Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 130
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich wünsche einen schönen guten Morgen und erkläre
die 39. Sitzung des Wiener Gemeinderates für eröffnet.
Diese Sitzung ist für zwei Tage anberaumt.
Entschuldigt ist am Beginn
dieser Sitzung GRin Puller. Sie soll bis 11 Uhr hier eintreffen.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen vom Grünen Klub des Rathauses fünf Stück eingelangt
sind.
Von den GRen Mag Dietbert Kowarik und Mag Wolfgang Jung
wurde ein Ersuchen an das Kontrollamt gemäß § 73 Abs 6a der Wiener
Stadtverfassung betreffend Prüfung der Cross-Border-Leasing-Geschäfte der Stadt
Wien eingebracht. Dieses Prüfersuchen wurde an das Kontrollamt weitergeleitet.
Die Postnummern 1 und 2 der Tagesordnung
betreffen den Entwurf des Voranschlages der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr
2009 und die Überprüfung von Gebühren und tarifmäßigen Entgelten durch den
Gemeinderat.
Ich schlage vor, die Beratungen dieser zwei
Geschäftsstücke zusammenzuziehen und die Verhandlungen nicht nach den zehn
Gruppen des Voranschlagsentwurfes, sondern nach Geschäftsgruppen zu gliedern.
Nach einem einleitenden Referat der
Berichterstatterin Frau VBgmin Mag Brauner zu diesen Geschäftsstücken folgen
die allgemeine Beratung und die Spezialdebatte über die Geschäftsgruppe
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Voraussichtlich am Dienstag
dieser Woche wird nach dem Schlusswort der Frau amtsführenden Stadträtin für
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke über die Anträge zu den
genannten zwei Geschäftsstücken abgestimmt werden.
Wird gegen diesen Vorschlag ein Einwand erhoben? –
Dies ist nicht der Fall.
Ich bitte daher die Berichterstatterin Frau VBgmin
Mag Brauner, die Verhandlungen über die Postnummern 1 und 2 einzuleiten. –
Bitte, Frau Vizebürgermeister.
Berichterstatterin VBgmin Mag Renate Brauner:
Danke vielmals. – Einen schönen guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren!
Herr Bürgermeister! Herr Vorsitzender! Liebe Kollegen und Kolleginnen!
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich lege Ihnen heute
namens der Wiener Stadtregierung den Voranschlag für das Jahr 2009 vor. Wenn
wir in die Zukunft blicken, sehr geehrte Damen und Herren, so haben wir diesmal
insbesondere eine Herausforderung vor Augen: die Ereignisse der vergangenen
Wochen mit einer beispiellosen internationalen Finanzkrise, wie wir sie nach
1945 nicht gesehen haben. Wir mussten miterleben, wie ein völlig hypertrophes,
von der wirtschaftlichen Realität völlig losgelöstes und durch viel zu wenige
Sicherheitsschranken geregeltes Finanzsystem eine grundlegende Gefahr für das
Weltwirtschaftssystem, für die reale Wirtschaft und echte zugrundeliegende
Werte darstellt.
Der Internationale Währungsfonds, die Weltbank, die
EU und die Regierungen zahlreicher Staaten, zuletzt im Rahmen des
Weltfinanzgipfels, waren in den letzten Wochen und Monaten darum bemüht, die
Folgen dieser Krise einzudämmen und die Geldmarktkreisläufe zu stabilisieren.
Wir sehen gerade jetzt, dass eine neue Weltfinanzarchitektur mit einer
schärferen Regulierung im Entstehen ist, auch wenn wir auf diesem Weg erst sehr
am Anfang sind.
Ich zitiere: „Der Staat hat sich als die letzte
Institution erwiesen, die handeln konnte, um den Bürgern und Unternehmen
Sicherheit zu geben und Vertrauen zurückzugewinnen." – Zitat Ende. Es ist
dies ein Zitat der deutschen Bundeskanzlerin, die noch vor vier bis fünf Jahren
als CDU-Parteichefin den Staat und vor allem den solidarischen Sozialstaat
stark beschneiden wollte. So, sehr verehrte Damen und Herren, ändern sich die
Zeiten!
Auch in Österreich haben
jene, die in den vergangenen Jahren den Grundsatz „Mehr Privat, weniger
Staat!" zu ihrem Mantra erhoben haben, in der Not sehr laut und
eindringlich nach dem sonst so ungeliebten Staat und damit letztlich nach den
Steuergeldern der Allgemeinheit gerufen.
Umso wichtiger, sehr geehrte
Damen und Herren, umso erfreulicher, dass wir angesichts dieser schwierigen
Situation seit gestern die Einigung zu einer stabilen Bundesregierung haben,
einer neuen Bundesregierung, die sich sehr deutliche Ziele gesetzt hat, nämlich
als absoluten Schwerpunkt genau die Bekämpfung jener Krise, die ich jetzt kurz
beschrieben habe, die sich als Schwerpunkt gesetzt hat zu investieren, also
genau jene antizyklische Konjunkturpolitik zu betreiben, die ich persönlich
auch für ganz richtig halte, die sich Steuererleichterungen und damit die
Kaufkraftstärkung für Klein- und Mittelverdiener zum Ziel gesetzt hat – ein
Konjunkturpaket, das ist das eine Bein, auf dem wir stehen, die Verbesserung
der Kaufkraft, vor allem der Klein- und Mittelverdiener, das zweite –, und eine
Bundesregierung, die sich soziale Schwerpunkte gesetzt hat, was gerade in
Zeiten wie diesen besonders wichtig ist, soziale Schwerpunkte,
Gleichstellungsschwerpunkte, Mindestsicherung, einkommensabhängiges Kindergeld,
Papa-Monat und viele andere erfreuliche und wichtige Dinge.
Wien, sehr geehrte Damen und
Herren, hat in den vergangenen Jahren im Gegensatz zur Entwicklung anderenorts auf
einen Weg abseits des neoliberalen Pfades gesetzt. Ja, wir sind stolz, dass in
dieser Stadt wesentliche Dinge des Alltags, vom städtischen Nahverkehr über die
Müllabfuhr bis hin zu den Gemeindewohnungen, in öffentlicher Hand sind, zu
100 Prozent in öffentlicher Hand sind, möchte ich betonen, und das ist gut
so. (Beifall bei der SPÖ.)
Während
woanders dem Spekulantentum der Teppich ausgerollt wurde, hat Wien gut
gewirtschaftet und Schulden ganz ohne Verkäufe abgebaut. Und wir haben immer,
ganz besonders unser Herr Bürgermeister, Flagge gezeigt für öffentliche Dienste
im kommunalen
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