Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 91
Katastrophe. (Beifall
bei der ÖVP.)
„Verhabern" ist auch das Stichwort für das, was
sich in der Szene Wien tut. Es wurde angesprochen. Hier wird ein Intimus des
Herrn Geschäftsführers der SPÖ zum neuen Geschäftsführer ernannt. Die mit
großem Erfolg arbeitende bisherige Geschäftsführung wird in die Wüste
geschickt. Es genügt offenbar, Freund des Herrn Professors zu sein, um Karriere
zu machen. Kulturpolitiker, liebe Marie Ringler, ist der Herr Kopietz deshalb
noch lange nicht! Er ist Machtpolitiker. (Beifall
bei der ÖVP.)
Verschleiern: Der Gewista – auch das wurde
angesprochen – wird eine Monopolstellung zugetrickst, die sogar das Kontrollamt
der Stadt Wien darstellt. Da gibt es uralte Bescheide. Dann gibt es Akten, die
in Verstoß oder Verlust geraten sind. Und dann werden keine marktüblichen
Preise gezahlt. Das Ergebnis ist ein Monopol einer Firma, die international
bedeutsam ist – das ist richtig, überhaupt keine Frage –, die viele Mitarbeiter
hat – auch das ist richtig –, die aber eine Beteiligung der SPÖ Wien hat. Man
muss sich nur das Firmengeflecht anschauen, das die SPÖ-Wien betreibt, dann
sieht man, dass es kein Zufall sein kann, dass die GEWISTA an
21 000 Plätzen jetzt die Erlaubnis hat, Halbschalen aufzustellen, und
dass sie den Markt monopolisiert.
Verschleiern: Anfragen werden nicht beantwortet. Es
gibt keine Transparenz, keine Kontrolle, keine Aufklärung. Anfragen an den
Herrn Kulturstadtrat, zum Beispiel, werden mit den Worten abgeschmettert: Die
Antwort würde einen unzulässigen oder unzumutbaren bürokratischen Aufwand bedeuten.
– In welcher Welt leben Sie eigentlich in Ihrem Machtrausch? Was hat das mit
Demokratie zu tun, zu sagen, wir antworten nicht, denn das würde bedeuten, dass
wir arbeiten müssen? Unvorstellbar! (Beifall
bei der ÖVP.)
Verhindern, ein nächstes Beispiel: Ein Arzt – auch
das wurde schon angesprochen –, der vor der Untersuchungskommission ausgesagt
hat, sagt dann öffentlich: Ich hoffe, dass mir das nicht berufliche Nachteile
bringt. – Welche Dimensionen erreicht dieser Machtrausch langsam? Es kann doch
nicht sein, dass ein Angestellter des Krankenanstaltenverbundes, der vor einer
parlamentarischen Untersuchungskommission offenbar und hoffentlich nach bestem
Wissen und Gewissen und unter Wahrheitspflicht stehend aussagt, dann Angst vor
beruflichen Nachteilen hat! (GR Mag Wolfgang Jung: Dann schauen
Sie einmal in den Untersuchungsausschuss im Nationalrat, was da im ÖVP-Bereich
passiert! Das ist genau das Gleiche!) – Ich gehe besser nicht darauf ein,
denn es hat wirklich nichts damit zu tun, was hier erzählt wird.
Also, dieser Arzt befürchtet nunmehr berufliche
Nachteile. Und Angehörige, die bereit sind auszusagen, um die Missstände
abzustellen, dürfen nicht aussagen. Wenn sie dann gebeten werden auszusagen,
tun sie das. Und die Zeitungen sind ja auch mit den Reaktionen voll. Man sieht
es ja.
Nein, die SPÖ ist in der Tat in einem Machtrausch:
Drüberfahren, Mehrheitsentscheidungen mit der Brechstange durchzwingen oder
durchbringen. Was auch kein Wunder ist, weil die Umfragen Ihnen nur mehr um die
40 Prozent nachsagen oder aussagen oder zuweisen. Da kann ich mir schon
vorstellen, dass Sie nervös werden und sagen: Wir lassen der Opposition keinen
Spielraum! Wir tun, was wir für richtig halten! Wir brauchen nicht Kontrolle!
Wir wollen unsere Macht ausüben, solange es geht, bis zum letzten Tag!
Und in dieses Bild passen auch die Aussagen des
Bürgermeisters, wenn er die Opposition pauschal verunglimpft: Ihr könnt einen
von diesen Blödeln wählen, aber ihr müsst wissen, was ihr tut! – Das ist das
wörtliche Zitat. Küss die Hand, Herr Bürgermeister, dass Sie erlauben, dass die
Wähler die Opposition wählen! Aber eines stimmt schon: Macht, auch der
Machtrausch, benebelt die Sinne. – Danke schön! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Vettermann. – Bitte.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Vorsitzende! Meine
sehr verehrten Damen und Herren!
Es ist ja jetzt ein buntes Potpourri gekommen. Das
hat mich ein bisschen an diese Bauhaus-Werbung erinnert: Lass es heraus!, wo
der Mann dann „Yuppi-Yeah" zum Schluss schreit, weil alles in einem sehr
schnellen Tempo gekommen ist, nach dem Motto: Wenn man viel sagt, dann kann nur
einer antworten! – Und ich antworte jetzt selektiv und im Word-Rap dieser
massiven, wenn auch unzusammenhängenden, frei assoziativen Vorwurfskette.
Besonders krass finde ich es, dass man Machoanwürfe
und -vorwürfe gegen die Frau Vizebürgermeisterin einfach so unkommentiert
zitiert. Dass dieser irgendwie verzweifelt ist, ist zwar klar, aber dass sich
das so nicht abgespielt hat, ist auch klar. Ich meine, Sie selbst haben ja dann
auf meinen Zwischenruf geantwortet, dass die Immoconsult das vergeben hat:
Volksbanken, wo ist da die SPÖ? Unklar!
Dass die Entscheidung, einen Totalunternehmer zu
nehmen, richtig war, glaube ich, sieht man, weil es im Großen und Ganzen fertig
wird. Dass bei zwei Dingen sozusagen noch etwas frei ist, wird ja auch noch
diskutiert werden. Das Controlling hat gegriffen. Es ist nur bezahlt worden,
was abgerechnet wurde, nichts anderes sonst.
Jetzt, wo es die Schwierigkeiten gibt, der Vertrag
abgelöst wurde, sind direkt mit den Subunternehmern die Aufträge vergeben
wurden. Das stellt sicher, dass – und so etwas gibt es hie und da – auch ein
taktisch strategischer Konkurs nicht auf dem Rücken der Subunternehmer
ausgetragen wird. Auch da gibt es eine Vorgangsweise, die durchaus in Ordnung
ist. Wir haben 15 Millionen EUR beschlossen, und das ist auch das,
was gedeckelt ist und was es Wien kostet. Die Überschreitungen können maximal
bei 10 Prozent sein. Auch das ist gesichert. Wir wissen es nicht, wie es
genau ausgehen wird. Bei solchen Großbauvorhaben wären 10 Prozent
zumindest durchaus im Rahmen des Üblichen.
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