Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 89
wo sicherlich die jungen Leute provoziert worden
sind. Tatsache ist aber, dass es hier um eine Realität geht, ob das jetzt die
Medien berichten oder nicht. Da müssen wir froh sein, dass sie es berichten,
wenn es eine Realität ist und dass die Statistiken ... (GR Christian
Oxonitsch: Ist es die Realität, dass Sie gesagt haben, was Sie erlebt haben?)
Das ist eine Realität, ja. (GR Christian Oxonitsch: Das, was Sie erlebt
haben?) Na sicher erlebe ich Realität oder soll ich eine Fiktion erleben?
Ich meine, die Frage (Heiterkeit bei der FPÖ.) habe ich nicht ganz verstanden,
ob Sie Fiktionen erleben oder ob Sie in einer Traumwelt leben? Ich erlebe
Realitäten! (GR Christian Oxonitsch: Sie haben gesagt, Sie wissen ganz
genau, wie Geschichten gemacht werden!)) Natürlich werden Geschichten
gemacht, ja. Das ist vollkommen richtig. Geschichten werden gemacht. Aber ich
habe jetzt nicht davon gesprochen, dass das eine reine Mediensache ist, sondern
ich habe davon gesprochen, dass es hier kulturelle Unterschiede gibt, von denen
ich komischerweise nichts in den Medien lese. (GR Christian Oxonitsch: Na,
das ist wirklich nicht so!) Das lese ich nicht in den Medien, nein. So eine
ernsthafte Diskussion lese ich nicht! Ich lese die Statistiken, die von allen
Seiten ja unbestritten sind und das sind die Realitäten. Und wenn dann Medien
darüber berichten, dann bin ich froh darüber, dass sie das auch aufgreifen.
Aber wenn sie reine Geschichten machen, dann interessiert mich das nicht. Und
das hat Frau Kollegin Matiasek nicht zitiert, sondern wir haben nur
festgehalten, dass es auch sehr wohl berichtet wird und dass es daher nicht
spurlos an Ihnen vorübergehen kann und Sie nicht sagen können, ich habe davon
noch nichts gehört, und so weiter, sondern Sie wissen zumindest, dass darüber
berichtet wird.
Jedenfalls ist ein wesentlicher Punkt, auf den
überhaupt niemand eingegangen ist, sehr wohl die Problematik der mangelnden
familiären Einbindung. Ich hatte sogar den Eindruck, dass es auf Grund
einzelner Vorfälle, die extrem widerlich sind und wo es natürlich Konsequenzen
geben muss, eine allgemeine Diskussion hier ablaufen soll, dass Familie an sich
gefährlich ist. Das ist eine Umkehrung, denn ich bin nach wie vor der festen
Überzeugung, dass diese emotionale Bindung zwischen nahen Verwandten immer noch
das Beste ist. Und ich glaube, Sie haben es ja auch selbst so empfunden, wie
ich Sie gefragt habe, ob Sie Kinder haben, weil ich wollte von Ihnen hören,
dass Sie sagen: Ja, ich gehe partnerschaftlich mit dem Kind um. Das heißt, Sie
haben sicherlich zu dem Kind die engste emotionale Bindung, die man haben kann
und das kann kein Professioneller ersetzen. Eine so emotionale Verbindung kann
niemand ersetzen. Natürlich ist Betreuung der Kinder wichtig und sie müssen in
den Kindergarten, sollen in den Kindergarten gehen, sollen in die Schule gehen.
Es ist auch sicherlich gut, wenn sie Geschwister haben. Das ist für die soziale
und emotionale Entwicklung jetzt wahrscheinlich noch besser als der
Kindergarten. Da brauchen wir nicht darüber diskutieren, nein. Ich habe
drei Kinder, ich kann das beobachten, aber ... (GRin Mag (FH) Tanja
Wehsely: Im Kindergarten?) Die gehen alle schon in die Schule, aber sie
sind auch in den Kindergarten gegangen, ja, und das ist auch in Ordnung so. Ich
sage ja nur, das ist durchaus alles richtig. Aber es dorthin zu bringen, dass
nur die professionelle Betreuung der Kinder das Entscheidende ist, dass ich
sage, ich brauche mehr Sozialpädagogen, ich brauche mehr Sozialarbeiter,
Psychologen, und so weiter - und das ist das Ergebnis. Da kann ich sagen, wenn
es einmal zu spät ist, dann brauche ich den Psychologen. Aber wenn ich eine
wirklich nachhaltige Politik machen möchte, dann muss ich ja vorher ansetzen,
dann muss ich schauen, dass ich möglichst viele seelisch gesunde Kinder in die
Gesellschaft bringe, die auch ihre Probleme haben werden und so weiter, und die
trotzdem in geringfügigem Ausmaß dann diese Psychologen und
Betreuungseinrichtungen und Sozialarbeiter und so weiter brauchen. Und dann
kann ich sehr wohl auch als Ansatz wählen, dass die Familie in ihrem Bestand so
gut es geht gestärkt wird und dass die Möglichkeit unterstützt wird, dass
innerhalb der Familie die Kinderbetreuung stattfindet, außer eben die
Ausnahmefälle, wo Menschen sich Kindern gegenüber brutal verhalten, sie
vernachlässigen und so weiter, wo man natürlich einschreiten muss. Aber im
überwiegenden Ausmaß ist die Familie noch immer die beste emotionale Bindung
und damit die beste seelische Voraussetzung für einen guten Einstieg ins Leben.
Daher sollten wir uns auch damit auseinandersetzen,
welche zusätzlichen Maßnahmen beziehungsweise verbesserten Maßnahmen hier
getroffen werden können. Wir wissen auch ganz genau, dass die Lebensgeschichten
häufig kriminell gewordener Jugendlicher und das sind eben überwiegend auch
junge Männer, das ist keine Frage - aber wenn Sie sich das anschauen, dann
haben die alle erstens einmal in irgendeiner Form ein familiäres Problem.
Meistens ist es auch ein Nichtvorhandensein des Vaters, den gibt es in der
Familiengeschichte nicht. Das heißt, man muss sich damit auseinandersetzen, ob
man hier nicht in Wirklichkeit bereits in die Seele der Kinder das Problem
hineinpflanzt hat und wenn, dann muss ich mir überlegen, welche
Rahmenbedingungen ich schaffen kann, damit das von Anfang an besser läuft und
das sind natürlich wesentlich auch die finanziellen Rahmenbedingungen. Es ist
aber auch ganz wesentlich, die Einstellung dazu zu verändern und nicht darum,
wie es eben heute auch teilweise auf Grund von Einzelphänomenen der Fall war,
hier ein System schlechtzureden und es dorthin zu bringen, dass es eigentlich
besser wäre, wenn Professionelle die Kinder betreuen, sondern dass ich eben
Nein sage und diesen Wert der Familie sehr wohl hoch halte und auch pflege.
Das wäre ein Ansatz, wo sicherlich auch Wien einen
viel stärkeren Beitrag leisten könnte. Das hat mir heute in der Diskussion
gefehlt und daher ist es mir wichtig, das hier anzubringen. Ich wünsche mir,
dass Sie auch diesen Teil der wesentlichen Prävention, nicht nur der Gewalt,
sondern auch der negativen seelischen Entwicklung unserer Jugend mitaufnehmen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Nachgemeldet wurde mir Frau GRin Mag Korun. Bitte schön.
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