonders gute Werte präsentieren kann!
Frau VBgmin Laska hat mit ihrem Einschwenken auf
schon lange erhobene freiheitliche Forderungen bezüglich des vorschulischen
Erwerbs von Kenntnissen der deutschen Sprache als Unterrichtssprache gezeigt,
dass offensichtlich Ihre Schulpolitik, verbunden natürlich mit der
Integrationspolitik der letzten Jahre von Ihrer Seite nicht funktioniert hat.
Wir stehen tatsächlich vor katastrophalen Schulabschlüssen, wir stehen vor der
Tatsache, dass Jugendliche nach Austritt aus der Schule die deutsche Sprache
nicht beherrschen, aber auch sonst nur wenige Fähigkeiten zeigen, um möglichst
konfliktfrei in den Arbeitsmarkt zu kommen.
Sie haben mit vielen Programmen und Projekten in
vielen Vereinen, die Sie hoch subventionieren, versucht, den Zuwanderern
Sprachkompetenz beizubringen. Ich betone: Sie haben es versucht, aber gelungen
ist es Ihnen nicht! Dabei haben Sie selbst auch immer wieder betont, dass diese
Kurse nicht allein dem Spracherwerb dienen sollen, sondern dass gerade in
diesen Kursen auch die Lebensweise in Wien und die wichtigen Aspekte, die eben
das Leben hier vom Leben in der alten Heimat unterscheiden, berücksichtigt und
vermittelt werden. Das kann Ihnen allerdings nicht gelungen sein, denn ein
wesentlicher Punkt bei der Schwierigkeit, mit den Kindern aus Migrantenfamilien
einen gediegenen und konfliktfreien Schulunterricht in deutscher Sprache zu
betreiben, ist nicht, dass sich die Lehrer falsch verhalten oder das
Schulsystem schlecht ist, sondern dass die Eltern enorme Defizite haben und
einfach nicht einsehen, dass der Erwerb, aber auch die Verwendung der deutschen
Sprache und Schulbildung wichtige Voraussetzungen für eine echte Integration
sind.
All das ist Ihnen nicht gelungen, und es ist
festzustellen, dass im Vergleich zu den vergangenen Jahren sowohl die Mittel
als auch die Tätigkeiten dieser Vereine extrem ausgeweitet worden sind. Wir
haben dafür im Vormonat 1,5 Millionen EUR beschlossen, wir sind jetzt
bei weit über 3 Millionen EUR, und das wird vermutlich so
weitergehen. Das Ergebnis ist, dass man sich jetzt wirklich ernsthaft Gedanken
machen muss, denn nun steht sozusagen der Zauberlehrling vor der Situation, dass
die Zuwanderung, die man veranlasst und zugelassen hat, nicht mehr handhabbar
ist. Sie müssen feststellen, dass es etwa im Schulbereich – und das ist
einer der wichtigsten Bereiche – überhaupt nicht klappt. Sie müssen
wahrnehmen, dass auch viele Zuwanderer der zweiten und dritten Generation
unsere Sprache nicht einmal ansatzweise ausreichend sprechen.
Wenn Sie in Ihren Kursprogrammen neben dem
Spracherwerb immer die Beratung und Betreuung besonders in den Mittelpunkt
stellen, dann sage ich Ihnen: Es muss möglich sein, dass die Stadt Wien die
wesentlichen Aufgaben betreffend Beratung und Betreuung der Zuwanderer in
dieser Stadt übernimmt. Sie haben erst kürzlich in Ottakring eine eigene Stelle
dafür eingerichtet. Ich finde es gut und richtig, wenn das dezentral in den
Gebieten, wo es notwendig ist, gemacht wird, aber das soll in den Händen der
Stadt sein und von dort aus ausgestattet und auch kontrolliert werden. Und
dieser Vereinsdschungel, der sich mittlerweile etabliert hat, wo Dachverbände
von Dachverbänden gefördert werden, die Infrastruktur sozusagen ausartet und es
keine Sparsamkeit gibt, kann gewiss nicht als ein gelungenes Werk bezeichnet
werden!
Sie haben in der
Integrationspolitik sehr viele Fehler gemacht. Sie haben jetzt erkannt, dass
etwa im Bereich des Spracherwerbs der Schulkinder ein Umdenken stattfinden
muss. Das kann ein erster Schritt sein, und wir warten natürlich gespannt auf
die diesbezügliche Realisierung. Bevor wir aber diesen Subventionsvergaben im
Integrationsbereich zustimmen, müssen Sie zeigen, dass Sie in der
Integrationspolitik einen neuen Weg gehen, denn ein Weg, der letztlich zu einem
bunten Unterhaltungsprogramm in diversen Vereinen führt, kann unter
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