Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 117 von 130
aus der Müllabfuhr sowie der Wasserent- und -versorgung nicht wie bisher einfach nur in das allgemeine Budget fließen, sondern dass die Überschüsse endlich einmal zur Gänze für die Sanierung der Wiener Umwelt verwendet werden.
Meine Damen und Herren! Gerade bei der Umwelt kommt
es sehr auf das Umweltbewusstsein an, aber ganz ohne entsprechenden Einsatz der
Budgetmittel wird es nicht gehen. Da das Budget aber eine wesentliche
Steuerungsfunktion hat, vermissen wir Investitionsentscheidungen, die
zukunftsorientiert sind. An Geldmangel kann es nicht liegen, das haben wir
schon gehört, davon überzeugt uns auch ein Blick in den jetzigen Voranschlag.
Da sehen wir, dass die so genannten Cash Cows, wie man so schön sagt, nämlich
die MA 30, die MA 31 und auch die Müllabfuhr im Jahr 2009 wieder einen
Überschuss erzielen werden. Und wenn man sich diese Zahlen anschaut, dann kommt
man zu der Überzeugung, dass die ständigen Gebührenerhöhungen in Wien doch für
einen effizienten Einsatz dieses Geldes in Wien reichen müssten. Ich werde
dieses Thema immer wieder bringen, denn es gab ja tatsächlich laufend
Gebührenerhöhungen! Würde man das Geld richtig einsetzen, dann könnte Wien
wirklich eine Umweltmusterstadt werden!
Wir wundern uns daher zu Recht über Ihre Hinweise auf
zu wenig Geld bei Vorschlägen betreffend Sperrmüll-Sammelaktionen oder
betreffend eine rasche, flächendeckende Auswechslung der immer wieder
kritisierten, leicht zu öffnenden Papierkörbe, wodurch eine Verschmutzung durch
unerlaubtes Öffnen verursacht wird.
Angesichts der Überschüsse sage ich: Das Geld würde
dringend gebraucht werden. So hat etwa der Rechnungshof aufgezeigt und
kritisiert, dass die Wienflussrenaturierung nur ein Stückwerk darstellt. Zudem
haben wir Probleme im Bereich der Sauberkeit im öffentlichen Raum. Die
diesbezügliche Situation hat sich auch verschlechtert. Die Wiener beklagen sich
zu Recht über zunehmende Verschmutzung von Straßen und Plätzen in der Stadt.
Ihre Versuche, dem gegenzusteuern, waren nicht sehr tauglich. Ich will jetzt
gar nicht wieder mit dem alten Sermon anfangen, dass sozusagen Alibitruppen wie
die „Waste Watchers“, die „Kehr-Force“ oder Parkwächter eingesetzt wurden, die
schauen, dass richtig geparkt wird.
All das ist schon ein leidiges Thema, aber wir
bringen immer wieder, was wir eigentlich wirklich haben wollen. Kollege Ulm hat
es heute am Vormittag schon gesagt: Wir fordern eine Stadtwache.
Ich habe heute um 19 Uhr den werdenden
Bundeskanzler Faymann sprechen gehört. Er wurde gefragt, was wirklich mit
diesen 1 000 Polizisten für Wien los ist. Laut dem neuen
Regierungsabkommen sollen diese nämlich für ganz Österreich sein, und somit
bleiben für Wien höchstens 400 bis 600. Auch im Hinblick darauf wäre eine
Stadtwache für Wien wirklich eine gelungene und vorteilhafte Lösung! Aber das
haben wir schon hundert Mal gesagt, und wir werden es auch noch hundert Mal
sagen. (Beifall bei der ÖVP.)
Nun zum nächsten Thema, zu den Parks: Ich weiß schon,
dass die Parks mit der Überwachungstruppe der Parkwächter auf Reinlichkeit
geprüft werden sollen. Dennoch haben die Wiener Parks etwas an Attraktivität
verloren. Das Grün der Parks fällt in den meisten Fällen irgendwelchen
Mehrfachnutzungen zum Opfer. Mit Ruheoasen in der Großstadt hat diese
Parkgestaltung leider nicht mehr viel zu tun!
Grünraum ist überhaupt ein Thema, im Zusammenhang mit
welchem die Wiener Stadtregierung nicht sehr viel getan hat, außer sich zu
freuen, dass Wien – und das ist ja unumstritten! – eine Stadt ist,
die von Natur aus eine mit einem Grüngürtel versehene Lage hat. Doch dieser
Grüngürtel, meine Damen und Herren, ist wirklich in Gefahr! Ich will jetzt gar
nicht von unserem Bezirk reden, was sich dort derzeit abspielt, ob es sich
jetzt um Aspern oder die vielen anderen neuen Bauten handelt. Dafür ist meines
Erachtens auch eine Stadtaußenpolitik des Umweltressorts gefragt, die dahin
geht, die Kooperation mit dem Wiener Umland zum Schutz des Grüngürtels zu
ermöglichen und sich daran auch zu halten. Umlandkooperation darf nicht nur ein
Lippenbekenntnis der gesamten Stadtregierung sein, sondern muss zu konkreten,
auch im Umweltschutz sichtbaren Ergebnissen und Verbesserungen führen.
Schlechter ist die Situation, wie schon erwähnt, in
den Innenstadtbezirken. In den dicht verbauten Gebieten Wiens fehlt der Grünraum,
der zur Sicherstellung der Lebensqualität für die Innenstadtbewohner unbedingt
notwendig wäre. Wenn dies nicht gelingt, dann werden immer mehr Menschen dem
Zentrum der Stadt den Rücken kehren und sich im Speckgürtel, auch in unserem
22. Bezirk, im 21. Bezirk und so weiter ansiedeln. Die Folge davon
ist natürlich der Kaufkraftverlust für die so genannten Innenbezirke, und da es
sich bei den Wien-Flüchtigen meistens um besser Verdienende handelt, entsteht
natürlich auch ein zusätzliches Verkehrsaufkommen, weil die Menschen, die
jenseits der Stadtgrenze oder an der Stadtgrenze leben, dann mit dem Auto nach
Wien an den Arbeitsplatz einpendeln werden.
Meine Damen und Herren! Verkehr haben wir in dieser
Stadt auch jetzt schon genug. Ich sehe jeden Tag in der Früh, was sich ohne
Lobau-Autobahn abspielt, wenn ich nach Wien ins Rathaus oder in die Innenstadt
fahre. Wenn man heute um 7 Uhr in Groß-Enzersdorf auf die Eßlinger oder
Großenzersdorfer Straße fährt, dann steht man einmal im Stau bis zur Donaubrücke,
und das ist nicht wahnsinnig angenehm. Und das Gleiche hat man auch, wenn man
nach Hause fährt. Ich fahre nicht um diese Zeit, aber wenn man um 16 oder
17 Uhr nach Hause fährt, ist das wirklich eine Katastrophe!
Weil ich gerade beim Verkehr bin,
möchte ich etwas zu Herrn Kollegen Maresch sagen: Das mit dem Rechtsabbiegen
ist in sehr vielen Städten der Welt eine normale Art. Das heißt, wenn ich zur
Kreuzung komme und die Ampel rot ist, kann ich nach rechts abbiegen, ich darf
nur nicht so unvorsichtig sein, einen Fußgänger zu übersehen. Ich meine, es ist
Voraussetzung für einen
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