Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 126
auch ein Umfeld gibt, wo es auch Bedingungen gibt, wo es Möglichkeiten gibt, wo man das tun kann, und dass in Wien damit in den letzten Jahren tatsächlich, auch abseits der wirtschaftlichen Erfolge und der Fragen der Sicherheit und der Umwelt – und das werden Sie ja alles noch debattieren in den nächsten Stunden und Tagen hier im Gemeinderat –, eine Entwicklung feststellbar ist. Und daran gilt es doch letztendlich zu arbeiten.
Ich verstehe schon, dass eine Opposition Dinge
einzeln herausgreifen und sagen muss, das ist schlecht und das ist schlecht.
Über all das kann man ja diskutieren. Trotzdem sollte man doch auch bei so
einer Debatte irgendwann einmal festhalten können, dass es in Wien etwas gibt,
was sich in den letzten Jahren entwickelt hat, was grundlegend interessant und
positiv ist, worauf man aufbauen kann und worüber es natürlich auch eine
heftige Diskussion gibt. Ja, Gott sei Dank! Das wäre ja ganz schlimm, würde das
nicht der Fall sein. Das wäre ganz schlimm, würden wir nicht über die einzelnen
Fragen heftig diskutieren, gerade auch, was Kunst und Kultur, die Entwicklung
und die Wege dorthin anbelangt. Aber ich glaube, über die grundlegenden
Ergebnisse und das, was wir insgesamt hier auch gemeinsam geschaffen haben und
nach wie vor schaffen, kann es doch im Grunde keine Zweifel geben, und zwar
nicht, weil ich das hier sage, sondern weil das allgemein auch so gesehen und
festgestellt wird.
Jetzt könnte ich natürlich auch noch einmal die
finanziellen Rahmenbedingungen hervorheben. Natürlich sind die das Wichtigste.
Natürlich ist es besser, es gibt mehr Geld in dieser Stadt, als es gibt weniger
für die Kultur. Natürlich ist es besser, es gibt eine Steigerung, als es gibt
keine Steigerung. Natürlich ist es besser, wenn man sagen kann, wir haben in den
letzten sieben Jahren das Budget für die Kultur um über ein Drittel erhöht und
sind damit im Grunde fast einzigartig, jedenfalls in Europa. Sehr viele andere
Großstädte, wo das so ist, kenne ich nicht.
Aber natürlich ist es genauso berechtigt zu fragen:
Wofür werden letztendlich diese Geldsteigerungen verwendet? Und da, glaube ich,
täte es auch der Opposition gut, ein bisschen ein differenzierteres Bild
einzuziehen, ein bisschen eine differenziertere Zeichnung zu machen. Dass man
gegen die Vereinigten Bühnen ist – kann man sein, kann man nicht sein, das ist
Ihr gutes Recht –, dass man auch gegen die so genannten großen Theater ist,
kann auch sein – ich wünsche Ihnen viel Glück, dies sozusagen zu legitimieren,
insbesondere auch bei Ihrer eigenen Klientel –, aber dass diese Mittel im Grunde auch sehr ausdifferenziert
eingesetzt werden, dass diese hin und wieder polemisch eingezogene Geschichte,
diese Unterscheidung in große und kleine schon längst nicht stimmt, dass das
überhaupt keine Erklärungsrelevanz mehr hat, dass das sozusagen ein Bild
zeichnet, das es in Wien, wenn es das überhaupt je gegeben hat, so nicht mehr
gibt, sollte doch auch Ihnen langsam einleuchten und anhand auch einiger
Beispiele nachvollziehbar sein.
Aber, meine Damen und Herren, selbstverständlich
stehe ich auch dafür, dass wir diese ganze Vielfalt in Wien auch abdecken, dass
wir selbstverständlich versuchen, für die so
genannten großen Häuser der Stadt Wien, die zu einem
guten Teil im Rahmen der Vereinigten Bühnen zusammengefasst sind, eine
entsprechende Entwicklung zu machen. Wir stehen jetzt mit der Öffnung des
Ronacher am Ende dieser Strukturentwicklung, und ich glaube, dass wir zeigen
können, dass wir uns damit sehr wohl eine strategische Planung überlegt haben
und sie auch durchsetzen.
Sie können gerne sagen, Sie sind dagegen, aber zu
sagen, wir haben uns dazu nichts überlegt, ist schlicht und einfach unrichtig.
Ich versuche seit Jahr und Tag, hier auch der Opposition zu sagen,
selbstverständlich wollen wir mit den großen Häusern, die der Stadt Wien
gehören, ein möglichst breites, möglichst ausdifferenziertes
Musiktheaterprogramm machen. Die Stadt Wien verfügt heute über einen der
größten, wenn nicht den größten Musiktheaterkonzern überhaupt auf der Welt, und
wir versuchen, damit die ganze Bandbreite dessen, was Musiktheater ausmacht,
abzudecken. Das geht vom Klassischen über das Barocke, über Konzerte, über die
zeitgenössische Moderne bis hin zu den unterschiedlichen Formen des
Musikunterhaltungstheaters. Das ist eine ganz gewichtige Strukturreform, die
auch international durchaus beachtet wird, die wir versuchen und die wir auch
versucht haben, im letzten Jahr fortzuführen.
Das Nämliche gilt für die großen Theater wie das Volkstheater,
wie die Josefstadt, wie das Theater der Jugend. Das sind teilweise ganz, ganz
große Häuser, zum Beispiel das Theater der Jugend, das von der Abonnentenzahl
her eines der größten Theaterhäuser der Welt überhaupt ist. Hier versucht die
Stadt Wien entweder allein oder in vielen Fällen gemeinsam mit
Theatererhaltern, mit den Leitungen der Häuser diese Entwicklung der Theater so
sicherzustellen, dass sie nicht nur ihre Arbeit fortsetzen können, sondern dass
von dort neue Impulse ausgehen, dass dort Neues passiert.
Und wenn hier zum Beispiel auch das Volkstheater
immer wieder schlechtgeredet wird, dann, bitte, muss man doch sehen, dass vom
Volkstheater unter durchaus nicht leichten Bedingungen mittlerweile
hervorragende junge neue Schauspielerinnen und Schauspieler herauskommen, die
die Wiener Theaterlandschaft, die das Wiener Theaterleben, ja bis hin zu Film
und Fernsehen, ganz wichtig prägen und nachhaltig beleben.
Wir haben die Strukturreform für
die größeren Häuser, wir versuchen aber auch, die Klein- und Mittelbühnen neu
zu gestalten; etwa das Schauspielhaus, das eine neue Position eingenommen hat,
das sich die Pflege der neuen Literatur zur Aufgabe macht. Jetzt kann man
natürlich sagen, da können Sie nichts dafür, Herr Stadtrat. Na ja, ich kann
etwas dafür oder ich kann nichts dafür. Ich habe das Einzige gemacht, was man
als Kulturpolitiker machen kann, nämlich erstens die Rahmenbedingungen
sichergestellt, die finanziellen Mittel sichergestellt und jemanden eingeladen,
von dem ich annehmen konnte, dass er das in diese Richtung führt, von der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular