Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 89
bleiben - nicht nötig. Wir erfüllen die Vorgabe des
EU-Parlaments, dass es pro 10 000 Einwohnerinnen einen Platz in einem
Frauenhaus geben soll und geben muss. Das ist erfüllt und das ist nicht erst
seit heute erfüllt und es ist nicht seit gestern erfüllt, es ist schon seit
Längerem erfüllt und zwar mit dem Bau des vierten Frauenhauses in Wien, das wir
2002 eröffnen konnten. Damit haben wir als einziges Bundesland diese Vorgabe
des EU-Parlamentes natürlich schon erfüllt. Die Angebote der Wiener
Frauenhäuser wurden also somit in den letzten zehn Jahren wesentlich erhöht.
Und abgesehen davon ist natürlich auch der Ausbau der Übergangswohnungen
geplant, die bis 2010 auf 50 aufgestockt werden. Die Übergangswohnungen
sind natürlich eine Entlastung für die Frauenhäuser selbst, wo Frauen
Unterschlupf finden, finden müssen mit ihren Kindern und Jugendlichen, die noch
einen wirklich starken Schutz benötigen, die sich tatsächlich abschotten müssen
und sollen von den gewalttätigen Freunden, Männern und Lebensgefährten. Somit
sind diese Übergangswohnungen eine sehr, sehr sinnvolle, sehr moderne,
pädagogisch hochwertige Einrichtung für Frauen, die schon verselbstständigt
leben können, noch eine Betreuung brauchen und in ihrem Alltag begleitet
werden, um es dann wiederum selbst schaffen zu können, selbstbestimmt und
gewaltfrei weiterleben zu können. Das ist eine wirklich sinnvolle Kombination
der Frauenhäuser mit diesen Übergangswohnungen. (Beifall bei der SPÖ)
Und weil Sie so oft die
Fragen stellen, liebe Kollegen und Kolleginnen, insbesondere natürlich von ÖVP
und FPÖ: Wie sind wir denn vernetzt? Wie arbeiten denn die Institutionen
zusammen? Passiert das alles so doppelgleisig? Man spricht nicht miteinander,
alles wird mehrfach erledigt, das kostet alles nur ein Geld. Grundsätzlich, das
Geld ist es uns wert, aber die Doppelgleisigkeiten sind ja in den meisten
Fällen dort, wo Sie sie wittern oder vermuten, nicht vorhanden. Natürlich sind
auch die Frauenhäuser und die Kinder und Jugendlichen, die dort leben, gut
betreut. Sie sind auch kindgemäß betreut. Die Jugendlichen sind jugendgerecht
betreut. Es wird stark und vernetzt gearbeitet, auch im Bereich der
Verselbstständigung, was den Arbeitsmarkt betrifft, den Wiedereinstieg in den
Arbeitsmarkt. Es werden eigene Programme gemeinsam mit den Frauenhäusern des
WAFF durchgeführt, wo vor Ort beraten wird, damit ein Wiedereinstieg, eine
Verselbstständigung auch ökonomischer Art möglich ist. Natürlich findet das alles
statt. Das ist sehr sinnvoll, das wollen wir so und das ist natürlich nicht nur
in diesem Bereich so.
Dieser Populismus der ÖVP,
den Ausbau der Frauenhäuser ohne Not zu fordern, kommt gut an. Man kommt damit
vielleicht ins Fernsehen, ich weiß nicht, wie. Die ÖVP setzt sich für mehr
Plätze in den Frauenhäusern ein. Ich frage mich: Wem nützt das, ja? Wem nützt
es, darüber zu sprechen, wenn wir die Vorgaben erfüllen, glücklicherweise, weil
wir das auch so wollen, weil wir politisch dahinter stehen, weil wir das
sinnvoll finden, weil wir an der Seite der Frauen stehen, die diese Schicksale
erleiden und weil wir sie ermächtigen wollen. Ja, wem nützt es, dann in der
Öffentlichkeit so zu tun, als bräuchten wir unbedingt mehr und einen Ausbau?
Das würde ich wirklich gerne einmal wissen! Wem nützt es? Den Frauen sicherlich
nicht! (Beifall bei der SPÖ.)
In
Richtung der GRÜNEN möchte ich gerne sagen, weil wir da auch sozusagen über
Populismus reden müssen: Ich finde es schon auch immer wieder schade, ich habe
den Unterschied zwischen „die Jugendarbeit unterstützen“ und „Streetwork
ausbauen“ gehört. Das sind natürlich aber auch alles Schlagworte, wo man dann
noch weiter und intensiv darüber diskutieren sollte: Welche Art von Streetwork
meinen Sie hier? Meinen Sie die Jugendarbeit selber? Da auch wieder gleich an
die ÖVP gerichtet, die natürlich die Evaluation fordert, das Kontrollamt
anstrengt, die Jugendarbeit zu durchleuchten, obwohl natürlich diese Vereine,
der Verein Wiener Jugendzentren, ich darf es wiederholen, seit 2001 neun Mal,
Sie werden es im Protokoll auch nachlesen, neun Mal geprüft wurden und sich das
Kontrollamt natürlich auch denkt, wenn wir erst letztes Jahr wienXtra geprüft
haben, wieso sollen wir das jetzt 2008 gleich wieder tun? Und Sie werden wissen,
ob dieses Geld so gut eingesetzt ist, denn es geht Ihnen ja auch um die gute
Mittelverwendung dieser Steuergelder, dieses öffentlichen Geldes. Ob das bei
einem Kontrollamtsbericht der Wiener Jugendarbeit, die europaweit ihresgleichen
sucht, gut eingesetzt ist? Sie werden es wissen! Aber ich entnehme Ihrer
Anwesenheit, dass Sie es auch gar nicht hören wollen.
Geht es um Streetwork, geht
es um aufsuchende Jugendarbeit, geht es um mobile Jugendarbeit - wir haben an
die 600, wenn nicht sogar mehr Menschen auch im öffentlichen Raum ganz
partiell, die in der Jugendarbeit tätig sind. Das Konzept der Wiener
Jugendarbeit ist schon seit Jahren auf Anteile der stationären und der
aufsuchenden Betreuung umgestellt. Das ist eine Kombination, die gut ist, die
modern ist und die natürlich auch generalpräventiv und gewaltpräventiv
arbeitet. Und das muss ich auch zu den Meistern des Populismus dazusagen: Einen
tragischen Vorfall zu instrumentalisieren, um wieder einmal pauschal, ja,
insbesondere natürlich auf migrantische Jugendliche loszugehen, ist einfach
verwerflich! (Aufregung bei GR Mag Johann
Gudenus, MAIS.) Es ist
verwerflich! (Beifall bei der
SPÖ.)
Durch
Hetze und Stimmungsmache wird Rassismus geradezu gefördert! Es ist wirklich,
wirklich tragisch, das Bild der ausländischen Jugendlichen unter 18, die
auch noch hintreten, so zu verstärken. Und das wird leider, leider medial auch
so unterstützt, dass es mir dabei wirklich unangenehm wird. Ich kenne im
Gegensatz zu Ihnen zum Beispiel die Jugendlichen, die in dem „NEWS“-Aufreißer
dann abgebildet waren, auch mit den schwarzen Balken. Ich kenne sie persönlich,
wie sie in der Millennium-City, in der Lugner-City oder sonst noch wo
herumwandern. Natürlich wurden sie gebeten, sich möglichst stark hin zu
posieren und bedrohlich zu wirken. Natürlich wurden sie aufgefordert, dass sie
die Cooleren sind, die hier ein Bild für die Medien hergeben. Ist das
moralisch? Ist diese Art des Anprangerns das, was Sie
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