Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 89
Wir wollen es nicht so halten wie die GRÜNEN, die sich hier mehr um die Täter kümmern als um die Opfer. Wir sehen das umgekehrt. Hier sollte mehr auf den Opferschutz verlagert werden und man sollte sich weniger um die Täter kümmern.
Wir haben ja aus der Umfrage des Vereins
„Neustart" gesehen, dass jeder vierte Schüler Opfer von Gewalt wird, und
die Lehrer und Eltern sehen die Lage noch viel schlimmer. Die Gewalt soll noch
viel dramatischer sein, als wir es erfahren. Der oberste
Pflichtschullehrervertreter Walter Riegler sagt, das Umfrageergebnis deckt sich
zu 100 Prozent mit den Erfahrungen, die wir seit Jahren machen und ist
noch viel schlimmer. Laut der Umfrage des Vereins „Neustart" sind mehr als
80 Prozent der Lehrer und der Schüler mit Gewalt konfrontiert, rund
30 Prozent sogar täglich oder wöchentlich.
Die Geschäftsführerin des Bundeselternverbandes
Margit Johannik sagt, dass die meisten Gewaltausbrüche von Schülern erst gar
nicht publik werden, dass die Eltern erst gar nicht davon informiert werden und
die Vorfälle unter den Tisch, unter den Teppich gekehrt werden, weil eben – so
sagt Frau Johannik – die Schulen um ihren eigenen Ruf fürchten und natürlich auch
– das ist jetzt unser Ansatz als Begründung – der Maulkorberlass von der Frau
Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl dazu beiträgt, dass hier viele Vorfälle
erst gar nicht ans Tageslicht kommen. Aber uns werden genügend Vorfälle
zugetragen. Allein durch die Einrichtung unserer Hotline betreffend Rassismus
gegen Inländer und Gewalt gegen Inländer werden uns tagtäglich Vorfälle
zugetragen, die auf Grund des Maulkorberlasses nicht in die Öffentlichkeit
geraten. Es ist ein Skandal, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass die
Vorfälle unter den Tisch gekehrt werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir sind uns alle einig, dass Bildung eine der
wichtigsten Ressourcen in unserem Land ist. Die Lehrkräfte vor allem tragen die
Hauptverantwortung für diese Ressource, deswegen hat der Lehrberuf natürlich
eine herausragende gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Bedeutung.
Man muss das Schulsystem auch als großes Unternehmen sehen und als bedeutendes
System des sozialen Zusammenlebens. Die Schule bietet auch eine wichtige
Möglichkeit, um negative Beziehungserfahrungen wie Gewalt, entwürdigende
Handlungen, Vernachlässigung zu korrigieren oder Alternativen zur Gewalt
kennenzulernen und auch eine Beziehungskompetenz zu lernen.
Es gibt – das haben wir heute schon gehört –
verschiedene Arten von Gewalt. Das ist einerseits das einmalige Auszucken auf
Grund von Provokationen, wo sich einiges aufstaut, und dann plötzlich geht es
los, oder das Phänomen, das schon lange bekannt ist, aber erst seit Kurzem als
Mobbing beschrieben wird, also ein neuer Name für ein altes Phänomen. Das
Mobbing ist eben an Schulen ein sehr gravierendes und auch alltägliches
Phänomen.
Die Definition lautet so: Von Mobbing spricht man
dann, wenn eine Person wiederholt und systematisch über einen längeren Zeitraum
den direkten oder indirekten negativen Handlungen einer oder mehrerer
überlegenen Personen ausgesetzt ist. Das Problem ist, Mobbing hört von selbst
nicht auf. Das heißt, es wird immer stärker, sofern nicht eingegriffen wird. Da
haben wir eben wieder auch die Verantwortung der Führungskräfte. Diese
Verantwortung ist gefordert, denn wie die Unternehmungsleitung in einem
Unternehmen die Verantwortung für das Klima und die Umgangsformen im
Unternehmen trägt, so schaut es auch in den Schulen aus. Die Direktionen sind
hauptverantwortlich für das Schulklima, das Lehrpersonal ist
hauptverantwortlich für das Klassenzimmer. Jede Führungskraft, die nicht aktiv
gegen Mobbing vorgeht, macht einen ganz entscheidenden Führungsfehler. Das gilt
sowohl für Unternehmen als auch in Schulen.
Die Frage ist nur, was man jetzt gegen das Mobbing
tun kann. Der beste Schutz sind natürlich sozial kompetente Menschen, und
natürlich müssen diese sozial kompetenten Menschen den Kindern in einem Dialog
klare Grenzen setzen. Erst dann werden sie lernen, auch die Grenzen anderer
Menschen zu achten.
Deswegen sind wir Freiheitlichen für eine Kultur des
Eingreifens, nicht für eine Kultur des Wegschauens oder sogar des Duldens.
Deswegen braucht man kompetente Lehrer, weil man eben Mobbing einschränken oder
sogar verhindern kann, und es ist natürlich erforderlich, dass Opfer geschützt
oder unterstützt werden und die Täter natürlich durch Konfrontation und
Sanktion zur Verantwortung gezogen werden müssen.
Deswegen ist es wichtig, das einerseits die Lehrer
die Kinder mögen sollten, was oftmals schwierig ist, schaut man sich gewisse
Strukturen in Schulen an. Die wichtigste Kompetenz der Lehrkraft ist natürlich
die Beziehungskompetenz, weil der Lehrberuf ein Beziehungsberuf ist. Deswegen
bedarf der Lehrberuf auch spezieller Fähigkeiten.
Unsere Forderung ist deswegen, die Verbesserung des
Lehrberufs zu fördern, Ausfallkriterien zu formulieren und auch ein
Auswahlverfahren stattfinden zu lassen, damit nur die bestgeeigneten Menschen
auch Lehrer werden können. Die Lehrer müssen schon in der Ausbildung auf die
neue Situation in den Schulen vorbereitet werden. Es gibt – das kann man jetzt
bewerten wie man will – mehr Ausländer in den Schulen. Es gibt in manchen
Schulen nur noch Ausländer. Das ist natürlich eine große Herausforderung, eine
Herausforderung, auf die Lehrer auch vorbereitet werden sollten.
Natürlich brauchen die Lehrer auch mehr Macht zum
Durchgreifen und mehr Autorität. Man muss jetzt auch feststellen – und ich tue
das immer wieder –, dass die Philosophie der 68er gescheitert ist. Die
Kuschelpädagogik ist gescheitert. Wir fordern natürlich mehr Disziplin,
Leistung und Autorität – das wiederhole ich bei jeder Rede –, aber ich bin der
Meinung, dass Lehrer auch eine positive Vorbildfunktion in der Durchführung
haben sollten, weshalb wir keine Schwächlinge in den Lehrberuf setzen sollten,
meine sehr geehrten Damen und Herren.
Wenn man beobachten muss, wie
Rassismus gegen Inländer steigt – und dazu haben wir unsere Hotline –,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular