Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 130
die Hälfte. Und ich habe mich sogar entschuldigt, warum
ich erst so spät zum regulären Budget komme, wiewohl auch darin ganz viele
konjunkturelle Maßnahmen enthalten sind. Und wenn Sie mir jetzt, Herr Kollege
Tschirf, in epischer Breite vorwerfen, dass ich nicht über Konjunkturmaßnahmen
gesprochen habe, und wenn Sie sich dann in epischer Breite über die Geschichte
des Herrn Randa äußern, dann frage ich mich wirklich, wer denn hier mehr beim
Thema geblieben ist und wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt
hat! (Beifall bei der SPÖ.)
Apropos ernsthafte Auseinandersetzung: Ich habe mir
viele Dinge aufgeschrieben, die ich jetzt erwähnen könnte, aber wir werden noch
andere Gelegenheiten haben, das zu diskutieren.
Nur eine Bemerkung, lieber Kollege Tschirf! Ich
möchte Ihnen kurz vor Augen führen und bewusst machen, was Sie in Ihrer Rede
gefordert haben: Sie haben nämlich gefordert, dass wir die Wienerinnen und
Wiener mit 500 Millionen EUR belasten sollen, indem Sie gesagt haben, dass
wir jene Gebühren verrechnen sollen, damit die Investitionen und Aufwendungen
bedeckt werden. – Sie sollten wissen, auch nach Kenntnis des
Gebührenspiegels, den wir heute auch diskutieren, dass die Stadt Wien generell
die Gebühren dieser Stadt mit 500 Millionen EUR subventioniert, weil wir
in vielen Bereichen aus guten sozialen Gründen – Stichwort:
Kinderbetreuung – einen äußerst geringen Deckungsgrad haben, manchmal
sogar nur 12 Prozent. Und wenn wir das tun beziehungsweise täten –
erlauben Sie mir, den Konjunktiv zu verwenden! –, was Sie gefordert haben,
nämlich die Gebühren so zu gestalten, dass alle Aufwendungen und Investitionen
gedeckt sind, dann müssten wir jetzt die Wiener und Wienerinnen mit 500
Millionen EUR belasten. Und Sie können mir glauben, Herr Kollege Tschirf:
Bei allem Bemühen um Gemeinsamkeit werden wir das sicherlich nicht tun! (Beifall
bei der SPÖ.)
Erlauben Sie mir auch, mich auch Kollegin Vassilakou
zuzuwenden, die ebenfalls gemeint hat, ich würde mich mit den wichtigen Themen
nicht auseinandersetzen und auf die soziale Frage nicht eingehen. – Ich habe
ohnedies schon Zahlen präsentiert, und ich denke, dass gerade zum Thema Schule
und Schulausbau, zum Thema Kindergarten und Ausbau der Kindergärten und für die
soziale Staffelung in diesem Budget sehr viel enthalten ist. Man kann all das
aber natürlich ignorieren. Ich meine aber, diese Zahlen sprechen für sich, und
auch das, was ich in meiner Einleitung zu vermitteln versucht habe, spricht für
sich.
Wenn zu Recht davon gesprochen wurde, dass den Klein-
und Mittelverdienern, den Menschen, die in dieser Stadt leben und nicht so viel
verdienen beziehungsweise von denen manche sogar an der Armutsgrenze sind,
unsere besondere Aufmerksamkeit gelten muss, dann darf ich in Erinnerung rufen,
dass ich explizit gesagt habe: Wir erhöhen die Sozialhilfe, und es ist traurig,
dass wir das tun müssen. In Anbetracht dessen frage ich Sie: Um Himmels Willen,
für wen, wenn nicht genau für diese Zielgruppe, sind denn all die Maßnahmen,
die wir setzen? Für welche Zielgruppe nehmen wir denn so viel Geld in die Hand,
um das Gesundheitssystem auf dem Topniveau zu halten, weil sich diese Menschen
eben nicht, wie in anderen Bereichen, eine private Gesundheitsvorsorge leisten
können? Für wen sind denn die Millionen und Abermillionen, die wir in die
Altenbetreuung stecken, damit wir diese Menschen ohne Selbstbehalte
unterstützen können und jeder seine entsprechende Betreuung bekommt, wenn er
alt wird?
Ich frage Sie: Für wen, wenn nicht für diese
Menschen, sind die kostenlosen Jugendaktivitäten und Kulturaktivitäten, die wir
setzen? Für wen, wenn nicht für diese Menschen, sind die Maßnahmen, die wir im
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds setzen? Für wen, wenn nicht für diese
Menschen, ist der Heizkostenzuschuss? Für wen werden alle Maßnahmen der von dir
zu Recht erwähnten wunderbaren Einrichtungen wie etwa der Caritas, der
Diakonie, des Sozialen Hilfswerks, der Volkshilfe getroffen? Aber wer zahlt
denn all das? Wer zahlt alle Maßnahmen dieser Einrichtungen? Von den
Obdachloseneinrichtungen über die frauenspezifischen Einrichtungen, von der Straßensozialarbeit
über die Gruft wird all das von der Stadt Wien bezahlt! Und wir bekennen uns
dazu! Wir tun es gerne! Aber man soll doch bitte nicht all das ignorieren, was
in dieser Stadt sozialpolitisch geschieht! (Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Margulies hat gemeint, dass zwar die
Sozialausgaben steigen, es aber nicht mehr Maßnahmen im sozialen Bereich
gibt. – Damit tue ich mir ein bisschen schwer, weil ich nicht weiß, welche
Vorstellung man denn hat, was mit dem Geld geschieht. Dazu sage ich: Wenn wir
die Ausgaben im Bereich Soziales steigern, dann steigern wir natürlich – ich
habe vorher schon einige Beispiele genannt, und ich könnte sie beliebig
fortsetzen – auch die Leistungen!
Aber man kann natürlich auch das ignorieren! Wenn man
zum Beispiel nach wie vor behauptet, dass es bei der Schuldnerberatung
wochenlange und monatelange Wartezeiten gäbe, und ignoriert, dass es dort eine
ganz große Dienstpostenaufstockung gegeben hat und man mittlerweile binnen
gezählter zwei Wochen einen Termin bei der Schuldnerberatung bekommt, dann
verstehe ich schon, dass man sagt: Es hat sich nichts geändert! Dann
verschließt man aber die Augen vor der Realität.
Gerade in diesem Bereich ist nämlich viel und ganz
Gutes und Wichtiges geschehen. Wir werden das natürlich noch weiter verbessern
und intensivieren, denn wir verschließen auch in diesen wirtschaftlich
schwierigen Zeiten nicht die Augen davor, dass Menschen Probleme bekommen, weil
sie ihre Kredite nicht mehr zahlen können. Ich habe hier schon angekündigt,
dass es bei der Schuldnerberatung auch eine spezielle Beratung für Konsumenten
und Konsumentinnen geben wird, und nicht nur – so wichtig das auch
ist – für Unternehmer, Unternehmerinnen und Banken.
Auch der Versuch, das Budget, und
zwar sowohl das Zusatzbudget als auch das reguläre Budget mit seinen
zusätzlichen 573 Millionen EUR schlechtzureden, funktioniert leider
nicht! Wie bereits hier gesagt wurde, sind
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