Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 130
Meine Damen und Herren! Wir müssen daher jetzt handeln, denn die Wirtschaftskrise wird ja vor allem die Jugend noch perspektivloser und auch für Gewalt noch anfälliger machen. Und da nur ein paar Fälle dieser Gewaltexzesse aus der letzten Zeit: Da hat es an einem einzigen Tag vier blutige Attacken gegeben, vier blutige Messerattacken von Jugendlichen in nur 24 Stunden!
Oder ein anderer Fall, der zeigt, wie gleichgültig
sich die Politik auch gegenüber den Opfern verhält: Da wurde ein 22-Jähriger
zusammengeschlagen und wurde dadurch sein Leben lang zu einem Pflegefall!
Oder der nächste Fall, den wir alle noch in
Erinnerung haben, der Fall unseres Kollegen Matschläger, meine Damen und
Herren. Wie war da die Reaktion des Staates? Drei Monate hat der Täter
bekommen! Beschämend! Drei Monate! Das soll die Reaktion des Staates sein?
Oder der nächste Fall, der mich als Obmann der
Favoritner Freiheitlichen ganz besonders erschüttert hat: Da hat eine
Jugendbande monatelang den 10. Bezirk terrorisiert. Die Opfer waren
meistens Jugendliche, harmlose Passanten am Quellenplatz. Die Hauptverdächtigen
sind mittlerweile geständig: der 17-jährige Zelichman E und der 19-jährige
Seliman M, weitere Mitglieder waren der 15-jährige Dewilbek S, der
17-jährige Fidan V, dann der 15-jährige Turgut Ö und ein 17-jähriger
Ali A, meine Damen und Herren. Alle konnten ausgeforscht und festgenommen
werden. Aber, Frau Stadträtin, ich frage Sie: Wie kommen eigentlich die Opfer
dazu, wie kommen hier die jugendlichen Opfer dazu, wie kommen die Eltern der Opfer
dazu, wie kommt überhaupt unsere Wiener Jugend dazu, dass sie sich heute in
ihrer eigenen Heimatstadt nicht mehr sicher fühlen können?
Und, meine Damen und Herren von der SPÖ, Sie kommen
daher, plakatieren in ganz Wien, Sie wollen der Jugend wirklich weismachen,
dass sie von Ihnen nicht allein gelassen wird! Sie wollen den jungen Menschen
weismachen, dass sie von Ihnen nicht im Stich gelassen wird! Ja, meine Damen
und Herren, das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen spüren das, die Jungen,
und wir haben das ja auch am Wahlergebnis gemerkt. Sie haben die Jugend bereits
im Stich gelassen. Sie sind schuld daran, dass die jungen Menschen heute in
Wien zum Opfer werden, dass die Jungen heute zum Opfer Ihrer Politik werden,
meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Frau Stadträtin, wir wollen daher auch in diesem
Bereich drakonische Maßnahmen gegen die Kriminalität, ein Messerverbot etwa,
den Führerscheinverlust, für die Täter viel härtere Strafen. Nehmen Sie die
Sorgen der Jugend ernst!
Wir werden die Anträge dazu einbringen, aber wir
müssen die jungen Menschen auch materiell unterstützen. Wir wollen die
Benachteiligung der Lehrlinge in Wien endlich abschaffen. Wir wollen auch für
unsere Lehrlinge, so wie das für die Schüler ja selbstverständlich ist, Freifahrt
auf öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir wollen auch den B-Führerschein für alle
jungen Menschen bereits in der Schule anbieten, zumindest den theoretischen
Teil in der Schule. Wir wollen dann, dass die Stadt die Verhandlungen mit den
Fahrschulen führt, um die Kosten zu senken und dass die Stadt dann auch die
gesenkten Kosten übernimmt. Wir wollen den kostenlosen Führerschein für alle
jungen Menschen.
Wir wollen auch ein neues Programm für
Jungwienerwohnungen. Es kann ja nicht so sein, dass junge Menschen heute mit
ihrem Vormerkschein ganz hinten gereiht werden und überhaupt nicht drankommen.
Wir wollen, dass man sich mit 16 Jahren bereits anmelden kann und mit
18 Jahren dann tatsächlich eine Wohnung erhält. Wir wollen günstige
Wohnungen für junge Menschen, damit sie sich den Start ins Leben auch leisten
können.
Wir wollen aber auch etwa eine Wiener
Lehrlingsprämie, damit wir den Jungen die Angst vor der Arbeitslosigkeit
nehmen. Frau Stadträtin, und das haben Sie nicht erwähnt, es kommen in Wien ja
bereits sieben Lehrstellensuchende auf einen freien Lehrplatz! Das ist die
höchste Zahl seit Jahrzehnten! Sieben Suchende auf eine offene Lehrstelle! Wir
wollen daher, dass hier auch die Stadt, nicht nur der Bund, Anreize schafft,
Anreize für die Wiener Betriebe, Lehrlinge aufzunehmen, etwa durch eine
Lehrlingsprämie. Denn, meine Damen und Herren, wenn wir diese
Jugendkriminalität an der Wurzel bekämpfen wollen, dann brauchen wir hier eine
neue Politik. Wenn wir den jungen Menschen ein angstfreies Leben gewährleisten
wollen, dann müssen wir hier eine neue Politik betreiben und auch die
Kriminalität bekämpfen. Wenn wir dieses Problem aber an der Wurzel lösen
wollen, dann müssen wir auch die Arbeitslosigkeit bekämpfen, dann müssen wir
den jungen Menschen eben auch die Angst vor der Arbeitslosigkeit nehmen, die
Angst vor allem, sich keine eigene Wohnung mehr leisten zu können, den Start
ins Leben zu verpassen, den Start zur eigenen Familiengründung zu verpassen und
überhaupt vor allem die Angst, in die Armut abzurutschen.
Und, Frau Stadträtin, dieses Wahlergebnis der
Nationalratswahl hat es ja ganz eindeutig gezeigt. Die Jugend in dieser Stadt
wird erst ein angstfreies Leben haben, wenn wir die Politik in dieser Stadt
übernehmen, denn wir werden die Jugend in Wien nicht im Stich lassen! Wir
werden dafür arbeiten, Frau Stadträtin, dass Sie in diesem Rathaus nichts mehr
zu reden haben, dass die Jugend endlich aufatmen kann und dass der
Bürgermeister in dieser Stadt Heinz Christian Strache heißt, Frau Stadträtin! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Verehrte Damen und
Herren! Frau Stadträtin!
Sie haben vorhin in Ihren
Ausführungen gemeint, man möge nicht versuchen, aus der Finanzkrise und aus den
Nöten und Sorgen der Menschen Kleingeld zu schlagen. Das finde ich eine
interessante
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