Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 72
beschäftigen. Ich sage nur ein Stichwort, etwa Fan-Zone
Hanappi-Stadion.
Dass das ganze Projekt auch ästhetisch fraglich war,
haben wir auch im Sommer abgehandelt. Das will ich auch nicht mehr aufwärmen.
Geschmäcker sind verschieden. Und über das ließe sich wahrscheinlich sogar am allermeisten
streiten.
Tatsache ist, dass der Herr Bürgermeister sich bisher
sehr wenig zu diesem Thema geäußert hat. Das Letzte, was ich von ihm in einem
Interview gehört habe, war, dass er sich über die Tankstelle negativ geäußert
hat, die noch immer am Eingang des Praters steht. Ich glaube, das ist jetzt
endlich einmal ein ganz kleiner Grundkonsens: Mit der Tankstelle sind wir alle
nicht zufrieden. Ich bin bis heute überfragt, wieso die eigentlich noch immer
dort ist, wieso der Vertrag verlängert wurde, wieso da keine Versuche
unternommen wurden, eine wirkliche Neugestaltung vom Praterstern bis zum Prater
mit einer Entfernung dieser Tankstelle zu versuchen.
Ob die Diskothek, die jetzt seit dem Sommer, zwar
noch nicht eröffnet ist, aber neu dazukommen wird und groß in den Medien war,
der Weisheit letzter Schluss an diesem Standort ist, da will keiner von uns in
die Zukunft sehen. Ich will es jetzt einmal mit einem kleinen Fragezeichen
versehen. Schauen wir uns einmal an, welche Entwicklung, welche Auswirkungen
das für die Entwicklung des Praters hat. Ich rede jetzt gar nicht ins Negative,
aber schauen wir uns das an!
Es kommt aber noch schlimmer, meine Damen und Herren.
Die Frage ist nämlich einstweilen – und jetzt komme ich auch zum
„profil"-Artikel –: Ist es ein Debakel oder ist es tatsächlich ein
Kriminalfall? Das „profil" ist, wie ich glaube, relativ unverdächtig, ein
Sprachrohr der bürgerlichen Parteien zu sein, aber es ist kritisch und
unabhängig. Meine Damen und Herren von der SPÖ, das sind zwei Schlagworte für
euch, „kritisch" und „unabhängig", die sind igitt! Um Gottes Willen,
kritisch und unabhängig ist gefährlich, die könnten uns ja auf etwas
draufkommen.
Schauen wir einmal, was das „profil" dazu sagt.
Ich zitiere hier nur einen Satz: „Laut ‚profil’-Recherchen könnte sich die
Prater-Insolvenz zum Skandal auswachsen. Wie aus Akten der Ermittler und der
Finanz hervorgeht, flossen Gelder von Österreich an eine dubiose Firma in der
Steueroase Delaware."
Wir haben gehört, da geht es wieder um offensichtlich
1,6 Millionen EUR, aber da wollen wir den Ermittlungen nicht
vorgreifen, die auf, sagen wir einmal so, wie es das „profil" meint,
dubiose Wege nach Delaware in die USA geflossen sind.
Meine Damen und Herren von der SPÖ, da schrillen von
Ihnen noch immer nicht die Alarmglocken? Da fließt Geld über Beraterverträge in
die USA, wir wissen noch gar nicht, wer da dahintersteht. Ich meine, es gilt
für alle von Explore 5D selbstverständlich die Unschuldsvermutung, aber da
kann schon noch einiges herauskommen. Hat es sich um Scheinrechnungen
gehandelt, um simple Steuerverkürzung? Versionen gibt es da mehrere.
Ich meine, jeder, der ein bisschen etwas mit
Wirtschaft zu tun hat – und ich denke ja doch, dass das auch bei Ihnen einige
sind – weiß, Delaware ist die bekannte Steueroase Amerikas. Wie Liechtenstein
für Europa ist Delaware für die USA. Es klingelt immer ein kleines Glöckchen
bei jedem Unternehmer, wenn es sich um Rechnungen nach Delaware handelt, denn
diese haben meistens nur einen Grund. Ich nehme aber einmal an, dass bei den
Ermittlungen dieser Grund hoffentlich zu Tage kommen wird.
Es ist jedenfalls für uns ein unerträgliches und
undurchschaubares Gewirr aus Subfirmen, wo Gelder abfließen, und das alles bei
einer Auftragsvergabe der Stadt Wien. Wir fordern hier ohne jeden Zweifel eine
restlose Aufklärung des Staatsanwalts, der ohnehin tätig werden wird, als auch
durch das Kontrollamt.
Herr Bgm Häupl hat vor Kurzem über die ÖVP gesagt –
und wenn man so etwas sagt, kann es sehr schnell auch wieder zurückkommen –,
wir hätten nur leere Konzepte und Inhaltsleere. Meine Damen und Herren, eines
steht einmal fest: Das Konzept, das die SPÖ-Wien verfolgt, ist, mit Steuergeld
sorglos umzugehen. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu diesem Konzept. Da soll
man lieber nicht mit dem Finger auf andere zeigen. (Beifall bei der ÖVP.)
Das Schlimme ist, dass von diesem Debakel mittlere
und kleine Firmenunternehmen betroffen sind. Wir haben es vorher schon gesagt,
40 Unternehmen sind betroffen. Da stehen persönliche Tragödien dahinter,
da stehen Schicksale dahinter. Auch das müssen wir uns jetzt vor Augen führen:
In der heutigen Zeit anstelle 100 Prozent nur 40 Prozent Bezahlung
für einen Auftrag zu bekommen, ist für Handwerker und kleine Unternehmen ein
echter Schlag ins Gesicht.
Herr Kollege Strobl, da werden Sie mir recht geben
müssen, die Refinanzierung wird für Kleinunternehmen immer schwieriger,
Stichwort Finanzkrise weltweit. Momentan ist es fast so gut wie unmöglich,
Kredite zu bekommen, oder nur sehr, sehr schwierig und mit bester Bonität. Und
was da jedes kleine Unternehmen am allermeisten braucht, ist Liquidität. Und
diese Liquidität ist diesen 40 Unternehmen durch die
Verantwortungslosigkeit im Ressort Laska entzogen worden, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der ÖVP.)
Die Kollegen von der
Freiheitlichen Partei bringen ja dann einen Antrag ein, der quasi in Richtung
einer Ausfallhaftung für die Gesamtsumme geht. Da sage ich jetzt ganz offen:
Das war für uns eine sehr, sehr schwierige Abwägung und Entscheidung, ob wir
diesem Antrag zustimmen sollen. Da sind in der Brust der meisten meiner
Kolleginnen und Kollegen aus der Fraktion wirklich zwei Seelen. Die eine Seele,
und auch ich als Unternehmer, sagt: Ja, wir möchten jedem Einzelnen dort helfen,
keine Frage. Und glauben Sie mir, jeder Euro, den die Firmen dort mehr
bekommen, würde mich persönlich freuen. Auf der anderen Seite sind wir eben im
Gegensatz zu anderen in diesem Haus, vor allem den Sozialdemokraten, eine
Partei, die auch politische Verantwortung ernst nimmt. Und politische
Verantwortung heißt eben auch, im Gemeinwohl zum Wohle eines
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