Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 72
Missstände aufmerksam gemacht, und auch viele Bürger haben schon sehr oft ihre Probleme artikuliert und auch bei der Bezirksvorstehung und anderen Stellen vorgesprochen. Es gibt inzwischen auch eine Bürgerinitiative, die diese Anliegen vertritt.
Festzustellen ist, dass vor allem die derzeitigen
gesetzlichen Bestimmungen des Wiener Prostitutionsgesetzes für diese Situation
ungenügend sind. Entscheidend ist hier der Abs 2 des § 4 des Wiener Prostitutionsgesetzes,
wo eben die Anbahnung der Prostitution an mehreren Plätzen verboten wird.
Ich werde Ihnen nichts Neues erzählen, hier wird
von Schutzobjekten gesprochen, nämlich Kirchen, beziehungsweise Gebäuden die
religiösen Zwecken gewidmet sind, Kindertagesheimen, Schulen und so weiter und
so fort sowie Heil- und Pflegeanstalten. Dort ist die Anbahnung verboten, und
auch in einem so genannten Schutzbereich im Radius von 150 m Luftlinie
rund um eines dieser Schutzobjekte ist die Anbahnung der Prostitution verboten.
Tatsache ist, dass diese Regelung leider Gottes fast nicht exekutierbar ist,
weil ich glaube, es wird kaum eine Prostituierte, aber auch ein Polizist, nicht
genau wissen, wo jetzt dieser 150 m-Radius rund um eine Kirche oder rund
um einen Jugendspielplatz oder um eine Pflegeanstalt aufhört und wo er beginnt.
Also diese Regelung ist etwas unglücklich.
Die FPÖ hat hier schon öfters eine andere Variante
oder eine Novellierung des Gesetzes vorgeschlagen, die folgendermaßen
ausschauen soll: Es soll ein generelles Verbot der Anbahnung der Prostitution
im Wohnbereich geben, und einzelne Gebiete sollen konkret per Verordnung nach
Anhörung der jeweiligen Bezirksvertretung definiert werden, wo Prostitution
erlaubt werden kann, damit es eine klare Richtlinie und auch eine klar zu
vollziehende und exekutierbare gesetzliche Bestimmung gibt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang wieder
einmal die Linie der SPÖ. Diese Problematik ist auch dem Bezirksvorsteher nicht
neu. Er hat schließlich und endlich auch erkannt, dass das ein Riesenproblem
ist und hat kurz vor den Wahlen, es war auf ORF.at, ein Interview gegeben, in
welchem auch er meint, dass Prostitution im Wohnbereich nichts zu suchen habe
und dass eine gesetzliche Änderung hier notwendig wäre. Das ist erfreulich,
auch wenn es zufällig gerade vor der Wahl publiziert wurde, aber es ist einmal
erfreulich, dass hier Bewegung ins Spiel kommt und dass auch der
SPÖ-Bezirksvorsteher endlich die Leiden der Anrainer ernst nimmt und
dementsprechend auch weiterdenkt.
Tatsache ist auch, dass es offensichtlich aber
unterschiedliche Wahrnehmungen in der SPÖ gibt. Ich darf an einen Pressedienst
der Kollegin Straubinger erinnern, die festgestellt hat: „Die bestehende
Rechtsgrundlage gegen illegale Prostitution ist ausreichend.“
Ich habe Ihnen dargestellt, es ist nicht
ausreichend, und das sehe nicht nur ich so, sondern auch der Herr
Bezirksvorsteher in unserem Bezirk, der tagtäglich mit den Anrainern und den
Problemen der Anrainer konfrontiert wird. Sie haben auch festgestellt, Frau
Kollegin, Ihre Einstellung zu der Sache sei, dass es die einzige Aufgabe, die
die Stadt Wien in diesem Zusammenhang übernehmen kann, ist, bessere
Lebensbedingungen für Prostituierte zu ermöglichen.
Da sagen wir, das ist falsch. Es ist nicht die
einzige Aufgabe der Stadt Wien, die Lebensbedingungen der Prostituierten zu
verbessern, sondern es wäre auch Aufgabe der Stadt Wien, und vordergründige
Aufgabe der Stadt Wien, die Anliegen und die Probleme der Anrainer und der
Bürger, die dort wohnen, ernst zu nehmen und darauf zu reagieren. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Ist das so einfach?) Sie haben auch …
Bitte? (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ist das so einfach?) Ein sehr
qualifizierter Beitrag, Herr Kollege, aber mehr habe ich von Ihnen nicht
erwartet. Tatsache ist, dass eben durch diese Änderung des
Prostitutionsgesetzes, die jetzt nicht in Händen der Polizei liegt, sondern
eben Aufgabe des Wiener Gesetzgebers wäre, sehr wohl eine Verbesserung möglich
wäre.
Zum Verein SOPHIE: In unserem Bezirk gibt es schon
eine Einrichtung dieses Vereines in der Ölweingasse. Der Bezirk hat damals,
auch im Hinblick gerade eben auf diese schwierige Situation bei uns in der
äußeren Mariahilfer Straße, diese Institution ebenfalls unterstützt. Wir können
inzwischen feststellen - zumindest aus unserer Wahrnehmung -, die Erfolge
dieses Vereines sind leider Gottes relativ bescheiden.
Eine der wichtigen Aufgaben dieses Vereines wäre es
natürlich auch, den Prostituierten beizubringen, beziehungsweise mit denen das
zu besprechen und klarzumachen, wie auf Anliegen der Anrainer einzugehen ist.
Das wäre eigentlich nicht so schwer, man müsste nur keinen Lärm erzeugen und
dafür sorgen, dass Belästigungen unterbleiben.
Tatsache ist, dass man dort bei dem Verein
vielleicht Beratungen bekommt und in verschiedenen Sprachen auch Beratungen bei
Schulden oder sonst irgendetwas bekommt, aber die eigentliche wesentliche
Aufgabe, nämlich auch im Sinne der Anrainer eine Lösung dieses Problems herbeizuführen,
ist leider Gottes überhaupt nicht eingetreten.
Man hat in Wien sehr oft den Eindruck, dass
Probleme nicht nur schöngeredet werden und gar nicht versucht wird, sie zu
lösen, sondern ganz im Gegenteil, man hat das Gefühl, das wird verwaltet und
gehegt und gepflegt und man setzt immer am falschen Punkt an, und anstatt die
Probleme zu lösen, subventioniert man nur irgendwelche Vereine, trifft aber
keine gesetzlichen Maßnahmen.
Zu den Anträgen von den GRÜNEN: Selbstverständlich
werden wir dem Poststück nicht zustimmen, wie wir auch dem ersten Beschluss-
und Resolutionsantrag der GRÜNEN nicht zustimmen werden.
Zum zweiten Antrag, betreffend Abschaffung der
Sittenwidrigkeit in der Prostitution: Da werden wir sehr wohl der Zuweisung
zustimmen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist
Frau StRin Dr Vana. Ich
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