Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 126
Sicherheitspolitik muss bei militärischen Missionen die Einstimmigkeit bestehen bleiben. Der Einsatz österreichischer Kräfte muss in Österreich entschieden werden.
In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.“ (Beifall bei der
FPÖ.)
Jetzt einige Schlaglichter
aus dem Rechnungsabschluss. Die Gesundheits- und Sozialkommission ist morgen in
der Nacht dran. Sozusagen als Hochachtung für das größte Kapitel macht man es
dann, wenn keiner mehr Energie hat zuzuhören. Vielleicht ein Punkt daraus: Wir
haben momentan eine Periode der Hochkonjunktur. Umso bemerkenswerter ist es,
dass in Zeiten einer Hochkonjunktur das Spitalsdefizit weiter steigt, beim
Betriebskostenzuschuss ein Plus von 47 Millionen, beim
Investitionskostenzuschuss von 57 Millionen.
In den letzten drei Jahren
ist das Defizit des Krankenanstaltenverbundes zunehmend außer Kontrolle
geraden. So hat sich der Zuschussbedarf der Wiener Spitäler gegenüber 2004 um
170 Millionen EUR erhöht. Die Spitalsfinanzen sind trotz
Hochkonjunktur weiterhin in der Krise. Eine wirtschaftliche Sanierung ist nicht
in Sicht.
Aber, meine Damen und
Herren, dass Sie sich da von der Gesundheit und Sozialem ein bissel
verabschiedet haben, das sieht man sowohl auf Landesebene als auch auf
Bundesebene. Ich werde das natürlich trotzdem zitieren, weil das ja alles
miteinander vernetzt ist und weil Sie sich ja nicht mehr darauf ausreden
können, dass alles Böse vom Bund kommt, sondern Sie haben im Bund in Form des
Bundeskanzlers, in Form des Sozialministers kompetente Ansprechpartner, die mit
Ihnen gemeinsam Ihre Vorstellungen durchsetzen können.
Eine dieser Vorstellungen
ist der berühmte Teuerungsausgleich. Im Jänner hat der Herr Bundeskanzler
200 EUR Teuerungsausgleich zugesichert. Im Februar hat ihn sein
Sozialminister gleich auf 100 EUR zurückgedrückt, das ist der berühmte
Gusi-Hunderter. Ab Juli kommt es zu einer Senkung des
Arbeitslosenversicherungsbeitrags für Einkommen ab unter 1 350 EUR
und einem Wegfall bei einem Einkommen unter 1 000.
Aber unberücksichtigt
bleiben die explodierenden Kosten bei Benzin, bei Lebensmitteln und natürlich
das Häupl-Belastungspaket, die hausgemachten Wiener Belastungen durch
Gebührenerhöhungen. Und sozial Schwache wie Arbeitslose, Pensionisten,
Lehrlinge, Beamte werden überhaupt nicht entlastet. Mein Klubobmann hat schon
drei Beispiele genannt:
Ein angestellter
Familienvater mit zwei Kindern und 1 500 EUR Bruttoeinkommen hat vom
Gusi-Hunderter genau gar nichts, sehr wohl aber spürt er die
Lebensmittelteuerungen, die Benzinteuerung, aber viel mehr spürt er noch das
Belastungspaket der Stadt Wien.
Eine angestellte
Alleinerzieherin mit einem Kind mit 1 200 EUR hat ein bissel was vom
Gusi-Hunderter, nämlich 24 EUR, aber die Teuerungswelle trifft sie
mit 30 EUR, das Häupl-Paket mit 37 EUR, unterm Strich wird auch die
Alleinverdienerin mit 43 EUR im Monat mehr belastet.
Ein Pensionist mit 900 EUR hat, ich habe es
vorhin schon gesagt, wieder einmal gar nichts vom Gusi-Hunderter, siehe
Sozialismus ist gleich Sozial. Mit 900 EUR ist er ja jemand, den man nicht
irgendwie unterstützen muss und die Teuerungswelle und das
Häupl-Belastungspaket treffen ihn voll.
Die Gesundheitspolitik ist überhaupt ein trauriges
Kapitel. Wenn ich von der Bundespolitik, rot-schwarze Bundesregierung, aber
unter Führung eines sozialistischen Bundeskanzlers anfange: Was machen die
unter dem Titel Gesundheitsreform? Leistungseinsparungen im medizinischen
Bereich, anstatt dass sie endlich hergehen und 2 statt 22 Sozialversicherungen
schaffen, eine für Inländer, eine für Ausländer. (Beifall bei der FPÖ.)
Was machen sie? Generika verschreiben statt
Medikamente nach neuester Forschung, statt zum Beispiel anzudenken, Medikamente
mehrwertsteuerfrei zu machen oder wenigstens mit der begünstigten
Mehrwertsteuer.
Was machen sie? Eine Aut-idem-Regelung, wo man sein
vertrautes Gespräch mit dem betreuenden Arzt mit einem Apotheker tauschen muss,
womöglich bei jedem Medikament mit einem anderen, statt dass man sich ernsthaft
einmal überlegt, ob nicht die exakte Medikation, die Abgabe von Medikamenten
nach tatsächlich benötigter Stückzahl eine Lösung wäre. Schätzungen zufolge
würde das 500 Millionen EUR bringen.
Was machen sie? Eine Willkür bei der
Vertragsgestaltung von Ärzten, Verunsicherung des ganzen Berufsstands, keine
Investitionen möglich, keiner weiß, was mit seiner Praxis, wo er viel aufbauen
muss und viel investieren muss, sein wird, statt dass sie die Eintreibung von
Schulden und Behandlungen von Bürgern anderer EU-Staaten vorantreiben. Denn
auch jetzt schon sind 80 Millionen EUR Außenstände, ganz zu schweigen
von der Gesundheitsdienstrichtlinie, die auf uns zukommt, wo es eine völlige
Untätigkeit gibt, wo die Stadträtin sogar jede Studie verweigert, die aber auf
EU-Ebene 2009 kommen soll.
Was machen sie gegen den Missbrauch von E-Cards?
Nicht kontrollieren, mangelhaft kontrollieren, das Problem kleinreden. In
Bayern spricht man von einer Milliarde Schaden. Bei uns kann man zumindest
einmal von 50 Millionen EUR, vorsichtig gerechnet, ausgehen. Es wird
ein Tourismus mit der Zurverfügungstellung der E-Card angeboten. Es sind
100 000 E-Cards in Österreich als gestohlen gemeldet worden und 200 000
als verloren. Wenn da nicht die Alarmglocken läuten! Unsere Position, die
sinnvolle Position ist die Personalisierung der E-Card durch Fotos und
Fingerprint, damit dieser Unfug, dieser Missbrauch hintan gehalten wird.
Was machen sie? Eine weit überbordende Verwaltungsdemokratie
mit den schon erwähnten 22 Sozialversicherungsträgern, statt dass man endlich
die ganzen Apparatschiks einspart, die dort im schönen althergebrachten Proporz
unser Geld verprassen.
Alles in allem, meine Damen und
Herren, ist das, was hier im Gesundheitsbereich auf Bundesebene geboten wird,
in erster Linie vorerst einmal erbärmlich, ein
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