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Gemeinderat, 34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 4 von 91

 

Baujuwelen im internationalen Zusammenhang einsetzen, und wir versuchen auch hier, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Aber es muss uns dennoch bewusst sein, dass, wenn wir aus diesen Bereichen finanzielle Mittel bekommen, sie trotzdem nur einen geringeren Teil ausmachen würden.

 

Wenn ich das richtig im Kopf habe, würde die Gesamtsumme der Sanierung etwa eineinhalb Jahre des Gesamtbudgets des Altstadterhaltungsfonds ausmachen. Also, es ist nicht anzunehmen, dass wir trotz intensiver Bemühungen und trotz heftigen Entgegenkommens auch des zuständigen Stadtrates, hier wirklich einen so namhaften Betrag für die Sanierung dieser einzelnen Siedlung bekommen könnten, dass wir hier mit den finanziellen Mitteln auskommen. Das heißt, es ist mir völlig bewusst, wenn wir diese einzigartige architektonische Siedlung erhalten wollen - und das ist mein wirklicher politischer Wille -, dass ein größerer Teil der Gesamtkosten aus dem Bereich des Ressorts zu kommen hat, was natürlich auch umfassende Umschichtungen mit sich bringt. Und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dann noch Bündnispartner sind, wenn es darum geht, auch die finanziellen Mittel entsprechend zu beschließen, die wir auch dann den Mieterinnen und Mietern der Werkbundsiedlung zur Verfügung stellen können.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Frank. Bitte schön.

 

GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Also ich glaube, die Werkbundsiedlung, wie sie sich in Wien darstellt, ist nicht mehr Sache der Stadt Wien allein, denn es liegt hier international gesehen ein Kulturgut vor, wo auch internationale Architekten, jetzt Frank, Loos, Neutra, und wie sie alle heißen, vertreten sind, und ich meine schon einmal, dass das Bundesdenkmalamt, so wie Sie es angesprochen haben, schon auch einmal einen gehörigen Beitrag mitzahlen soll.

 

Was mich aber verwundert hat, ist, Sie sprechen jetzt von 48 Häusern, wo Sie zuständig sind, aber in den 80er Jahren hat es Architekt Krischanitz schon geschafft, dass bereits 56 Häuser saniert worden sind, also schon einmal 8 mehr, für die jetzt momentan scheinbar keine Zuständigkeit Ihrerseits mehr gegeben ist.

 

Wie aber stehen Sie jetzt zu dieser Internationalität, und daher glaube ich auch, dass Mittel aus dem EU-Fonds unbedingt in irgendeiner Form zu lukrieren sind, weil es eben nicht nur für die Wiener ist, sondern weil es hier um Bauwerke aus den 30er Jahren geht, die wir sonst überhaupt nicht mehr in dieser Form, in dieser Geschlossenheit, haben.

 

Aber wie stehen Sie jetzt dazu? Bei unserer Frankreich-Ausflugsreise wurde davon gesprochen, dass hier ein Individuum nicht über eine Gesamtanlage entscheiden kann, und dass hier wirklich von der Stadt Wien einmal ein Konzept nicht für Einzelhäuser, sondern für das Gesamtprojekt erarbeitet wird und hier die Mieter einfach mitziehen müssen.

 

Das Müssen ist jetzt natürlich ein harter Ausdruck, aber ich glaube doch, dass man hier nicht sagen kann, der will das nicht aus irgendeinem Grund, aber er will die Lage, er will das Haus, er will die Internationalität.

 

Was werden Sie da tun, um die Mieter wirklich zu überzeugen, dass man hier eine Gesamtlösung finden muss, und nicht einzelne Häuser saniert.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Herr Stadtrat bitte!

 

Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Sie haben sicher recht, dass es wichtig ist, nicht nur die einzelnen Objekte zu renovieren, sondern dass es uns um den Erhalt der gesamten Siedlung geht. Es ist, wie Sie völlig zu Recht bemerkt haben, eine einzigartige Siedlung, die europaweit einen Sonderstatus hat. Das ist auch der Grund, warum die Stadt Wien bereits im Jahr 1985, 1986 unter der Leitung der beiden sehr renommierten Architekten Adolf Krischanitz und Otto Kapfinger eine Sanierung der Werkbundsiedlung vorgenommen hat, und es ist mir völlig bewusst, dass wir nicht nur die einzelnen Gebäude erhalten wollen, sondern die gesamte Siedlung.

 

Wenn ich mich bei einer Anfragebeantwortung auf die 48 Gebäude konzentriert habe, so sind es diejenigen Gebäude, die im direkten Eigentum der Stadt Wien und Wiener Wohnen stehen, und für die wir auch eine direkte und unmittelbare Verantwortung haben. Das ist bei einigen anderen Häusern, die auf Grund der historischen Entwicklung im Privatbesitz sind, anders.

 

Sie haben aber völlig recht, dass es notwendig sein wird, auch die Mieterinnen und Mieter bei diesem Sanierungskonzept einzubeziehen und dass es nicht nur darum geht, die Bewohnerinnen und Bewohner und ihre Wünsche bei der Sanierung zu berücksichtigen, sondern sie auch darauf aufmerksam zu machen, dass sie in einem einzigartigen Baujuwel wohnen, das weit über unsere Stadtgrenzen hinaus von Bedeutung ist und auch in der Nutzung entsprechende Verantwortung einfordern. Denn Sie haben zweifellos recht, dass nicht allen Mieterinnen und Mietern bekannt ist, dass sie in einem Objekt von Adolf Loos, Josef Frank, Josef Hoffmann, Schütte-Lihotzky - und ich könnte die Liste mit Strnad, Brenner und anderen noch fortsetzen – wohnen, und daher wird es sicher auch notwendig sein, eine umfassende Information für den Gebrauch und die Nutzung zu geben.

 

Wir haben ja gute Erfolge, was den Dialog mit den Mieterinnen und Mietern betrifft. Ich denke nur daran, dass wir auch bei technischen Innovationen, die wir in unserer Stadt machen - beispielsweise im Bereich der Ökologie, wenn ich nur an Passivhaus-Standards denke, wo ebenfalls eine spezielle Nutzung des Gebäudes erforderlich ist - dass wir sehr wohl auch hier mit den Mietern und Mieterinnen in einem Dialog stehen, um mit Informationen auf diese geänderten Nutzungsbestimmungen aufmerksam zu machen.

 

Aber noch einmal, mir ist ganz wichtig, dass wir neben der Renovierung der einzelnen Gebäude vor allem die Siedlung in der Gesamtheit sehen, und dass wir diese Siedlung mit ihrer historischen und architektonisch wichtigen Bedeutung auch in ihrer Gesamtheit erhalten.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl-Ing Gretner gestellt.

 

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