Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 91
dieser Stadt, Informanten und Informantinnen so weit zu bekommen, dass sie öffentlich etwas sagen. Nicht dass man die Information kriegt – wissen würden wir von Informanten und Informantinnen allerhand –, nur traut sich natürlich nicht jeder und jede an die Öffentlichkeit, weil mit Sanktionen zu rechnen ist. Das ist das Problem.
Heute haben wir den glücklichen Fall, dass wir
offensichtlich eine sehr detaillierte Zusammenfassung eines Vorfalles bekommen,
an den wir eh alle glauben. Es glaubt ja keiner, dass es ausgerechnet in Wien
oder in Österreich keine Korruption geben soll. Das glaubt ja niemand. Das wäre
ja auch komisch, das wäre ja fast schon widernatürlich. Natürlich existiert das
auch in Wien, natürlich existiert das in Österreich. Die Frage ist, wie wir
damit umgehen. Ganz schlecht ist es, so zu tun, als gebe es das nicht,
wegschauen, verschleiern. Kann nicht sein, darf nicht sein bei uns. Sack zu!
Das ist so wie: Es fährt keiner zu schnell mit dem Auto. Das hätten wir gern.
Es ist trotzdem so. Es soll niemand betrunken mit einem Auto fahren. Na ja. Man
muss überlegen, wie man damit umgeht, aber zu leugnen, dass es vorkommt, das
ist ganz sicher der falsche Ansatz und wird am Ende kein Ergebnis bringen.
Wo sind denn die Kunden und Kundinnen von Wiener
Wohnen, nämlich die MieterInnen, geschädigt? Ich nehme jetzt nur drei kleine
Beispiele. Der Hugo-Breitner-Hof ist vorher angesprochen worden von meinem
Vorredner. Da heißt es in der „Presse": „Anzeige. Wucherei im Gemeindebau.
Anzeige läuft beim Europäischen Gerichtshof". Es geht in aller Kürze
darum, dass eine Arbeit, die vorher geleistet wurde, nämlich die Rasenpflege im
Hugo-Breitner-Hof im 14. Bezirk, ursprünglich 70 Cent pro
Quadratmeter gekostet hat und jetzt 1,68 EUR, also fast genau einen Euro
mehr kostet. Das macht was aus bei 84 000 m². Warum kostet das jetzt
so viel mehr? Weil Wiener Wohnen – ich bin nicht jedes Mal der Meinung, dass
ein Privater das machen muss, aber ein Privater hat das angeboten und diese
Tätigkeit für einen Euro weniger gemacht – das jetzt an eine
Tochtergesellschaft vergeben hat, und die Mieter und Mieterinnen sind erbost,
weil es viel mehr kostet. Jeden Monat sind das diese 84 000 EUR
zusätzlich für die gesamte Anlage.
Warum das so ist, wer davon profitiert und wer da
drinnen sitzt in diesen Tochterfirmen, das kann man sich dann im Einzelnen
alles anschauen. In den Tochterfirmen von Wiener Wohnen stolpert man nicht nur
bei der Schneeräumung über bekannte Namen.
Florian-Hedorfer-Straße.
Kleinigkeit. Wie kommt es zustande? Über 30 Jahre hinweg wurden den
Mieterinnen und Mietern zu viele Quadratmeter berechnet. Dann hat man es
nachgemessen auf Antrag der Grünen.
Rausgekommen ist, es waren zu viele, alle bekommen etwas Geld zurück, nämlich
alle, die einen Antrag gestellt haben. Zurückbekommen können sie natürlich nur
etwas für die letzten drei Jahre, denn rechtlich geht das nicht, dass sie das
für letzten 30 Jahre zurückkriegen. Fallen sie halt um 90 Prozent des
Geldes um. Irgendetwas zwischen 100 und 200 EUR haben alle bekommen, das
heißt, der restliche Schaden für jede Person, für jede Wohnung liegt irgendwo
bei 2 000 EUR. Das ist ein Schaden, der für sie entstanden ist durch
falsche Vermessung.
Antrag von uns oder Idee von uns wäre: Sollte man
nicht vielleicht überall nachmessen? Sollten wir nicht die Leute, die
MieterInnen, die vor Ort aktiv arbeiten, darauf hinweisen, dass es die
Möglichkeit gibt?
Aktive MieterInnen im Schöpfwerk. Was ist dort
passiert? Da gibt es für den Müll zuständige Firmen, und die Leute zahlen für
ihren Müll und ihren Sperrmüll. Jetzt haben die MieterInnen das Gefühl gehabt:
Wir zahlen irgendwie zu viel. Gibt es alternative Anbieter, ja oder nein? Was
verlangen die? Das war noch in der Schilling-Zeit, und die Gebühr alleine für den
Sperrmüll für die Anlage war 1,5 Millionen Schilling im Jahr, ein bisserl
mehr, 1,56. Dann haben die MieterInnen sich selber darum bemüht und haben es
schwer gehabt damals, das durchzusetzen – das war noch nicht Wiener Wohnen,
sondern die MA 17 –, dass sie selber eine Firma beauftragen dürfen. Ein
Jahr später hat es 280 000 Schilling gekostet. Nur noch einmal das
Größenverhältnis: Von fast 1,6 Millionen runter auf 280 000
Schilling.
In den Firmen, die vorher zuständig waren, sind auch
Menschen gesessen, die Geld verdient haben. Jetzt muss man sich wieder
anschauen: Was sind das für welche? Wo ist da das Freundschaftsverhältnis? Wer
kennt wen? Und so weiter und so fort. Und bevor es heißt, aufpassen mit dem
Wort Freunderlwirtschaft und aufpassen mit „Wer hat wem geholfen?",
zitieren wir einfach die MA 34. Die MA 34 hat den Verdacht auf
Preisabsprache geäußert und gemeint hat sie einen Installateur. Die Klubchefin
der Grünen im 21. Bezirk, die
Susi Dietel, hat das dort bei einer Sitzung erwähnt. Das war unpraktisch dort
und hat einen Sturm der Entrüstung gebracht. Kein Wunder, denn der betroffene
Installateur ist dort Bezirksrat der Mehrheitsfraktion und Vorsitzender des
Finanzausschusses. Also der kennt sich mit dem Geld offensichtlich aus, aber
ist laut MA 34 in den Verdacht der Preisabsprache gekommen. Er hat dann in
der Folge dort keine Aufträge mehr bekommen, woanders schon in der Stadt.
Das nützt natürlich nichts, wenn man dem einmal sagt,
da darfst du nichts machen, im 21. geben wir dir nichts, denn das fällt auf.
Den Nachnamen kennt man, du bist Vorsitzender des Finanzausschusses. Gehen wir
über die Donau, und dann geben wir dir das auf der anderen Seite wieder. Das
funktioniert dann, und es dauert eine Weile, bis man draufkommt, weil es viele
solche Beziehungen in der Stadt gibt und weil wir dieses Netzwerk, wenn wir es
einmal halbwegs in die Finger bekommen, nicht allzu leicht thematisieren
können.
Ich habe x-mal – wahrscheinlich im
Graubereich dessen, was man sagen darf, bevor man geklagt wird oder zumindest
einen Zeugen oder eine Zeugin beistellen muss – angedeutet, man möge die
Baupolizei in Wien genauestens überprüfen. Das habe ich mehr als einmal da
gesagt, und ich sage es heute wieder zur Sicherheit. Ich glaube noch immer,
dass es notwendig und wert ist,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular