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Gemeinderat, 39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 106

 

Worum geht es an sich? Da würde mich zum Beispiel auch die Meinung der Schulsprecher Ihrer Parteien interessieren! Ich nehme an, Herr Aigner wird noch sprechen, und ich nehme an, mein Kollege Vettermann wird noch sprechen. Außerdem sitzen hier im Raum auch etliche Menschen, die kleine Kinder haben, die demnächst einmal in die Schule kommen. Herr Wutzlhofer hebt schon den Kopf. Und es gibt auch Großeltern wie zum Beispiel mich, die an der Schule interessiert sind.

 

Mich würde zum Beispiel brennend interessieren, ob wir einer Meinung sind in dem einen Punkt, dass es für die betroffenen Kinder, für die betroffenen Eltern, aber auch für die Gesellschaft eine Katastrophe ist, dass 25 Prozent der Kinder in Familien aufwachsen, die nicht dazu in der Lage sind, diesen Kindern genug Förderung und genug Bildung mit auf den Weg zu geben. – Ich persönlich halte das für eine bemerkenswert hohe Zahl, ich halte das für eine Katastrophe, ich halte das für ein Unglück! Ich bin der Meinung, dass wir in diesem Punkt dringend etwas tun müssten, und ich war sehr positiv überrascht, als ich in dem Regierungsübereinkommen gelesen habe, dass sowohl bei der SPÖ – von der ich das ja schon gewohnt bin –, aber auch bei der ÖVP ein großes Problembewusstsein vorhanden ist. Ich war sehr positiv überrascht darüber, dass all diese Probleme angesprochen und tatsächlich als Probleme aufgezeigt werden.

 

Dann kam aber die große Enttäuschung, weil der Darstellung des Problems überhaupt keine adäquate Problemlösung folgt. Es werden zwar manchmal Vorschläge angedeutet, und einige wenige Punkte werden sogar zwar vage, aber doch, ausgeführt, im Grunde genommen sind wir jetzt aber damit konfrontiert, dass sich in den nächsten fünf Jahren im Schulbereich eigentlich nicht allzu viel bewegen und zum wirklich Positiven verändern wird. Das ist jetzt das große Problem.

 

Ich war auf dem Dallinger-Symposium, wo ich übrigens bedauert habe, dass ich die Bildungssprecher der anderen Parteien nicht getroffen habe. Der Titel dieses Symposiums lautete: „Die neue Mittelschule auf dem Weg zur Gesamtschule". Strittig war, ob am Ende dieses Satzes ein Punkt, ein Rufzeichen oder ein Fragezeichen stehen soll, und je nach Temperament wurde das dann auch unterschiedlich beantwortet.

 

Leider beantwortet das Regierungsübereinkommen diese Frage jetzt auch: Das Regierungsübereinkommen hält ganz klar fest, dass die AHS, die Hauptschule und auch die neue Mittelschule qualitativ ausgebaut werden sollen. Damit ist diese Frage beantwortet. Sie befinden sich mit der neuen Mittelschule nicht auf dem Weg zur Gesamtschule. Wir zwei werden das bedauern, auf dieser Seite wird es aber lachende Gesichter geben. Wir befinden uns nicht auf dem Weg zur Gesamtschule, sondern Sie haben eine dritte Schulart eingerichtet.

 

Meine Damen und Herren! Es ist ein starkes Stück, wenn man aus zwei Schularten eine machen will, nämlich eine Gesamtschule für alle, und dann passiert es einem unterwegs, dass man eine dritte Schulart einrichtet! Meiner Meinung nach ist das beispiellos, und die Schildbürger würden Sie um diesen Streich beneiden ohne Ende! Das ist wirklich ein gelungener Streich! Wir haben jetzt eine dritte Schulart eingerichtet, und wir haben ein Regierungsübereinkommen, das deutlich zum Ausdruck bringt, dass alle drei Schularten gefördert, ausgebaut und unterstützt werden sollen. Das ist ein starkes Stück! So ein Unsinn muss einem erst einmal gelingen!

 

Der zweite Punkt unter dem Kapitel, was kommen wird, ist die Vorschulklasse. – Ich nehme an, dass sie kommt. Wenn sich jetzt in der Regierungserklärung hinsichtlich Kindergartenjahr nichts Entscheidendes geändert hat, dann kommt die Vorschulklasse. Wir haben schon einmal darüber geredet, und Herr Abg Wutzlhofer und ich hatten einen heftigen Streit über einen bestimmten Begriff, den wir jetzt gar nicht wiederholen wollen, damit wir nicht wieder streiten müssen.

 

Ich hänge jetzt aber eine Bitte an: In diesen Vorschulklassen – und ich glaube, da sind wir auch wiederum einer Meinung – können auf Grund dessen, wie man dorthin kommt, nur die allerärmsten Kinder dieser Stadt sitzen, die am meisten benachteiligt sind, deren Eltern das geringste Ausmaß an Bildung mitbringen und deshalb am wenigsten dazu in der Lage sind, ihre Kinder zu fördern. Diese Kinder würden alle in dieser Klasse sitzen.

 

Ich drücke ich mich jetzt ganz vorsichtig aus: Ich hoffe sehr, dass diese Vorschulklassen eine vorübergehende Erscheinung sind und dass man sich darauf verständigt, dass wir den integrativen Weg nicht verlassen wollen. Wir wollen keine Kinder aussondern, sondern wir wollen, dass sie gemeinsam in eine Klasse gehen. Und wir wollen explizit nicht, dass die Ärmsten miteinander in eine Klasse gehen und die anderen nicht dabei sind. Wir wollen das nicht! – Das war meine erste Bitte.

 

Ganz so bescheiden bleibe ich aber nicht. Es kommt jetzt meine zweite Bitte, die allerdings viel leichter zu erfüllen ist. Sie ist ganz leicht zu erfüllen, man muss nur wollen. Das kostet gar nichts. – Ich hätte gerne, dass, wenn die Vorschulklasse für diese ausgelesenen Kinder zu Ende ist, diese dann nicht in den Schulen wieder alle gemeinsam in die 1. Klasse kommen und somit sozusagen die Auslese bleibt. Dann würden nämlich die am meisten Benachteiligten miteinander in die 1., 2., 3. und 4. Klasse gehen, und dann können sie sich wahrscheinlich gleich gemeinsam in die Sonderschule vertschüssen.

 

Das darf unter gar keinen Umständen passieren! Ich habe den Stadtschulrat gebeten, Auskunft darüber zu geben, ob beabsichtigt ist, dann wenigstens wieder aufzuteilen. Da hat es geheißen, dass man das noch nicht weiß. Ich hoffe, dass man es jetzt schon weiß! Und ich hoffe, dass das nicht in Frage kommt! Ich will weder eine Vorschulklasse mit den ausgemusterten Kindern noch eine Fortsetzung derselben in der Volksschule.

 

Ich habe das jetzt alles unter der Überschrift „Was kommt?“ behandelt, ich könnte dem Ganzen jetzt aber auch eine neue Überschrift geben, die lautet: „Was bitte alles nicht kommen soll!“

 

Jetzt komme ich zu dem Kapitel: „Was kommt nicht, und zwar weder in Wien im nächsten Jahr noch in den

 

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