Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 126
lassen.
Ein weiterer Punkt ist das MUSA, das Museum auf
Abruf, das auch im Ansatz bildende Kunst enthalten ist. Offenbar ein
interessanter Versuch, aber das MUSA muss sich erst bewähren. Es könnte auch
ein dauerhafter Zuschussposten und unter Umständen ein anschließender
Sanierungsfall werden.
Zur Förderung der Museen. Im Zusammenhang mit dem
Ankauf des Peschka-Nachlasses im Jahr 2007, ausgabenwirksam mit 2,5
Millionen EUR, hat sich die Stadt Wien bei der Testamentsannahme zu einer
dauerhaften Ausstellung des Nachlasses, insbesondere der Werke von Peschka
senior und Peschka junior, verpflichtet. Dieser Verpflichtung ist die Stadt
Wien bis heute nicht nachgekommen. Nur die vier Schiele-Bilder - wohl der
wertvollste Bestand aus dieser Sammlung -, die schon länger im Wien Museum
gehangen sind, wurden ausgestellt.
Dass im Kuratoriumsbericht die bereits bekannte Summe
für die Neuaufstellung der Schausammlung durch den Zubau des Wien Museums am Karlsplatz
fehlt, obwohl sie im Kuratorium offenbar genannt wurde, erscheint höchst
aufklärungsbedürftig, soll allerdings an einer anderen Stelle nochmals
diskutiert werden. Dasselbe gilt für den Neubau des Depots, über den schon in
einem Kontrollamtsbericht aus dem Jahre 2006 zu lesen ist, dass er äußerst
dringlich sei. Hier ist ebenfalls ein Betrag angeführt und bekannt, der nicht
in diesem Bericht aufscheint. Aber dazu später.
Über die Zukunft des Mozarthauses Vienna oder die
Hermesvilla möchte ich heute an dieser Stelle nur sagen: Dazu gibt es durchaus
Fragezeichen.
Dass die Bezirksmuseen ein karges Dasein fristen, ist
bekannt. Die Budgetansätze wurden über Jahre nicht erhöht. Und obwohl sie
sammlungstechnisch zum Wien Museum gehören, wird weiter so getan, als handelte
es sich um 23 Mini-Königreiche für MuseumsleiterInnen. Ein Tag der Wiener
Bezirksmuseen wird zu wenig sein, um für die unbedankte und freiwillige Arbeit
in den Bezirksmuseen genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein durchgängiges Sammlungskonzept
fehlt ebenso wie ein gemeinsamer Auftritt oder ein Finanzierungskonzept.
Kommen wir zur darstellenden Kunst. Mit Ausgaben von
41,32 Millionen EUR - diese Zahl habe ich heute dem Kulturbericht
entnommen - zählen die Vereinigten Bühnen, eine Tochtergesellschaft der Wien
Holding, zu den größten Einzelposten des Kulturbudgets.
Der Kontrollamtsbericht 2006 über die Finanzgebarung
der Vereinigten Bühnen seit dem Jahr 2005 lässt deutlich erkennen, wie mit dem
Geld der Steuerzahler umgegangen wird. Passt ein Budget nicht oder droht es aus
dem Ruder zu laufen, werden einfach die Zahlen „angepasst", wie man
schlicht sagt - schließlich: gefälscht. Und das heißt dann „Arbeitsbudget
Variante F" anstelle der eingereichten „Variante E2". Unterschied:
Ein um rund 600 000 EUR höherer Verlust.
Unsere ewige Kritik der Quersubventionierung im
Wiener Kulturbereich hat sich hier ebenfalls bestätigt. Die Vereinigten Bühnen
finanzieren die Wiener Festwochen. Hier gibt es massiven Aufklärungsbedarf, und
nur eine finanziell richtige Darstellung der Aufwendungen gegenüber den
Erträgen lässt klare Rückschlüsse auf die Führung des jeweiligen
Kulturbetriebes zu. - In Wien sagt man dazu: Mauscherln. So wird das
Kulturressort nämlich offenbar von Ihnen geführt, Herr Stadtrat. Die
Freundschaft lässt grüßen!
Dass man auch noch die Budgets 2007 und 2008 mit
offensichtlich überhöhten Ansätzen dem Gemeinderat vorgelegt hatte, führte
trotz eines positiven Ergebnisses von rund 3 Millionen EUR dazu, dass
man eben mehr als die 40 Millionen EUR bewilligt. Hier handelt es
sich nämlich um eine offensichtliche Täuschung des Gemeinderates als
entsprechendes Organ. Dass der Herr Stadtrat in diesem Fall auch noch
vorgeführt hat, wie mit dem Geld des Steuerzahlers umgegangen wurde, setzt der
Bilanz- und Prognoserechnungsfälschung noch die Krone auf. Offensichtlich tut
sich die Stadt schwer, mit ihren vielen Tochter- und Enkelgesellschaften den
finanziellen Durchblick zu behalten.
Das weite Feld der Film- und Kinoförderung ist auch
eine endlose Geschichte. Seit dem Oscar-Gewinn von Stefan Ruzowitzkys „Die
Fälscher" geht es rund in der Wiener Film- und Kinopolitik. Jetzt wird es
immer mehr zu einer lautstarken Forderung nach einer Erhöhung der Wiener
Filmförderung - nicht nur von der ÖVP, sondern das hat auch der Herr Stadtrat
in Anbetracht der Festveranstaltung im Rathaus hier versprochen. - Bis heute
hat sich überhaupt nichts getan: Business as usual.
Vor Kurzem haben sich die Filmschaffenden darüber
aufgeregt, wie es mit den Drehmöglichkeiten in Wien aussieht. Von einer Vienna
Film Commission, die in einem ersten Schritt zumindest diese Probleme
koordinieren könnte, ist ebenfalls weit und breit nichts zu sehen. Filme
brauchen nicht nur den ORF als Abspiel- und Vorführmöglichkeit. In anderen Ländern
liegt der heimische Filmanteil bei bis zu 40 Prozent, bei uns dümpelt man
bei 2 bis 3 Prozent dahin.
Aber auch zum Filmfonds muss man sagen: So einfach
ist das nicht mit der Zuteilung! Ich habe hier ein Schreiben einer
Produktionsfirma, die ein Projekt eingereicht hat, zweimal verhandelt hat und
abgewiesen worden ist. Dann hat man den Vertrag gelöst, und der, der die Idee
gehabt hat, hat selbst eingereicht. Plötzlich hat er es bekommen! Jetzt frage
ich mich: Was ist der Grund für diese Dinge?
Oder: Wir haben schon verlangt, dass die
Kinoförderung, die unserer Meinung nach viel zu gering ist, evaluiert wird. In
der Zwischenzeit hat sich nämlich herausgestellt, dass das ursprünglich
vorgestellte Punktemodell längst obsolet ist. Man hat es nämlich stillschweigend,
heimlich abgeschafft. Und wenn die, die sich nicht bereits vorher bedient
haben, dann später noch etwas bekommen sollten – andere, die eben noch nicht
ursprünglich eingereicht haben -, sagt man einfach, es gibt nichts.
300 000 EUR sind ja bekanntlich nicht sehr viel.
Nach wie vor fehlt uns für den
Film- und Kinobereich ein Konzept. Wir haben dieses Konzept an dieser Stelle
schon einige Male gefordert - bis heute gibt es das nicht.
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