Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 46
verschiedensten Gelegenheiten behaupten, dass sie mit mir in die Schule beziehungsweise in die gleiche Klasse gegangen sind, damit die Wahrheit sprechen würden, dann wäre diese Klassengröße damals ungefähr 2 500 gewesen. Und wenn die Wahrheitsliebe so groß ist im Hinblick auf die politischen Nahverhältnisse, wie er sie in Bezug auf mich behauptet und mich nahezu zärtlich auch mit meinem Vornamen anredet, dann darf ich Ihnen raten: Glauben Sie ihm nicht einmal die Uhrzeit, wenn er sie Ihnen sagen sollte! Denn: Mich reden täglich viele Leute an um einen Job, viele Leute, die eine Wohnung brauchen, viele Leute, die gerne einen Auftrag hätten. Das ändert nichts an der Tatsache, dass selbstverständlich all die Dinge korrekt abzuwickeln sind.
Sie dürfen mir glauben, nach
der langen Zeit, die ich jetzt der Landesregierung angehöre, wäre ich in des
Teufels Küche gekommen, wenn ich in der Tat so gearbeitet hätte, wie das
gelegentlich der eine oder andere auch entsprechend erzählt. Ich war
selbstverständlich in die Auftragsvergabe in keiner Weise involviert. Das ist
auch nicht mein Job, denn bei den vielen Aufträgen, die die Stadt Wien vergibt
oder auch vorgelagerte Unternehmungen der Stadt Wien vergeben, hätte ich nichts
anderes zu tun. Diese Äußerungen, die in der Öffentlichkeit abgegeben wurden,
sind samt und sonders Holler.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl-Ing Gretner gestellt.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Ich nehme mit Freude zur Kenntnis, dass ich heute das
erste Mal in dem Zusammenhang gehört habe, dass Fehler passiert sind und dass
man gewillt ist, daraus zu lernen.
Ich möchte nur zwei Bemerkungen zu dem machen, was
Sie gesagt haben: Die Arbeitsplätze, die geschaffen wurden, stehen in einem
ziemlichen Missverhältnis zu denen, die verloren gegangen sind durch die
Folgeinsolvenzen, durch die Auswahl des nicht geeigneten Unternehmens. Da sind
schon mehr als 30 Arbeitsplätze verloren gegangen.
Jetzt aber zu meiner Frage: Sie haben gesagt, es gibt
Konsequenzen, und zwar gibt es einen zweiten Geschäftsführer. Mir ist das nicht
ganz klar, nachdem diese falsche Rechtsmeinung doch eigentlich zu dem ganzen
Debakel geführt hat, nämlich dass der Geschäftsführer Wurz der Meinung war,
dass das Vergabegesetz nicht anzuwenden ist. Das war damals schon in einem
Kontrollamtsbericht festgehalten, dass das sehr wohl so sein muss. Er hat es
einfach nicht zur Kenntnis genommen. Er hat diesmal auch in der
Kontrollausschusssitzung nur gesagt, er nimmt es zur Kenntnis, aber nicht, er
wird es in Zukunft so halten. Mir ist deshalb nicht klar, warum Sie jetzt einen
zweiten Geschäftsführer dazunehmen und nicht diesem Geschäftsführer eine
geeignetere Aufgabe im Geschäftsbereich der Stadt Wien suchen.
Wieso haben Sie sich dazu entschieden, jetzt noch
einen zweiten dazuzustellen, was bisher auch nicht günstig war, zwei
Geschäftsführer zu haben, denn die Frage ist dann natürlich auch mit
Kompetenzstreitigkeiten verbunden, was möglicherweise zu weiteren Problemen
führen wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Frau
Gemeinderätin!
Diese Frage ist sehr leicht zu beantworten, denn ich
bin ein großer Anhänger des Vier-Augen-Prinzips. Daher macht es durchaus Sinn,
dass man hier einen zweiten Geschäftsführer bestellt. Die Aufgabenteilung der
beiden Geschäftsführer wird der Aufsichtsrat festlegen, wie das bei einer
Geschäftseinteilung bei mehreren Vorstandsmitgliedern zum Beispiel auch der
Fall ist. Also eine völlige ökonomische, wissenschaftliche Normalität, würde
ich dazu sagen.
Dass das Vier-Augen-Prinzip in der Umsetzung teurer
ist, ist mir schon klar, aber ich glaube, das die Umsetzung dieses
Vier-Augen-Prinzips jedenfalls auf längere Sicht gesehen eine vernünftigere und
auch kostensparendere Variante ist, als einen hier walten zu lassen.
Ihre andere Frage ist ein bisschen schwieriger zu
beantworten. Wenn ich jedes Mal Mitarbeiter der Stadt oder vorgelagerter
ökonomischer Organisationen hinausschmeiße, wenn sie unterschiedliche
Rechtsauffassungen haben, dann würde ich langsam aber sicher ziemlich allein
hier sitzen, denn das passiert immer wieder. Das ist gar keine Frage. Natürlich
gibt es immer wieder unterschiedliche Rechtsansichten dazu. Es ist aber jetzt
völlig klargestellt, erstens, was Sache ist und zweitens, dass man diese
Meinung nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern sich auch daran zu halten hat.
Das ist völlig klar und ich werde das nicht mehr diskutieren.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
4. Zusatzfrage wird von GR Mag Neuhuber gestellt.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister!
Bleiben wir ein bisschen bei den Konsequenzen. Die
Frau Kollegin Gretner hat gerade einen, sage ich einmal, Bock, den der
Geschäftsführer Wurz mit der Rechtsmeinung geschossen hat, schon aufgezählt.
Jetzt kann man vielleicht noch darüber diskutieren, dass es unterschiedliche
Rechtsmeinungen geben kann, aber es gibt natürlich auch andere Punkte, wo es
meiner Meinung nach nicht nur um Rechtsmeinungen, sondern um eine gesunde
Auffassung geht.
Ich nehme einen Punkt aus
dem Kontrollamtsbericht heraus. Sie haben das auch gelesen. Der Geschäftsführer
der Explore 5D, die Totalunternehmer war, die Planung gemacht hat und dann,
wie wir wissen, in Konkurs gegangen ist, war gleichzeitig Gesellschafter einer
Firma, die sage und schreibe zirka 74 Prozent der Flächen im Gebäude, das
er auf der anderen Seite quasi, vereinfacht ausgedrückt, als Bauherr vertritt,
angemietet hat. Also ich kenne kaum einen klassischeren Interessenskonflikt.
Jetzt sagt der Herr Wurz im Ausschuss und auch im Kontrollamtsbericht zu seiner
Verteidigung, er hat sich gedacht, wenn er auf der einen Seite Mieter und auf
der anderen Seite Bauherr ist, dann wird er ordentlich bauen.
Ich meine, ganz ehrlich, Sie sind
Generaldirektor,
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