Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 119 von 130
So gesehen haben Sie uns mit diesem Budget nicht
weiter überrascht, denn es spiegelt diese und andere Mankos, die ich jetzt
genannt habe, wider. Das kritisieren wir, und das ist auch der Grund, warum wir
diesem Budget nicht zustimmen werden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Nicht vergessen will ich
noch den Beschluss- und Resolutionsantrag von Kollegen Dipl-Ing Roman
Stiftner und mir betreffend die Erhöhung der Grünhofförderungsaktion: Die
zuständige Umweltstadträtin wird aufgefordert, die derzeit für die
Grünhofförderung vorgesehenen Geldmittel zu verdoppeln.
Ich bitte um
Zustimmung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Kollege Hufnagl.
GR Heinz Hufnagl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Umweltstadträtin! Meine Damen und
Herren des Wiener Gemeinderates!
Der jüngste Wettstreit in Sachen Wiener Umweltpolitik
liegt keinen Monat zurück. Er fand in der Landtagssitzung am 29. Oktober
in der Debatte zum Umweltbericht über die beiden letzten Jahre statt. Das sorgfältige
Studium des Protokolls ergab ein Bild, das in frappanter Weise dem bisherigen
Debattenverlauf entspricht.
Die freiheitliche Rednerin räumte damals mit
bemerkenswerter Offenheit ein –ich zitiere wörtlich: „Es ist vieles in
Wien im Bereich der Umweltpolitik sicher gut und ambitioniert, und in vielen
Dingen geben wir auch gerne unsere Zustimmung.“ Sodann verlangte sie möglichst
kurze Wege zwischen Arbeitsplatz und Wohnstätte. Das ist ein durchaus
berechtigtes Anliegen, das im Übrigen bei allen Stadtentwicklungsgebieten, die
derzeit hier in Planung und Projektierung stehen, von Aspern bis zum Arsenal,
durchaus Entsprechung findet.
Darüber hinaus trat Kollegin Matiasek für den
weiteren Ausbau der Solarförderung ein. – Auch da läuft sie bei uns offene
Türen ein. Sie hat aber fairerweise nicht verschwiegen, dass die laufende
Steigerung der Zahl der Förderungsansuchen uns ohnedies zeigt, dass wir uns auf
dem richtigen Weg befinden.
Der grüne Umweltsprecher begrüßte den Umfang und die
Vielfalt neuer Themen im Umweltbericht. Seine ätzende Kritik fanden allerdings
die Verwendung des Begriffes „umweltfreundlicher Ammoniak“, die Förderung der
Erdgasautos und die Tatsache, dass die Strategische Umweltprüfung des
Großprojekts „Neuer Hauptbahnhof" aus seiner Sicht nur acht Seiten
umfasst. Dabei hat Kollege Maresch damals – bewusst oder unbewusst –
verschwiegen, dass Ammoniak im Umweltbericht nicht, wie er es darstellt, ein
Reizgas oder Mischgift ist, sondern vielmehr als leitungsgebundenes und damit
völlig ungefährliches Kältemittel erwähnt und eingesetzt wird. Dieser
beeinträchtigt im Gegensatz zum tatsächlich gefährlichen Ammoniak weder die
Ozonschicht noch hat er als Treibhausgas negative Wirkungen.
Kollege Maresch! Zur SUP, weil das ein so bedeutendes
Projekt ist: Wenn Sie im Zusammenhang mit dem Hauptbahnhof ein aufgeblähtes
Umweltprüfungsverfahren verlangen, dann konterkarieren Sie damit den
elementaren Ausbau des leistungsfähigen öffentlichen Verkehrs und erweisen so
der Umwelt- und der Verkehrspolitik einen schlechten Dienst. Bei allem
Verständnis dafür, dass Sie als Oppositionspolitiker leichter oberflächlich und
flapsig unterwegs sein können als ein auf Verantwortung geprüfter
Regierungspolitiker, möchte ich feststellen: Gerade in Umweltfragen sollte man
sich mehr der Sachlichkeit und vor allem Überprüfbarkeit der Argumente
bedienen!
Der Sprecher der Volkspartei wiederum war
damals – und ich muss sagen: leider auch heute – eher krampfhaft
bemüht, der neuen Oppositionsrolle der Wiener ÖVP in Sachen Umweltpolitik
gerecht zu werden und mit Allgemeinbehauptungen ein durchgehendes
Negativszenario zu zeichnen. Unter Hinweis auf alle nationalen Befragungen,
alle internationalen Statements und die Mercer-Studie betone ich, dass es
völlig sinnlos ist, uns einen Verlust der Lebensqualität in Wien einreden zu
wollen. Der negativen Sicht der Luftqualität durch Kollegen Parzer stehen die
Ergebnisse der 17 stationären Messstellen und der Wien-weiten Messungen
der mobilen Messeinrichtungen entgegen. Und seine Behauptung, dass die
Verkehrspolitik hier schlecht sei, wird durch die durchaus erfreuliche
Entwicklung des Modal-Split klar widerlegt. Der Anteil der sanften Mobilität
durch Fußgänger, Radfahrer und Teilnehmer am öffentlichen Personennahverkehr
wächst in Wien nicht nur stetig, sondern er hat erstmals in der Geschichte
Wiens einen deutlich höheren Stellenwert erlangt als der motorisierte
Individualverkehr.
Meine Damen und Herren! Um ausnahmsweise ein von der
Opposition leichtfertig verwendetes Vokabel zu strapazieren: Bei diesem „turn
around“ der Verkehrspolitik zum Guten von einer schlechten Verkehrspolitik zu
schwadronieren, ist wahrhaftig eine Chuzpe! Es ist dies eine
Tatsachenverdrehung, die in einer seriösen Diskussion über unsere
Kommunalpolitik einfach fehl am Platz ist! (Beifall
bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei ÖVP und GRÜNEN.)
Ein absolutes Highlight in
der Verhandlung des Umweltberichtes war das Aufzeigen der umweltpolitischen
Erfolge der Jahre 2006 und 2007 durch den damaligen sozialdemokratischen Redner.
Er brachte eine geradezu stakkatoartig vorgetragene Auflistung von der
Vorreiterrolle beim Klimaschutz mit einer jährlichen Einsparung von
2,7 Millionen Tonnen CO2 und eine Darstellung des städtischen
Energieeffizienzprogramms bis zum Wiener Reinhaltegesetz mit dem begleitenden
Einsatz von „Waste Watchern“ und von „Kehr-Force“. Er sprach von der
Verdopplung des Radverkehrs und von der fahrgastfreundlichen Umrüstung der
Wiener Linien auf Niederflur sowohl bei den Straßenbahnen als bei der gesamten
Busflotte. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Nein, noch lange nicht! Ich komme
schon noch zu Passagen, wo Sie sich wiederfinden werden! (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Ist das eine Abschiedsrede?)
Zu
nennen ist auch die gentechnikfreie
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